Die Zukunft des U-Bootbaus in Schweden von ThyssenKrupp ist mit einem Fragezeichen versehen. Der deutsche Konzern und Schweden konnten in einem Spitzengespräch Probleme nicht ausräumen.

Kiel. Die Differenzen zwischen dem deutschen Konzern ThyssenKrupp und Schweden über die Perspektiven des U-Bootbaus in dem skandinavischen Land und mögliche Aufträge in Milliardenhöhe sind ungelöst. Nach einem Spitzengespräch am Dienstag in Stockholm erklärte die Generaldirektorin der schwedischen Beschaffungsbehörde FMV, Lena Erixon, die Lage sei unverändert. Es gebe derzeit nicht die Voraussetzungen, A 26-U-Boote für die schwedische Marine und Überarbeitungen der Gotland-Klasse bei der TKMS AB zu bestellen, hieß es. TKMS AB, früher schwedische Staatswerft Kockums, gehört als Tochterunternehmen zu ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS).

Dass die FMV bei dem bisher nur auf dem Reißbrett entworfenen U-Boot A 26 nicht weiter mit TKMS zusammenarbeiten wolle, begründete die Behörde unter anderem damit, dass das Unternehmen keinen Export zulassen wolle. Dadurch gebe es im Prinzip keine Möglichkeit, international im U-Boot-Bereich zusammenzuarbeiten. Das verhindere die Aufrechterhaltung der nationalen Sicherheitsinteressen im Unterwasserbereich, weil es keine Voraussetzungen für Schweden gebe, die Kosten für die Entwicklung und Wartung von U-Booten mit anderen Ländern zu teilen.

TKMS bekräftigte nach dem Gespräch in einer eigenen Stellungnahme, Schweden in mehreren Punkten entgegenkommen zu wollen. So erklärte das deutsche Unternehmen, es werde sich für den zukünftigen Export von A 26-Booten einsetzen – „in Erwartung eines beiderseitigen Nutzens sowie unter der Wahrung von Transparenz“.

Wer soll in Schweden U-Boote bauen?

Bisheriger Knackpunkt ist nach dpa-Informationen, dass Schweden einen Festpreis verlangt, aber die eigenen geheimen Konstruktionspläne für das 1800-Tonnen-U-Boot nicht TKMS dargelegt hat. So würde aus Sicht von TKMS eine verlässliche Kalkulationsgrundlage fehlen.

Die Zahl der U-Boote, die Schweden bauen lassen will, ist unklar. Seit langem sind zwei A 26 im Gespräch. Kürzlich berichtete die schwedische Boulevardzeitung „Expressen“, Außenminister Carl Bildt wolle nun fünf neue U-Boote für Schwedens Marine kaufen – eine Investition von fast zehn Milliarden Kronen (umgerechnet 1,12 Milliarden Euro).

Im Hintergrund schwelt ein grundlegender Streit, wer in Schweden in Zukunft U-Boote baut. Ende Februar hatte die schwedische Behörde FMV eine Studie bei dem Rüstungsbauer Saab in Auftrag gegeben. Sie soll die Möglichkeiten einer verstärkten Versorgungsstrategie für den Unterwasserbereich und die nächste Generation U-Boote in Bezug auf Design und Produktion untersuchen. Ziel sei es, eine langfristige Versorgungslösung zu finden, um die Kontrolle über ein strategisches, nationales Sicherheitsinteresse zu erlangen, schrieb die FMV.

Konflikte zwischen Saab und ThyssenKrupp

Sollte Saab U-Boote für Schweden bauen, wäre TKMS AB ausgebootet. Die frühere Staatswerft hat etwa 900 Arbeitsplätze an den drei Standorten Malmö, Karlskrona und Muskö. Volle Auslastung ist zurzeit nicht gegeben. Von schwedischer Seite wurde der Vorwurf laut, die deutschen Eigentümer würden das schwedische Tochterunternehmen ausbluten lassen – zu Gunsten der auf Jahre ausgelasteten TKMS-Werft in Kiel – früher HDW – mit 2300 Mitarbeitern.

TKMS bot jetzt an, „zur Überbrückung aktueller Defizite bei der Kapazitätsauslastung“ bei TKMS AB „in Kürze bedeutende Arbeitspakete“ nach Schweden zu verlagern. Dafür sei die notwendige Zustimmung der FMV angefragt worden. Allen Mitarbeitern von TKMS AB „werden zudem finanzielle Anreize geboten, um das Unternehmen zu stabilisieren“.

Im Raum steht der Vorwurf von TKMS, Saab würde Personal abwerben – was der schwedische Rüstungskonzern aber bestritten hat. In der TKMS-Pressemitteilung hieß es, die TKMS-Vertreter hätten bei dem Gespräch „ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht, dass die von Saab offensichtlich unternommenen Anstrengungen zur Abwerbung von Schlüsselpersonal von ThyssenKrupp Marine Systems AB (ehemals Kockums) in Malmö und Karlskrona Schwedens eigene U-Boot-Kompetenz gefährden und zu Risiken für die schwedische Marine und ihren laufenden, von ThyssenKrupp Marine Systems AB gedeckten Instandhaltungsbedarf führen könnten.“