Immer mehr Eltern lassen ihre Kleinsten in Krippen betreuen. Ab August haben sie einen Rechtsanspruch darauf. Der Kita-Ausbau kommt im Norden gut voran. Überall entstehen neue Einrichtungen.

Kiel. Die meisten Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein können die Elternwünsche in der Kleinkinder-Betreuung offenkundig erfüllen. Die Kommunen seien gut gerüstet, erklärten Verbandsvertreter am Freitag in Kiel. Vom 1. August an besteht für Kinder ab vollendetem ersten Lebensjahr Anspruch auf Betreuung in einer Kita oder in der Tagespflege. Mit einer Klagewelle rechnen die Kommunalverbände nicht.

Laut Familienministerin Kristin Alheit (SPD) wird im Norden derzeit eine Betreuungsquote von etwa 30 Prozent erreicht, was den berechneten Durchschnittsbedarf decke. Momentan bewilligt sind Alheit zufolge Plätze für mehr als 36 Prozent. Das entspricht fast 24 300 Plätzen. Der Bedarf ist regional sehr unterschiedlich und schwankt nach Angaben des Gemeindetages zwischen 15 und 70 Prozent. Während an der Westküste zum Teil weniger als 20 Prozent reichen, schafft Molfsee bei Kiel bereits jetzt 64 Prozent. Die Kreisstadt Rendsburg kommt dagegen noch mit 23 Prozent aus und deckt damit auch den Bedarf.

Nach Angaben des Städteverbandes haben Kiel, Lübeck und Neumünster eine Betreuungsquote von 37 Prozent erreicht. Mit jeweils mindestens 100 neuen Plätzen werden die drei Städte im nächsten Jahr die 40 Prozent teils deutlich übertreffen. „Kiel und Lübeck können alle Bedarfe erfüllen“, sagte Städteverbands-Dezernentin Marion Marx. Flensburg stehe noch bei knapp 30 Prozent. Der Bedarf sei sicher höher, aber auch aus der Förde-Stadt seien noch keine Klagen angekündigt worden. Überdurchschnittlich hoch sind Bedarf und Ausbaustand auch in Hamburgs Umlandstädten wie Elmshorn, Ahrensburg und Pinneberg.

„Der Ausbau der Kinderbetreuung ist noch lange nicht zu Ende“, betonte der Geschäftsführer des Gemeindetages, Jörg Bülow. „Wir gehen fest davon aus, dass die Nachfrage bei den Eltern dynamisch steigen wird.“ Im Hamburger Umland hat sich laut Bülow die Zahl der Plätze zwischen 2007 und 2013 versiebenfacht. „Das Angebot erzeugt auch ein Stück Nachfrage.“

Für den weiteren Ausbau sicherte das Land jetzt weitere zusätzliche Bundesmittel in zweistelliger Millionenhöhe zu. Mehr als elf Millionen Euro stehen zur Verfügung, um fast 2000 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren einzurichten. „Dies ist ein großer Erfolg für die Familien im Land“, sagte die Ministerin. Die Zeit war knapp, denn mindestens die Hälfte seines Finanzrahmens von 19,5 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr musste das Land bis Ende dieser Woche für Projekte gebunden haben. Andernfalls wären die Mittel in andere Länder gegangen. Nun können noch weitere 8,5 Millionen abgerufen werden. Etwa 70 Prozent aller Plätze entfallen auf Kitas, der Rest auf Tagesmütter.

Laut Gemeindetag flossen in den Kita-Ausbau im Norden nach 2007 insgesamt rund 250 Millionen Euro. Damit seien gut 15 000 Plätze entstanden. Das Land unterstützt die Kommunen in diesem Jahr mit bis zu 1,5 Millionen Euro mit einem Aktionsprogramm für schwierige Fälle. „Damit wollen wir einzelnen Kommunen helfen, um vor Ort Lösungen im Sinne der Eltern umzusetzen, falls der tatsächliche Bedarf höher als erwartet ist“, erläuterte Ministerin Alheit.

Der Gemeindetag richtete den Blick bereits in die Zukunft: Auch nach 2014 werde es weiteren Ausbaubedarf geben, sagte Geschäftsführer Bülow. Aber: „Zusätzliche Fördermittel sind derzeit nicht absehbar.“ Die FDP-Landtagsabgeordnete Anita Klahn warnte vor Fachkräftemangel bei Erzieherinnen. „Wir gehören bundesweit zu den Spitzenreitern beim Zuwachs des U3-Angebots“, kommentierte Anke Erdmann von den Grünen.