Die einen träumen von Bildern mit internationaler Politprominenz. Für andere ist das geplante Treffen der G7-Außenminister ein Ärgernis. Sie fürchten Straßensperrungen, Umsatzeinbußen und Krawalle.

Lübeck. Mitte April wird die Hansestadt Lübeck zwei Tage lang im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen.

Am 14. und 15. April treffen sich die Außenminister der G7-Staaten in der Hansestadt, um nach Lösungen für die Krisen der Welt zu suchen. Er betrachte die Wahl Lübecks als Tagungsort als große Auszeichnung, sagt Bürgermeister Bernd Saxe (SPD).

Das Auswärtige Amt hatte die Stadt im vergangenen Jahr gebeten, das Außenministertreffen auszurichten. Deutschland hatte im Juni 2014 für ein Jahr die Präsidentschaft der Gruppe der sieben wichtigsten Industriestaaten übernommen.

Nach dem bisherigen Stand der Planungen werden Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und seine Kollegen aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA im neuen Europäischen Hansemuseum im Norden der Altstadt tagen. Steinmeier begründete die Wahl Lübecks als Tagungsort damit, dass die Stadt wunderschön und als Heimat der Buddenbrooks weltberühmt sei, wie es auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes heißt. Außerdem verweist er auf den weltoffenen Symbolwert Lübecks als Hansestadt. „Die Hanse ist ja ein Beispiel dafür, wie man bei allen unterschiedlichen Interessen über staatliche, sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg ein Modell der Zusammenarbeit gefunden hat, das großen Teilen Europas Wohlstand und ein friedliches Miteinander gebracht hat“, heißt es.

Doch während die Touristiker und auch das Lübeck Management das Treffen positiv sehen, betonen Kritiker die negativen Aspekte. Ein Bündnis aus überwiegend linken Gruppierungen befürchtet unter anderem massive Behinderungen für Bürger und Geschäftsleute durch weiträumige Straßensperrungen und Einschränkungen des Demonstrationsrechts. Sie haben für den 14. April bereits Proteste angekündigt. Einer ihrer Kritikpunkte: Weder die Bürger, noch die Bürgerschaft seien gefragt worden, ob sie das Treffen in ihrer Stadt überhaupt wollen.

„Die Bürgerschaft muss internationalen Veranstaltungen wie dem Außenministertreffen nicht zustimmen. Als die dänische Königin vor einigen Jahren Lübeck besucht hat, hat die Verwaltung das auch allein entschieden und niemand hat sich beschwert“, sagt Saxe. Er geht davon aus, dass es während des Treffens allenfalls kurzfristig zu Straßensperrungen kommt. „Ich betrachte das Treffen als tolle Auszeichnung für Lübeck“, sagt der Verwaltungschef.

Auch die der Geschäftsführer des Lübecker und Travemünde Marketings, Christian Martin Lukas, sieht das Treffen als große Chance für die Stadt. „Eine internationale Veranstaltung solchen Kalibers bringt uns eine Medienpräsenz, die wir über normale Werbung nie erreichen würden“, sagt Lukas.

Für den Einzelhandelsverband Nord hat die Großveranstaltung dagegen auch eine andere Seite. „Einerseits wird die Stadt zwei Tage lang im Focus der Weltöffentlichkeit stehen. Doch wenn es tatsächlich dazu kommt, dass die Altstadt für zwei Tage praktisch abgeriegelt wird, sind die Geschäfte nicht erreichbar. Dadurch entstünden geschätzte Umsatzverluste von bis zu 1,5 Millionen Euro pro Tag“, sagt Hauptgeschäftsführer Dierk Böckenholt. „Wir fragen uns, warum die Verantwortlichen nicht einen anderen Veranstaltungsort gewählt haben, der sicherheitstechnisch weniger aufwendig ist und den Handel nicht so stark belastet.“

„Sicherlich hätte es für ein Treffen dieser Dimension geeignetere Orte gegeben, an denen Ähnliches schon mal erfolgreich abgehalten wurde“, meint auch Thomas Gründemann vom Geschäftsführenden Landesvorstand der Polizeigewerkschaft GdP Schleswig-Holstein. Wegen des Gipfels und der zu erwartenden Demonstrationen gilt für rund zehn Prozent der 6500 Polizisten Schleswig-Holsteins rund um den Termin eine zweiwöchige Urlaubssperre. „Nach unseren Erkenntnissen werden bei dem Außenministertreffen mindestens 3000 Polizeibeamte aus ganz Deutschland im Einsatz sein“, sagt Gründemann. „Wo die alle untergebracht werden sollen, wissen wir noch nicht.“