Die Sanierung der Rader Hochbrücke sorgt bereits für eine angespannte Verkehrslage in Schleswig-Holstein. Jetzt will Verdi den Kanaltunnel in Rendsburg bestreiken, der als Ausweichroute dient.

Rendsburg. Die durch die Sanierung der Rader Hochbrücke angespannte Verkehrslage in Schleswig-Holstein könnte sich in der kommenden Woche durch einen Streik noch weiter verschärfen. Die Gewerkschaft Verdi will in der Tarifauseinandersetzung bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) vom nächsten Mittwoch an womöglich an drei Tagen auch den als Ausweichroute für die Rader Hochbrücke genutzten Kanaltunnel in Rendsburg bestreiken. „Das könnte durchaus passieren“, sagte der zuständige Fachbereichsleiter bei Verdi Nord, Jochen Penke, am Dienstag.

Die Gewerkschaft habe der WSV, die für den Tunnel zuständig ist, angeboten, eine Notdienstvereinbarung abzuschließen, dies sei am Dienstag aber abgelehnt worden. Helmut Külsen von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in Kiel sagte, es sei richtig, dass Verdi eine Notdienstvereinbarung angeboten habe. „Die konnten wir in der Form nicht abschließen, weil arbeitswilliges Personal im Streikfall unangemessen eingeschränkt wird.“ Die Gewerkschaft habe nur einen Notbetrieb zulassen wollen, das heißt, nur Rettungsfahrzeuge und ähnliches hätten den Tunnel passieren dürfen, sagte Külsen. Falls die Leitstelle des Tunnels bestreikt werde, sei das sicherlich eine zusätzliche Belastung für den Verkehr im Norden.

Penke sagte: „Wir werden versuchen, den Streik mit Augenmaß zu steuern.“ So solle der Tunnel nicht komplett drei Tage zugemacht werden, um Entlastungen und Ventile zu schaffen. Der Tunnel wird zurzeit saniert und ist pro Fahrtrichtung nur auf einer Spur befahrbar. Da die marode Rader Hochbrücke derzeit für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt ist, wird der Tunnel verstärkt auch von schweren Lastwagen genutzt. Deswegen stockt der Verkehr hier mehr als sonst. Zurzeit wird daher geprüft, ob die Sanierung gestoppt und in der Oströhre eine zusätzliche Spur nach Norden freigegeben werden kann.

Kritik an den angekündigten Streiks kam aus Politik und Wirtschaft. Der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UVNord), Uli Wachholtz, monierte, Verdi zeige einmal mehr, „dass dieser Gewerkschaft jegliches Problem- und Verantwortungsbewusstsein für die Arbeitsplätze unseres Landes fehlt“.

Der Verkehrsexperte der CDU-Landtagsfraktion, Hans-Jörn Arp, sagte: „Normalerweise mischen wir uns in Tarifauseinandersetzungen nicht ein. Aber das geht eindeutig zu weit.“ Der Rendsburger Kanaltunnel sei derzeit die einzige Nord-Süd-Passage für schwere Fahrzeuge in diesem Abschnitt. „Eine Blockade hätte volkswirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe zur Folge.“

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt sagte, er könne das Anliegen der WSV-Beschäftigten verstehen, aber mit der Ankündigung begebe sich Verdi angesichts der Teilsperrung der Rader Hochbrücke in den Bereich der Unverhältnismäßigkeit.

SPD-Fraktionschef Ralf Stegner hingegen wies darauf hin, es gehe um Tarifverträge, die den Bund betreffen. „Wer motivierte Beschäftigte möchte, muss für gute Tarifverträge sorgen. Wir wünschen uns Augenmaß auf allen Seiten!“

Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sagte, er gehe davon aus, dass Verdi die zugespitzte Verkehrssituation richtig einschätze, sehr besonnen reagiere und es deshalb nicht zu einem Streik am Tunnel kommen werde.

Die Sanierungsarbeiten an den maroden Pfeilern der Rader Hochbrücke gingen derweil auch am Dienstag weiter. Bis zum Mittag waren an der Südseite des Kanals vier Brückenpfeiler-Köpfe mit Stahlkorsetts ummantelt und einer davon bereits vollständig mit Spritzbeton saniert, teilte das Verkehrsministerium mit. Die Stahlarbeiten an den Pfeilern auf der Nordseite des Kanals liefen ebenso wie die weitere Beton-Sanierung auf der Südseite. Sechs Hinweistafel für eine verbesserte Ausschilderung der Umleitungen sollen noch diese Woche geliefert und bis zum 12. August montiert werden.