Die Nordkirche kündigte unter anderem an, ein Beschwerdemanagement einzurichten und Mitarbeiter in einem Kriseninterventionsteam einzusetzen.
Hamburg. Mit einem Zehn-Punkte-Plan will die evangelische Nordkirche künftig sexuellen Missbrauch in ihren Gemeinden und Einrichtungen verhindern. Damit zieht die Nordkirche Konsequenzen aus den sexuellen Missbrauchsfällen in Ahrensburg (Schleswig-Holstein), Hamburg und anderen Teilen der ehemaligen Nordelbischen Kirche.
Damit folgt die Kirchenleitungen den Empfehlungen einer Unabhängigen Expertenkommission, die am Dienstag in Hamburg ihren Schlussbericht zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen vorgelegt hat. So will die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland ein kirchliches Beschwerdemanagement einrichten und qualifizierte Mitarbeiter in einem Kriseninterventionsteam einsetzen.
Außerdem hat die Kirchenleitung nach Angaben von Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs ein Disziplinarverfahren gegen eine pensionierte Pröpstin in Aussicht gestellt. Die Theologin soll 1999 ihre Amtspflichten verletzt und Hinweisen auf Missbrauchsfällen in Ahrensburg nicht nachgegangenen sein.
Wie Bischöfin Fehrs dem Abendblatt sagte, drohe der ehemaligen Oberkirchenrätin im Extremfall die Aberkennung ihrer Ordinationsrechte.
Der 500 Seiten starke Schlussbericht der Unabhängigen Kommission hat mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs untersucht, die sich teilweise in den 1970er-Jahren ereigneten. Mit zwölf betroffenen Opfern wurden lange Interviews geführt, darüber hinaus legten 20 weitere ihre Berichte vor. "Viele Betroffene aber schweigen noch heute, weil sie ein Outing nicht haben wollen", sagte die Sozialwissenschaftlerin und Gründerin von "Zartbitter", Ursula Enders. Sie gehörte der Kommission an.