Kiel . Mit Verspätung begann in Schleswig der Prozess gegen zwölf Männer, die auch in Kiel ein Pfandleihhaus brutal überfallen haben sollen
Mit rund zweieinhalb Stunden Verspätung und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Freitag in Schleswig der Prozess gegen zwölf mutmaßliche Mitglieder einer osteuropäischen Räuberbande begonnen.
Den Männern wird vorgeworfen, in wechselnder Zusammensetzung und Verantwortung mehrere Überfälle begangen zu haben. Angeklagt sind sie wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung sowie der Beihilfe dazu. Sie haben nach Erkenntnissen der Anklage im vergangenen Jahr unter anderem ein Pfandhaus in Kiel sowie einen Juwelier in Düsseldorf überfallen.
Zudem sollen sie sich zu einem weiteren geplanten Überfall in München verabredet haben. Doch dazu kam es nicht mehr. Die Polizei griff vorher zu und nahm Mitglieder der Bande in München und Berlin fest. Auf die Schliche kamen die Ermittler den Angeklagten unter anderem durch Zugriffe auf die Handydaten.
Die mutmaßlichen Bandenmitglieder agierten bei ihren Überfällen brutal und kaltschnäuzig. Sie überfielen im August 2014 am helllichten Tag ein Juweliergeschäft in Düsseldorf, fesselten den Besitzer mit Kabelbindern in einem Nebenraum und traten ihm mindestens achtmal gegen den Kopf, wie Staatsanwalt Christopher Sievers sagte. Mit der Beute verließen sie das Gebäude und ließen ihr Opfer schwer verletzt und gefesselt zurück - nur durch Zufall habe der Neffe des Mannes diesen entdeckt, sagte Sievers.
Eigentlich sollte der Prozess am Morgen beginnen
Ähnlich brutal gingen Mitglieder der Bande bei ihrem Überfall auf ein Auktions- und Pfandhaus in Kiel vor. Wieder fesselten sie einen anwesenden Mitarbeiter nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit mitgebrachten Kabelbindern und raubten Schmuck im Wert von rund einer halben Million Euro.
Eigentlich sollte der Prozess bereits um 9.30 Uhr beginnen, doch die Anwälte wollten sich erst beraten - unter anderem über die Sitzordnung ihrer Mandanten und auch die Sicherheitsvorkehrungen. Sie bemängelten, dass vermummte Beamte des SEK mit Waffen im Gerichtssaal sein sollten. Zum Schluss führten die SEK-Beamten nur einige der Angeklagten rein, während der Hauptverhandlung selbst waren etwa 30 Justizbeamte im Verhandlungssaal.
Wegen Platzmangesl wurde der Prozess von Kiel nach Schleswig verlegt
Zuständig für den Mammutprozess mit rund 60 Verfahrensbeteiligten ist die 7. große Strafkammer des Landgerichts Kiel. Aus Platzmangel wurde der Prozess aber in Saal sechs des Oberverwaltungsgerichts in Schleswig verlegt. „Der Prozess ist schon besonders“, sagte Landgerichtssprecherin Rebekka Kleine. Alleine wegen des hohen Sicherheitsaufwandes. Die Angeklagten gelten als gefährlich. Sie wurden mit Handschellen gefesselt von je zwei Beamten in den Gerichtssaal geführt. Damit sie während der Verhandlungspausen nicht miteinander sprechen können, sind im Hof des Gerichts Container aufgestellt worden, in denen die Angeklagten einzeln untergebracht werden.
Für den Prozess sind zunächst mehr als 20 Verhandlungstage bis ins nächste Jahr angesetzt. Der nächste Termin ist für den 6. Oktober geplant.