Die 29-Jährige aus Husum hatte gestanden, fünf ihrer Kinder direkt nach der Geburt getötet zu haben. Unter Tränen entschuldigte sich die Frau bei ihrer Familie. Richter: „Täterin, aber kein Monstrum“.

Flensburg. Eine junge Mutter aus Husum hat fünf ihrer Babys direkt nach der Geburt getötet und muss dafür neun Jahre ins Gefängnis. Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Flensburg verurteilte die geständige Frau am Donnerstag wegen Totschlags in fünf Fällen. Sie stellte eine verminderte Schuldfähigkeit der Angeklagten während der Taten fest. Die Frage nach dem Motiv konnte in den vier Verhandlungstagen nicht beantwortet werden. Die Kammer blieb mit ihrem Strafmaß ein Jahr unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe von zehn Jahren. Die Verteidigung hatte auf sieben Jahre plädiert.

Der 29-Jährigen wurde zugutegehalten, dass sie voll geständig ist und wirkliche Reue gezeigt hat, wie der Vorsitzende Richter Michael Lembke in der Urteilsbegründung betonte. Zudem sei sie nicht vorbestraft gewesen und das Maß der kriminellen Energie sei nicht sehr hoch gewesen. „Aber die Angeklagte hat auch fünf Neugeborene, die – wie sie selbst gesagt hat – keine Chance auf Leben hatten, getötet“, sagte Lembke. Daher seien neun Jahre erforderlich, aber auch ausreichend. Für Totschlag werden im Normalfall Strafen von 5 bis 15 Jahren verhängt, bei verminderter Schuldfähigkeit wird der Strafrahmen auf 2 Jahre bis zu 11 Jahren und 3 Monaten herabgesetzt.

Die Angeklagte hat die fünf Kinder zwischen 2006 und 2012 zur Welt gebracht. Direkt nach der Geburt tötete sie die Babys durch Ersticken, mit eine Schere und in einem Fall mit durch in den Mund gepresste Blätter. Nachdem eines der getöteten Kinder 2006 in einer Papiersortieranlage und ein weiteres 2007 auf einem Parkplatz gefunden worden war, hatte die Polizei jahrelang nach der Mutter der Geschwisterkinder gesucht.

Nach einer freiwilligen Speichelprobe stellte sich die Mutter zweier Töchter im September vergangenen Jahres. Sie führte die Ermittler anschließend zu den drei weiteren Leichen, von denen eine sehr stark verwest war. Sie hatte sie in dem Keller des Mehrfamilienhauses versteckt, indem sie mit ihrem Mann und ihren zwei anderen Kindern unauffällig lebte.

Die Angeklagte hatte nie jemanden von Schwangerschaften, Wehen und Geburten erzählt. Auch ihr Mann und Vater der Kinder, der als Nebenkläger auftrat, aber nicht vor Gericht erschien, beteuerte, nichts gemerkt zu haben. Für ihn sei der Tag der Entdeckung, der „totale Untergang“ gewesen, sagte seine Anwältin. Er nehme professionelle Hilfe in Anspruch und er verzeihe seiner Frau.

„Für die Angeklagte waren die Schwangerschaften bis zu Geburt nicht vorhanden.“, fasste Lembke zusammen. Da die Angeklagte die Schwangerschaften ignorierte, habe sie sich auch mit Alternativen wie etwa Abtreibungen und Babyklappen nicht auseinandergesetzt. Als der Geburtszeitpunkt kam, sei sie in Panik verfallen. „Planungen der Taten hat es nicht gegeben.“ Die Angeklagte sei eine Täterin, aber kein Monstrum, darauf lege die Kammer wert, sagte Lembke. Er hoffe, dass sie irgendwann ihren inneren Frieden finden möge.

Warum die Frau die fünf Babys umbrachte, konnte nicht abschließend geklärt werden. Ihr sei klar gewesen, dass sie keine weiteren Kinder wollte, sagte der Vorsitzende Richter – aus der subjektiven Angst heraus, dass ihr Mann sie dann verlassen könnte und sie sich weitere Kinder auch finanziell nicht leisten könnten. Auch die junge Frau selbst konnte sich die unfassbaren Taten nicht erklären. Sie wisse nicht, warum sie das getan hat, sagte sie am letzten Prozesstag. „Mir tut es unendlich leid, dass die fünf Kinder keine Chance hatten, das Leben kennenzulernen.“