Kiel/Berlin. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) schaltet sich in die Debatte um die wachsende Wolfs-Population ein. Es könne sein, dass der Mensch eingreifen müsse.
In der Debatte um wieder heimisch gewordene Wölfe hält Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Ernstfall ein Eingreifen für denkbar. Wölfe dürften keine gefühlte oder echte Bedrohung in der Nähe von Wohngebieten werden. „Es kann einen Punkt geben, an dem die Wolfs-Population so groß wird, dass wir eingreifen müssen“, sagte der CSU-Politiker der „Bild“-Zeitung (Montag). Der Wolf falle zwar unter den Artenschutz, dürfe aber nicht zum Problem werden. Zuvor hatte Niedersachsens Umweltministerium für den Notfall auch drastische Maßnahmen bis hin zur Tötung genehmigt.
„Der Schutz des Menschen hat immer Vorrang vor dem Artenschutz“, sagte Schmidt. „Hier gilt: keine Experimente, sondern das Prinzip Verantwortung.“ Der in Deutschland heimisch gewordene Wolf müsse sich an das Ökosystem und die dicht besiedelte Kulturlandschaft anpassen. „Auch Wölfe stehen wie jede andere Gattung nicht für sich allein und müssen in das Gesamtgefüge passen.“
Niedersachsen erlaubt schon drastische Maßnahmen
In Niedersachsen war die Debatte nach der Sichtung eines Tieres in einem Wohngebiet im Kreis Oldenburg weiter angefacht worden. Nach mehreren Meldungen und Fotos eines Wolfes in einer Siedlung in Wildeshausen berieten die Kreisstadt und das Umweltministerium in Anfang März über das weitere Vorgehen. Das Ergebnis: Wegen der befürchteten Gefahren könne das Tier mit Gummigeschossen vertrieben, betäubt und in letzter Konsequenz auch getötet werden, teilte das Ministerium damals mit. Diese Maßnahmen stünden im Einklang mit dem Bundesnaturschutzgesetz und dürften nur in Abstimmung mit den zuständigen Behörden ergriffen werden.
Schleswig-Holsteinischer Problem-Wolf stammt aus Munster
Unterdessen wurde bekannt, dass ein verhaltensauffälliger Wolf, der im Februar in Schleswig-Holstein im Kreis Herzogtum Lauenburg in eine Schafherde eingedrungen war, aus Niedersachsen kam. Der junge Rüde stamme aus einem Rudel vom Truppenübungsplatz Munster, teilte das Landwirtschaftsministerium in Kiel unter Berufung auf die Genetikuntersuchung mit. Das Tier hatte sich bei dem Angriff auf die Schafherde ungewöhnlich verhalten. Es zeigte kaum die für Wölfe typische Scheu vor Menschen und ließ sich erst nach längerer Zeit vertreiben. Aggressiv gegenüber Menschen war der Wolf nicht.