Vierköpfige Bande aus dem Raum Neumünster wurde geschnappt. Ermittler sehen neues Konzept mit mehr Vernetzung bestätigt.
Kiel. Im Kampf gegen Banden, die sich auf Wohnungseinbrüche in Schleswig-Holstein spezialisiert haben, verzeichnet die Landespolizei mit einem neuen Ermittlungskonzept Erfolge. Die seit Jahren stark gestiegene Kriminalität in diesem Bereich sei seit Einführung des Konzeptes im November um 20 Prozent rückläufig, sagte Joachim Gutt, Leitender Polizeidirektor des Landespolizeiamtes, am Freitag in Kiel.
Am vergangenen Wochenende konnte eine vierköpfige Einbrecherbande aus dem Raum Neumünster mit Bezügen nach Hamburg festgenommen werden. Die Täter sollen mindestens seit August 2012 immer wieder an Wochenenden zu Beutezügen quer durch Schleswig-Holstein gefahren sein. Doch das sei nur ein von 16 laufenden Ermittlungs- und Auswertungskomplexen zur bandenmäßigen Einbruchskriminalität, sagte Gutt. Dabei seien insgesamt 22 Festnahmen erfolgt, acht Haftbefehle wurden erlassen. Insgesamt gebe es 51 Tatverdächtige.
Auch die vier festgenommen Männer – ein 64-jähriger Vater, seine beiden Söhne (35/31) und ein Freund (30) aus Hamburg – sitzen jetzt in Haft. „Wir gehen davon aus, dass es sich um einen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Diebstahl handelt“, sagte Oberstaatsanwältin Birgit Heß. Umfangreiches Diebesgut wurde noch am Wochenende in acht durchsuchten Objekten der mutmaßlichen Täter sichergestellt. Dazu gehört vor allem wertvoller Schmuck wie Diamanten, goldene Armreife oder Goldbarren. Schlimmer noch als der materielle Schaden seien Traumatisierungen von Opfern und der besonders schmerzende ideelle Verlust von bestimmten Wertgegenständen.
„Die Täter benutzten bei ihren meist an Wochenenden begangenen Einbrüchen ein Diamanten-Prüfgerät und hatten es auf wertvolle Teile abgesehen“, berichtete Gutt. Der Diamant-Prüfer wurde neben Beutegut und Einbruchswerkzeug bei der Polizei-Pressekonferenz präsentiert. Insgesamt 700 gestohlene Gegenstände konnte die Polizei sicherstellen. Für Einbruchsopfer ist eine Präsentation geplant in der Hoffnung, Gestohlenes zurückgeben und Einbrüche aufklären zu können.
Spezialkräfte hatten die Männer in der Nacht zum Samstag nach Einbrüchen in Großharrie, Pohnsdorf und Postfeld im Kreis Plön widerstandslos festgenommen. Die Ermittler stellten dabei ein Messer, Pfefferspray und eine Sturmhaube sicher. Bei einem anderen Vorfall in Pinneberg am Wochenende habe ein mutmaßlicher Einbrecher mit seinem Auto erst abgebremst, um dann zu beschleunigen und auf einen Beamten zuzufahren. Dieser sei über den Kühler gegen die Scheibe geprallt und dann abgerollt. „Wie durch ein Wunder ist dem Polizisten nichts weiter passiert“, berichtete Gutt. Es zeige aber die Brutalität dieser Banden. Bürger sollten sich Tätern nicht entgegenstellen, sondern stets die Polizei rufen.
Das neue Landeskonzept gegen Einbruchskriminalität setzt auf direkte Kooperation von Landespolizeiamt, Landeskriminalamt und den acht Polizeidirektionen. Dabei werden die Tatortarbeit intensiviert, der Informationsfluss verbessert und Tatserien so ausgewertet, dass sie überregionalen und sogar international agierenden Tätergruppierungen zugeordnet werden könne. Bei Verkehrskontrollen gewonnene Daten seien eine Hilfe, etwa wenn es um Bewegungsprofile gehe.
Oberstaatsanwältin Heß verwies auf die Flexibilität der Ermittler. So habe am Wochenende – als die jetzt festgenommene Bande wieder unterwegs war – ein Kommissariat mit etwa 18 Beamten kurzfristig mobilisiert werden und die Staatsanwaltschaft schnell vor Ort sein müssen. Das ursprünglich bis April geplante Konzept wird laut Gutt jetzt erstmal verlängert.
In Schleswig-Holstein nahm die Zahl der Einbrüche 2011 um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Insgesamt wurden 7318 Fälle registriert, davon entfielen allein auf den Dezember etwa 1070 Taten. Ständige Brennpunkte sind die Metropolregion Hamburg sowie die Ballungsräume Kiel und Lübeck. Die Kriminalstatistik 2012 werde Innenminister Andreas Breitner (SPD) am 7. März vorstellen. „Der Schlag gegen die Einbrecher zeigt, dass die Polizei ihre Schwerpunkte richtig setzt“, betonte Breitner am Freitag.