Kieler-Woche-Premiere für OB Gaschke. Die SPD-Politikerin pendelt täglich zwischen Volksfest, Segel-Großevent und feinen Empfängen. Der Mix ist für sie anstrengend, aufregend und schön zugleich.

Kiel. Für das „Kieler Kind“ Susanne Gaschke ist diese Kieler Woche etwas ganz Besonderes: Heimspiel, aber auch Premiere mit Lampenfieber. „Ich liebe und genieße dieses Fest, solange ich mich daran erinnern kann“, sagt die Oberbürgermeisterin, die am 11. November vorigen Jahres in dieses Amt gewählt wurde. Mehr als die erste Hälfte der Neun-Tage-Festwoche hat die 46-Jährige gut überstanden, mit sechs, sieben Veranstaltungen am Tag. Toll sei das alles, sagt die Sozialdemokratin, aber auch: „Das ist echte Knochenarbeit. Abends weiß ich, was ich getan habe.“

Gaschke nimmt drei Welten in der Kieler Woche wahr, die Jahr für Jahr ein Millionenpublikum begeistert: die Welt des Segelns, die der Empfänge und die des Volksfestes. Am wohlsten fühlt sich die ehemalige „Zeit“-Journalistin, die eher überraschend zur Oberbürgermeisterin wurde, wahrscheinlich dann, wenn sie privat über das Festgelände am Förde-Ufer bummelt. Kleinigkeiten an der Großveranstaltung zu ändern, kann sie sich wohl vorstellen. „Aber nicht radikal.“

Die Eröffnung ihrer ersten Kieler Woche im Amt war für Gaschke sehr aufregend. „Vor 1000 oder 1500 Leuten zu reden bin ich inzwischen gewohnt, aber 7000 bis 8000 – das ist schon etwas anderes. Man schaut in irrsinnig viele Augen.“ Als die gebürtige Kielerin, die an der Förde auch zur Schule ging und studierte, die Feierfreudigen mit einem „Moin Kiel“ begrüßte, hallte es vielfach freundlich „Moin“ zurück. In Erinnerung bleiben soll offenbar ihr Satz „Die Kieler Woche, das ist wie Weihnachten, Erdbeereis und Hitzefrei zugleich“. Bei der Verleihung des Weltwirtschaftlichen Preises wiederholte sie ihn zur Sicherheit noch einmal.

Der Weltwirtschaftspreis, den unter anderem die frühere norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland bekam, gibt der Kieler Woche ebenso internationales Flair, wie es die Segelregatten und Marine-Einheiten aus zehn Staaten tun. „Für Kiel hat das Segeln eine irrsinnige Bedeutung“, sagt Gaschke. Sie will ihre Stadt aber nicht auf die „Sailing City“ verengt sehen, als die sie seit Jahren vermarktet wird. „Wir haben Weltmarktführer in der Wirtschaft, eine sehr gute Kultur und Supersport.“

Der bunte Veranstaltungsmix zwingt die Oberbürgermeisterin öfter zum Kleiderwechsel. Zum Seglerfrühstück im Olympiazentrum Schilksee kommt sie in weißen Jeans und Bluse in Orange. Hier genießt sie die entspannte Atmosphäre, auch wenn sie ganz förmlich als „Frau Dr. Susanne Gaschke“ begrüßt wird. „Es gibt andere Feste, die ich nicht mag“, sagt sie. Dem Segeln sieht sie gern zu, betreibt es aber nicht aktiv. „Ich hatte mal einen Optimisten, war damit aber wenig erfolgreich“, gesteht sie. „Und Angst vor den Hafendampfern hatte ich auch.“ Der Kieler Segelwelt schmeichelt Gaschke: „Wenn wir kein Geld haben, müssen wir intelligent sein – und die in Kiel am Segelsport Beteiligten sind sehr intelligent.“

Zum Empfang der Kieler Kaufmannschaft, gleich nach dem Seglerfrühstück, erscheint die sonst gern sportlich-legere Oberbürgermeisterin im schwarzen Kleid mit Stola in Rosa. Bei diesem Termin im feinen Hotel „Kieler Kaufmann“ gilt für die Damen eigentlich fast Hutpflicht. Gaschke belässt es bei einer schwarzen Kunstblume im kurzen Haar. Die Vertreter von Wirtschaft, Hochschulen und Bundeswehr nehmen das Stadtoberhaupt freundlich auf.

Gaschke erzählt von einer „industriepolitischen Currywurst“, die sie auf der Kieler Woche mit einem Unternehmensführer gegessen habe und versichert nichts zu tun, was die Wirtschaft behindern würde. Der bevorstehende Ausbau der Autobahn A7 sei Fluch und Segen zugleich, sagt sie auch. Am liebsten würde Gaschke gemeinsam mit ihrem Amtsvorgänger, dem in der Nähe stehenden Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD), einen Vorstoß bei der Deutschen Bahn unternehmen, um eine bessere überregionale Anbindung Kiels zu erreichen.

Das könnte ja irgendwann vielleicht klappen. Die Hoffnung auf ein besseres Wetter zur Kieler Woche als meist üblich hat sich dagegen auch in diesem Jahr wieder zerschlagen. „Am Wetterzauber muss ich noch arbeiten“, meint Gaschke dazu.