Insgesamt nahm die Polizei 19 Personen fest, die bundesweit Juweliere und Pfandleiher überfallen haben sollen. Fest steht bereits, dass der Überfall in Kiel auf das Konto der osteuropäischen Bande geht.
Kiel/München/Berlin. Die Polizei hat eine osteuropäische Räuberbande zerschlagen, der Überfälle in ganz Deutschland auf Juweliere und Pfandleihhäuser angelastet werden.
Es habe am Montag insgesamt 19 Festnahmen in München und Berlin gegeben, inzwischen seien sieben Haftbefehle erlassen worden, sagte die federführende Kieler Staatsanwältin Birgit Heß am Dienstag. Der Kieler Polizeidirektor Thomas Bauchrowitz sprach von einem großen Erfolg, die Bande sei Teil der organisierten Kriminalität gewesen. „Wir vermuten, dass sie auch Kontakte ins Ausland hatte.“
Bereits sicher zugeschrieben werden der Bande Überfälle auf ein Juweliergeschäft in Düsseldorf vom 22. August, bei dem der Juwelier schwer verletzt wurde, und auf ein Kieler Pfandleihhaus am 9. Oktober, bei dem die Täter Schmuck und wertvolle Uhren im Gesamtwert von rund 500.000 Euro erbeuteten.
Die Täter misshandelten dabei einen 25-jährigen Mitarbeiter brutal mit einem Elektroschocker. Heß geht davon aus, dass drei der Verhafteten den Überfall in Kiel begangen haben. Bei dem Düsseldorfer Fall sei strafrechtlich zu prüfen, ob es sich um ein versuchtes Tötungsdelikt handelte.
Keine Zeit zur Gegenwehr bei Festnahme
Heß und Bauchrowitz betonten die hervorragende Zusammenarbeit der Polizei und Staatsanwaltschaften in Kiel, München und Berlin. So habe man am Wochenende Kenntnis von dem am Montag geplanten Überfall auf einen Juwelier in der bayerischen Landeshauptstadt erhalten.
Es sei hochgefährlich gewesen, die Täter in der belebten Innenstadt tagsüber zu stellen. „Wir mussten davon ausgehen, dass sie bewaffnet waren.“ Sichergestellt wurden Kabelbinder und Pfefferspray. Zeit zur Gegenwehr hätten die mutmaßlichen Verbrecher nicht gehabt, so schnell sei der Zugriff erfolgt, sagte Bauchrowitz.
Der Kopf der Bande soll in Berlin agiert haben. Nach den Festnahmen in München habe die Polizei auch in Berlin zugegriffen. Dort hätten sich einige Verdächtige gerade davon machen wollen, sagte Heß. Die Polizei stoppte am Montagabend einen Transporter mit litauischem Kennzeichen und überwältigte mehrere Männer. „Die Bande ist hoch konspirativ, strukturiert und geplant vorgangen“, sagte Bauchrowitz. „Der Ermittlungserfolg konnte nur durch Rückgriff auf gespeicherte Daten gelingen, das muss man auch mal sagen“, betonte der Polizeidirektor.
Dass die Täter tagsüber das Leihhaus in Kiel unmaskiert überfallen hatten und dabei Fotos der Sicherheitskamera in Kauf nahmen, bezeichnete Heß als „eine neue Dimension“ von Kriminalität.
Ob und wie viel Beute sichergestellt wurde, war am Dienstag unklar. „Wir haben darüber noch keinen Überblick“, sagte Heß. Die Polizei habe aber zahlreiche Beweisstücke in Berlin und München beschlagnahmt. Auf Polizeiebene laufen jetzt national und international Abfragen, um zu klären, welche Verbrechen die Bande begangen hat.