Fast 5000 Objekte stellte die Marine im Seegebiet „Kolberger Heide“ fest. Davon sollen mehr als 1000 Minen und Wasserbomben sein.

Kiel. Die Deutsche Marine hat mit moderner Sonartechnik in der Kieler Bucht deutlich mehr Munition aus dem Zweiten Weltkrieg nachgewiesen als bisher angenommen. Deshalb werde das bisherige Munitionsversenkungsgebiet „Kolberger Heide“ in den elektronischen Seekarten noch diese Woche ausgeweitet, sagte Claudia Thoma von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord am Donnerstag in Kiel. Dies bedeute, dass die ursprünglich angestrebte Verlegung der dortigen Schiffsroute in tieferes Gewässer erst einmal ad acta gelegt werden müsse. Mit der Verlegung sollte Schiffen unter anderem ein bessere Route zum Nord-Ostsee--Kanal geschaffen werden.

Die Marine hat mit moderner Sonartechnik 4883 Objekte gefunden. Darunter sollen sich mehr als 1000 Ankertau- und Grundminen, Wasserbomben und torpedoähnliche Objekte befinden. Aufgrund bisheriger Erfahrungen sei davon auszugehen, dass auch die neuen Munitionsfunde wegen fehlender Zünder nicht scharf seien, betonte Thoma.

Durch die Ausweitung des mit Munition belasteten Seegebiets stehen laut Thoma künftig Schiffen mit großem Tiefgang engere Routen-Korridore zur Verfügung. Denn Schiffe sollten sogenannte Unreingebiete, also mit Munition belastete Seeflächen, möglichst meiden. Ausdrücklich für Schiffe verboten seien allerdings nur zwei kleinere Gebiete innerhalb der „Kolberger Heide“. Dort war besonders viel Munition abgelagert oder gesprengt worden.

Ob Auswirkungen für die lediglich zwei Kilometer entfernten Badestrände bei Schönberg zu befürchten seien, konnte Thoma nicht sagen. Dies falle nicht in die Zuständigkeit der Wasser- und Schifffahrtsdirektion. Bisher sei die „Kolberger Heide“ nur zur Seeseite hin von der Marine untersucht worden. Offen sei, ob und wann dies auch mit den Ostseegebieten zur nahegelegene Küste geschehe. Dies müsse mit der Landesregierung abgesprochen werden, während die Seerouten Aufgabe des Bundes seien.

Mehr als 67 Jahre nach Kriegsende lagern noch immer gewaltige Mengen Bomben und Munition in Nord- und Ostsee. Allein in den deutschen Hoheitsgewässern werden mindestens 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und weitere 5000 Tonnen chemische Kampfmittel vermutet. Das ergab die 1100 Seiten umfassende Bestandsaufnahme einer Arbeitsgruppe von Behörden aus Bund und Ländern, die im vergangenen Dezember vorgestellt wurde. Diese Schätzung gilt aber aufgrund der unklaren Datenlage besonders für die Ostsee als wenig belastbar.