Das Etablissement will vom Rand der Stadt in ein Appartementhaus in der Mitte umziehen. Die ersten Klagen sind schon eingereicht.
Sylt/Niebüll. Ein Bordell in bester Sylter Lage – das sorgte schon im vergangenen Jahr für Zündstoff auf der Urlaubsinsel. Letztlich kam es nicht dazu, der Widerstand war zu groß. Damals wurde ein alteingesessenes Etablissement als Beispiel dafür genannt, was die Insel vertragen kann. Das befindet sich bislang am Rande von Westerland, doch nun sorgen Umzugspläne des alteingesessenen Etablissements für neue Bordelldiskussionen auf Sylt. In Sichtweite zum Rathaus soll die „Schankwirtschaft“ ins Erdgeschoss eines Apartmenthauses einziehen.
„Das passt nicht hierher“, sagt ein Sylter vor dem geplanten Standort. „Ein Etablissement dieser Art passt nicht in ein Apartmenthaus.“ Die Gemeinde hat eine Sperrbezirksverordnung beantragt, sagt Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos). Das Verfahren läuft noch. Allerdings, gibt Häckel zu bedenken, würde diese nur für Straßenprostitution gelten. Was sich in der „Schankwirtschaft“ abspielt, wird von der Verordnung nicht erfasst. „Es gab mit dem „Eve’s“ nie Probleme am jetzigen Standort“, fügt Häckel hinzu. Er will das Gespräch mit Eigentümern aus dem Apartmenthaus suchen.
Einige von ihnen haben große Bedenken. „Das Haus wird komplett saniert“, erklärt ein Eigentümerpaar auf Sylt, das sich die Bauarbeiten im Erdgeschoss vor dem geplanten Etablissement ansieht. „Wir haben schon Befürchtungen, das ist sicher nicht förderlich für so eine Wohnanlage. Was ist, wenn nachts um zwei Theater los ist, wenn da noch Leute grölen?“ Früher habe es Pläne für eine Arztpraxis und Therapieräume gegeben. Die Eigentümerin des Nachtclubs wollte sich auf Anfrage nicht zu der Debatte äußern.
Einige Eigentümer suchen bereits ihr Heil vor Gericht: Vor dem Amtsgericht Niebüll gehe es in einem einstweiligen Verfügungs-Verfahren und einem Hauptsacheverfahren darum, Bauarbeiten vorläufig zu stoppen, sagt eine Gerichtssprecherin. Am 30. September soll es eine Entscheidung geben.
Und auch das andere Bordell, dessen Ansiedlung in Westerland im vergangenen Jahr scheiterte, ist immer noch ein Fall für die Justiz. Die Vermieter-Gesellschaft der vorgesehenen Räumlichkeiten klagt gegen den Bordellbetreiber auf Zahlung einer Mietsicherheit in Höhe von 245 000 Euro. Zuletzt wurde im März vor dem Landgericht Flensburg öffentlich verhandelt. Wann eine Entscheidung fällt oder ob ein Vergleich zustande kommt, ist noch offen. Der Streit um die Ansiedlung hatte Anfang 2014 sogar Frauenrechtlerin Alice Schwarzer auf den Plan gerufen, die der damaligen Bürgermeisterin Petra Reiber ihre Unterstützung anbot.