Der Nachfolger von Rolf Beck kündigte an, es werde mehr Konzerte und Musikfeste, aber keine Länderschwerpunkte mehr geben. Im Mittelpunkt steht die Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Neumünster. Der neue Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), Christian Kuhnt, stellte am Dienstag in Neumünster das Festivalprogramm für den Sommer vor – das erste unter seiner Ägide.
Roter Teppich vor dem Auktionsring der Neumünsteraner Holstenhallen, wo sonst Zuchtbullen versteigert werden: Der neue Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals, Christian Kuhnt, setzte schon mit der Wahl der Location für die Programm-Präsentation ein Zeichen für frischen Wind. Als Stargast der Pressekonferenz stand die junge argentinische Cellistin Sol Gabetta (32) mit ihrer Ausstrahlung und Begeisterungsfähigkeit für den neuen Aufbruch des Festivals im Norden.
Er wolle die Musik direkt zu den Menschen bringen und die Grenzen der klassischen Musik überschreiten, sagte Kuhnt, seit Oktober Nachfolger des langjährigen Intendanten Rolf Beck. „Wir laden die Stars dazu ein, hier im Land zu verweilen, sich auf die Landschaft und das Publikum einzulassen und die warmherzige Gastfreundschaft der Schleswig-Holsteiner zu erleben“, sagte Kuhnt.
Das Schleswig-Holstein Musik Festival 2014 bietet im Sommer vom 5. Juli bis 31. August ein Mega-Programm von Felix Mendelssohn bis Elton John. Es ist musikalisch und vom Umfang her deutlich ausgeweitet worden. Insgesamt 164 Konzerte – im Vorjahr waren es 118 – sind vorgesehen, dazu kommen fünf Musikfeste auf dem Lande und zwei Kindermusikfeste. Die Zahl der Spielstätten wurde auf 84 ausgeweitet, darunter jetzt auch zum ersten Mal der Auktionsring.
Schwerpunkt ist das Werk des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Rund 70 Prozent des Programms stehe direkt oder indirekt mit dem Komponisten in Verbindung, sagte Kuhnt. Dafür bricht der Intendant beim 29. SHMF mit einer Tradition und verzichtet auf einen Länderschwerpunkt.
Sol Gabetta wird als „Künstlerporträt“ vorgestellt, sie wird 17 Konzerte geben. Kuhnt lobte die künstlerische Qualität und Begeisterungsfähigkeit der 32-Jährigen als typisch für das Festival und dessen Künstler.
Unter dem Motto „Luustern“ – auf Plattdeutsch hören – sind Stars abseits der Klassik beim Festival zu hören. Dazu gehören der englische Popstar Elton John, der Sänger Max Raabe, der Schlagerparodist Dieter Thomas Kuhn, Ina Müller und Bobby McFerrin. „Wenn man es böse meint – Beliebigkeit – wenn man es gut meint - Freiheit“, sagte Kuhnt zur Ausweitung des Programms.
Ein Höhepunkt ist zum Finale am 31. August die Aufführung des Oratoriums „Elias“ in der Sparkassen-Arena Kiel: Da Mendelssohn die Arbeit mit musikbegeisterten Laien eine Herzensangelegenheit war, lässt der Festivalintendant in der SHMF-Chorakademie den „Elias“ einzustudieren und zum Abschluss des Festivals gemeinsam mit dem NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock zu präsentieren. 260 Laiensänger, davon 100 aus Birmingham – der Geburtsstadt von Mendelssohn, werden mitwirken sowie ein erweitertes Orchester mit weit über 100 Musikern.
Mit einem besonderen Projekt erinnern die jungen Musiker der SHMF-Orchesterakademie an den Festival-Mitbegründer Leonard Bernstein (1918-1990): Der US-Dirigent und Filmkomponist David Newman wird mit der „West Side Story“ Bernsteins berühmtes Werk auf die Bühne bringen und den Originalfilm von 1961 musikalisch begleiten – eine Deutschlandpremiere. In den dann frisch ausgebauten Holstenhallen hofft Kuhnt auf zweimal 3500 Besucher.
Eröffnet wird das SHMF traditionell vom NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Hengelbrock in der Lübecker Musik- und Kongresshalle mit zwei Konzerten am 5. und 6. Juli.
Finanziell ist das Festival in etwa so ausgestattet wie im vergangenen Jahr. Der Landeszuschuss beträgt unverändert 1,2 Millionen Euro, und die fünf Hauptsponsoren sind weiterhin dabei. Vom Gesamtetat in Höhe von 9,1 Millionen sollen über die Karten rund fünf Millionen Euro hereinkommen. Kuhnt kalkuliert mit einer Auslastung von 70 Prozent – im Vorjahr wurden 92 Prozent erreicht.
Justus Franz und Leonard Bernstein begründeten das Schleswig-Holstein Musik Festival 1986. Es gehört zu den größten Flächenfestivals der Welt. Aufführungen gibt es nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch in Hamburg, im Süden Dänemarks und dem nördlichen Niedersachsen. Gutshöfe, Kirchen und Werften gehören zu den zahlreichen Spielstätten.
Viel Aufmerksamkeit dürfte am 13. Juli in Lübeck das Konzert des Gewinners des diesjährigen Leonard-Bernstein-Awards, des 26-jährigen gebürtigen Bamberger Pianisten Christopher Park mit deutsch-koreanischen Wurzeln, finden. Am 21. Juli wird der Österreicher Bernd Richard Deutsch mit dem Hindemith-Preis 2014 des Schleswig-Holstein Musik Festivals ausgezeichnet.