„Der Landarzt“ schließt überraschend seine Praxis für immer. An den Drehorten fürchtet man jetzt Einbußen für den Tourismus.
Kappeln. Gelbe Rapsfelder, blauer Himmel und die schöne Schlei: Als idyllischer Ort „Deekelsen“ war das kleine Kappeln in Schleswig-Holstein regelmäßig auf Millionen deutschen Fernsehbildschirmen zu sehen. Möglich machte das die beliebte ZDF-Heimatserie „Der Landarzt“. Doch jetzt hat der Sender nach 25 Jahren das Aus verkündet. „Der Landarzt“ wird in Rente geschickt. Das ist ein herber Schlag für die Region, in der die Serie spielt. Nahezu zeitgleich verkündeten die Mainzer zwar auch das Ende für „Forsthaus Falkenau“. Doch der strukturschwache hohe Norden nimmt sich den Verlust eines Imageträgers mehr zu Herzen als das reiche Bayern.
Heiko Traulsen ist Kappelns Bürgermeister. Der parteilose Politiker will das „Landarzt“-Aus zur Chefsache machen: Im Namen seiner 10.000 Bürger hat er an Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) geschrieben. „Wir müssen das verhindern. Meine Hoffnung ist, dass der Ministerpräsident diesen Schlag für die Region erkennt und versucht, das über das ZDF zu verhindern.“ Schließlich könne man keine wirtschaftlichen Gründe anführen – bei mehr als vier Millionen treuen Zuschauern. Der Sender hatte angekündigt, Platz für neue Formate machen zu wollen. Traulsen hat mehr Interesse an der Zielgruppe über 50, als es das ZDF zu haben scheint: „Wir sind ein Landstrich für Best Ager und Familien.“
Bei den Tourismusorganisationen in der Schleiregion schrillen ebenfalls die Alarmglocken. Überall wird mit dem „Landarzt“, seinen Drehorten und seinem Hauptdarsteller geworben. „Unser Urlaubsmagazin 2013 mit Wayne Carpendale ist da“, wirbt etwa die Ostseefjord Schlei GmbH im Internet. „Allein dadurch verdoppelte sich der Abgriff des Magazins im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, heißt es in einer Stellungnahme zum TV-Aus. „25 Jahre Dreharbeiten an der Schlei bedeutet nicht nur, dass der Bekanntheitsgrad dieses Landstriches enorm gesteigert wurde, sondern auch eine Wertschöpfung, die dieser Region in Zukunft schmerzlich fehlen wird. Die Produktion mit zahlreichen Mitarbeitern hat jeweils ein halbes Jahr innerhalb des Kalenderjahres hier gewohnt und gelebt, ihr Geld hier ausgegeben.“
Bei Hedda Krog im gleichnamigen Café in Ulsnis wurden Szenen gedreht, die im Gasthof der Landarztfrau Maren spielen. Sie beobachtete zuletzt „keine gute Stimmung im Team, da sind Existenzängste bei Mitarbeitern“. Krog ist traurig wegen des Serien-Endes, gerade wegen der Darsteller: „Ich werde die schon vermissen, wir haben uns gut vertragen, uns auch mal beim Einkaufen getroffen.“ Das Aus kam zu abrupt, findet Krog – und auch noch im Jubiläumsjahr.
1987 wurden die ersten Folgen ausgestrahlt. Gerade die hätten Bilder vermittelt in die ganze Republik, seufzt Ingwer Hansen, Vorsitzender des Touristikvereins Kappeln/Schlei-Ostsee: „Gelbe Rapsfelder, die Schlei mit blauem Wasser und blauem Himmel.“ Das Aus sei sehr schlimm für den Tourismus in der Region.
„Landarzt“ Wayne Carpendale hatte noch bei Dreharbeiten 2011 gesagt, sollte er die Praxis einmal schließen, wolle er „die Tradition meiner Vorgänger fortgeführt haben und trotzdem meine eigenen Spuren hinterlassen. Aber dafür bleibt mir ja hoffentlich noch ein bisschen Zeit.“ Jetzt ist es anders gekommen.