In seinem Netz fand Konrad Fischer eine Bierflasche mit einer Postkarte aus dem Jahr 1913. Die bisher älteste Flaschenpost war aus dem Jahr 1914 und wurde vor den Shetland-Inseln gefunden.
Kiel. – „Jeden Schiet“ hat Konrad Fischer schon als Beifang in der Kieler Förde im Netz gehabt. Doch das, was der 65-Jährige nun aus dem Wasser holte, ließ auch den erfahrenen Ostseefischer staunen: eine Bierflasche mit Postkarte von 1913. Sie ist älter als die bisher im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete älteste Flaschenpost von 1914. „Es war am Dienstag so gegen 14.00 Uhr, als wir das Netz etwa zwei Seemeilen östlich des Kieler Leuchtturms aus dem Wasser holten, da war dann diese braune Bierflasche dabei“, berichtet der 65-Jährige aus Heikendorf am Ostufer bei Kiel am Donnerstag. Zuvor hatten die „Kieler Nachrichten“ über den erstaunlichen Fang berichtet.
Eigentlich wollte Fischer die Flasche schon über Bord werfen, aber dann sah er, dass ein Schriftstück darin war. „Der Porzellanverschluss ist beim Öffnen sofort zerbröselt, mit einem Draht habe ich die aufgerollte Postkarte rausgeholt“, erzählt Fischer am Handy. Er ist wieder draußen auf See und nur schwer zu verstehen wegen des dröhnenden Motors seines Kutters.
Seine Frau Kerstin (55) erzählt zu Hause in Heikendorf, was inzwischen über die stark verblichene, in Sütterlin beschriebene dänische Postkarte herausgefunden wurde. Bis auf das Datum und den Absender des verblassten Textes habe sie nichts entziffern können, „dabei kann ich noch ein bisschen Sütterlin lesen“. Der Absender ist laut „Kieler Nachrichten“ Richard Platz aus Berlin-Baumschulenweg, der den Finder bittet, die Karte an seine Adresse zu schicken. Beigefügt sind zwei Briefmarken aus dem deutschen Kaiserreich - „vermutlich, um keine Kosten zu verursachen“, sagt Kerstin Fischer. Nach Informationen der Zeitung sei bis auf die Bitte, die Karte zurückzuschicken, bislang nichts entzifferbar gewesen.
Bei den „Kieler Nachrichten“ wurde das historische Dokument eingescannt, vergrößert und Kontrastverstärker eingesetzt – „um die Schrift sichtbarer zu machen, was auch gelang“, erläutert Rainer Pregla, Chef der „KN“-Dokumentation. Auch der Kieler Stadtarchivar habe sich die Karte schon angeschaut. Näheres ist noch nicht bekannt, dafür aber über die Flasche. Auf deren Bauch steht das Wort „Kiel“ und darüber ist eine Art Kreuz zu sehen – es erinnert an den Deutschen Orden – samt Schriftzug „Höchste Auszeichnung“. In der Kaiserzeit gab es mehrere Brauereien in Kiel, „doch warum ein Berliner seine Post aus Dänemark ausgerechnet in einer Kieler Flasche versenkt, bleibt schleierhaft“, schreiben die „Kieler Nachrichten“.
Das Guinness-Buch der Rekorde nennt bisher als älteste Flaschenpost eine knapp 98 Jahre alte Mitteilung vom 10. Juni 1914, die ein britischer Fischer am 12. April 2012 in einer Flasche vor den Shetland-Inseln fand. Im September 2013 berichteten kanadische Medien über einen Kanadier, der eine Flaschenpost sogar aus dem Jahre 1906 an einem Strand von Vancouver Island entdeckt haben will.
Seit einem halben Jahrhundert arbeitet Konrad Fischer als Fischer. Seitdem hat er neben ungezählten Tonnen Fisch auch Minen, Bomben, einen Torpedo und eine Leiche aus dem Wasser geholt – und jetzt eben die 101 Jahre alte Flaschenpost. Entschieden, was er mit der Flasche samt Postkarte macht, hat er sich noch nicht: „Weiß nicht, vielleicht meistbietend versteigern.“