Wedel. Mehr als 27.000 Wedeler waren zum Bürgerentscheid aufgerufen. Es ging um bis zu 1000 neue Wohnungen. Die ersten Reaktionen.

Beim heutigen Bürgerentscheid über das Baugebiet Wedel Nord waren gut 27.500 wahlberechtigte Wedeler dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Es ging um Ja oder Nein.

Und das Votum war eindeutig: Die Planung der bis zu 1000 Wohnungen auf 53 Hektar Fläche im Norden der Stadt ruht für die kommenden zwei Jahre. 24,2 Prozent der Wedeler, die abstimmten, sprachen sich dafür aus.

Die sieben Wahllokale waren bis 18 Uhr geöffnet. Hier gibt es Wissenswertes zum Verlauf des Bürgerentscheids.

20:23 Uhr: Arne Malsch, Vertretungsberechtigter der Bürgerinitiative „Nein zu Wedel Nord“ erklärt: „Ich möchte den vielen Wedelern und Wedelerinnen danken, die dieses basisdemokratische Instrument des Bürgerentscheids genutzt haben.

Sie hätten mit „ihrem Votum für unsere Sache auch für zukünftige, ähnlich weitreichende Projekte, die die Stadt betreffen, ein klares Zeichen gesetzt: Die Bürger dieser Stadt wollen, dass Politik und Verwaltung die aktuellen Sorgen und Probleme der Bevölkerung ernstnimmt und Lösungen findet, bevor man vollendete Tatsache schafft.”

Er sagt: „Die politischen Entscheidungsträger bekommen jetzt die Gelegenheit, auf die vielen Menschen zu hören, die dieses Projekt ablehnen und sich nicht auf bloße Absichtserklärungen von Investoren verlassen wollen.”

20:16 Uhr: „Demokratie bedeutet auch mit Niederlagen umgehen zu können. Und das können wir. Nun heißt es die Zeit des Planungsstopps gut zu nutzen, Gespräche zu führen und zu sehen, was mittel - und langfristig möglich ist”, sagen die Vertreter der Politik-Allianz der Wedeler Ratsfraktionen aus CDU, SPD, FDP und Linke, die keinen Fraktionsstatus mehr hat.

Weiter heißt es: „Wir geben nicht auf unsere Ziele zu verfolgen und werden versuchen mit neuen kreativen Lösungen weiter an der Idee „bezahlbarer Wohnraum in Wedels Norden“ festzuhalten."

Die nächsten Wochen und Monate würden zeigen, wie mögliche Insellösungen oder kleinere Areale geplant werden könnten. Die Allianz: „Wir sind trotz allem optimistisch, dass für Wedel eine tragfähige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung möglich ist.” Die Fraktionsspitzen hätten sich eine etwas höhere Wahlbeteiligung gewünscht, betonen aber den basisdemokratischen Grundgedanken des Bürgerentscheides: „Diese Art der Demokratie ist die direkteste Beteiligunsgmöglichkeit am lokalen, politischen Geschehen einer Stadt.”

20:07 Uhr: Die Wedel-Nord-Investoren Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung beim Elmshorner Unternehmen Semmelhaack, und Geschäftsführer Stephan Rehder (Rehder Immobilien, Wedel) sagen zum Abstimmungsergebnis: „Wir respektieren das Ergebnis. Nun gilt es, noch mehr Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit des Baus neuer bezahlbarer Wohnungen zu überzeugen. Wir sind zuversichtlich, dass dies unter Einbindung aller Beteiligten gelingen kann.“

20:06 Uhr: Nun sind alle sieben Bezirke von den Wahlhelfern ausgezählt worden: 6616 Stimmen gab es für die Antwortmöglichkeit "Ja" (24,2 Prozent), 2347 Wedeler votierten mit "Nein" (8,6 Prozent). 9035 Bürger beteiligten sich am Bürgerentscheid – die Wahlbeteiligung lag bei 33 Prozent. 72 abgegebene Stimmen waren ungültig.

19:52 Uhr: Weiter heißt es seitens der "BI": „Das klare Votum ist eine Mahnung für die Verwaltung und die Wedel-Nord-Parteien CDU, SPD, FDP und Linke, die nun erst einmal keine Möglichkeit mehr haben, ihre unverantwortliche Planung fortzusetzen und das Megaprojekt weiter überhastet gegen die Interessen der Einwohner voranzutreiben.”


19:47 Uhr: In einer ersten Stellungnahme heißt es aus den Reihen der Bürgerinitiative "Nein zu Wedel Nord": „Die Bürgerinnen und Bürger haben entschieden: Die Planungen zum Megabauprojekt Wedel Nord müssen gestoppt werden. Wir danken allen, die sich heute für die Belange ihrer Stadt eingesetzt haben – sei es als Gegner oder Befürworter von Wedel Nord. Wir danken den vielen Unterstützern, die uns auf unserem nicht immer einfachen Weg tatkräftig unter die Arme gegriffen haben.”


19.35 Uhr: Nach sechs von sieben Wahlbezirken ist den Wedel-Nord-Gegnern der Erfolg nicht mehr zu nehmen. Die Stimmverteilung im Bezirk der Gebrüder-Humboldt-Schule: 17,3 Prozent der Beteiligten entsprechen dem Ansinnen des Bürgerentscheides, 7,3 Prozent sind dagegen.


19.29 Uhr: Das Quorum ist – nach dem vorläufigen Ergebnis – bereits erreicht. 4507 Wahlberechtigte sprechen sich nach fünf von sieben ausgezählten Bezirken für einen Planungsstopp aus. 16,5 Prozent der Abstimmungsberechtigten befinden sich in der Mehrheit.


19:23 Uhr: Mit der Moorwegschule und VHS sind zwei weitere Bezirke ausgezählt worden. 30 Prozent waren für den Stopp von Wedel Nord, 10,7 Prozent dagegen. VHS: 22,4 Prozent "Ja", 9 Prozent "Nein".


19:17 Uhr: Der Trend bleibt gleich. Die Mehrheit der Wähler des Bürgerentscheids spricht sich gegen die bisherige Planung aus. An der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule gab es 595 Ja-Stimmen (18,6 Prozent) und 240 Nein-Stimmen (7,5 Prozent). Damit sind drei der sieben Bezirke ausgezählt. Die Wahlbeteiligung liegt bei 32,1 Prozent.


19:14 Uhr:
Nach zwei von sieben ausgezählten Wahlbezirken liegen die Wedel-Nord-Gegner bei 7,6 Prozent. Die Befürworter haben bisher 2,2 Prozent aller Stimmen auf sich vereinigen können.


19:07 Uhr: Nun sind gerade die Stimmen aus dem Wahlbezirk Johann-Rist-Gymnasium eingetroffen. Das Gebiet liegt innerhalb Wedels dem geplanten Baugebiet am Nähesten. Das erklärt möglicherweise den Zuspruch für den Bürgerentscheid. Satte 40,8 Prozent der 1912 Stimmen entsprechen dem Ansinnen der Bürgerinitative. Mit "Nein" haben nur 10,4 Prozent gestimmt.


19:04 Uhr: Um das sogenannte Quorum von 16 Prozent der "Ja"-Stimmen zu erreichen, muss die Bürgerinitiative exakt 4387 Stimmen erreichen. Weitere Wahlbezirke lassen mit der Auszählung noch auf sich warten.


18:54 Uhr:
Als erstes stehen die Stimmen aus dem Wahlbezirk 5 (Albert-Schweitzer-Schule) fest. 13,5 Prozent stimmen für den Planungsstopp. 5,2 Prozent sind dagegen. 781 Wedeler haben dort abgestimmt. Drei Stimmen waren ungültig.

Megaprojekt Wedel Nord: Wedeler entscheiden über Bauvorhaben

Darum geht es beim Baugebiet Wedel Nord: In einem ersten Bauabschnitt entlang der Straßen Am Steinberg und Voßhörntwiete sollen gut 500 Wohnungen gebaut werden.

In einem zweiten Abschnitt könnte noch einmal die gleiche Anzahl auf einer insgesamt 53 Hektar großen Fläche entstehen. Die Investoren, die Baufirmen Semmelhaack aus Elmshorn und Rehder aus Wedel, betonen, dass der zweite Bauabschnitt optional sei.

Die Positionen: Investoren wollen bezahlbaren Wohnraum in Wedel schaffen

Die Bauherren hatten auf die angespannte Wohnraumsituation in Wedel hingewiesen und möchten insbesondere bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen. Jede zweite Wohnung in den Mehrfamilienhäusern solle dabei öffentlich gefördert werden.

Die Investoren von Wedel Nord: Hartmut Thede (l., Semmelhaack) und Stephan Rehder (Rehder Immobilien). 
Die Investoren von Wedel Nord: Hartmut Thede (l., Semmelhaack) und Stephan Rehder (Rehder Immobilien).  © Frederik Büll | Frederik Büll

Die Gegner, die Bürgerinitiative „Nein zu Wedel Nord“ hatte mit über 2000 eingereichten Unterschriften den Bürgerentscheid erwirkt, befürchteten eine immense Überlastung für die Stadt Wedel.

Gegener von Wedel Nord fürchten Verkehr und Kollaps der Infrastruktur

Das Mehr an Verkehr und Bewohnern sei nicht zu verkraften. Denn bereits jetzt wäre aus Sicht der „BI“ die soziale Infrastruktur, etwa Schulen, Kitas, Sportvereine längst am Limit oder darüber hinaus.

Unterstützten auch die Aktion für den Erhalt des Bürgerentscheids in Schleswig-Holstein: Ratsfrau Valerie Wilms (l., WSI) und Arne Malsch (r.) von der Bürgerinitative „Nein zu Wedel Nord“.
Unterstützten auch die Aktion für den Erhalt des Bürgerentscheids in Schleswig-Holstein: Ratsfrau Valerie Wilms (l., WSI) und Arne Malsch (r.) von der Bürgerinitative „Nein zu Wedel Nord“. © Frederik Büll | Frederik Büll

Die hoch verschuldete Stadt könne sich einen derartigen Bevölkerungszuwachs einfach nicht leisten. Die zwei Jahre des Planungsstopps müssten genutzt werden, um tragfähige Konzepte, etwa für den Verkehr zu erstellen.

Der erste Bauabschnitt von Wedel Nord: Dort sollen etwa 500 Wohnungen entstehen. Westlich davon könnte sich ein zweiter Abschnitt Richtung Holm anschließen.
Der erste Bauabschnitt von Wedel Nord: Dort sollen etwa 500 Wohnungen entstehen. Westlich davon könnte sich ein zweiter Abschnitt Richtung Holm anschließen. © Pinneberg | Stadt Wedel

Bürgerentscheid: Hier wird gewählt, das sind die Kriterien

Gewählt wurde an der Altstadt Schule, im Johann-Rist-Gymnasium, in der Moorwegschule, VHS, Albert-Schweitzer- und Gebrüder-Humboldt-Schule, sowie in der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule. Das jeweilige Abstimmungslokal war auf der Abstimmungsbenachrichtigung, die bei den abstimmungsberechtigten Wedelern eingegangen waren, angegeben.

16 Prozent aller Wahlberechtigten müssen in einem Bürgerentscheid in der Mehrheit abgebildet sein, damit dieser gültig ist. Die Frage des Bürgerentscheides lautete: „Sind Sie dafür, dass im Entwicklungsgebiet Wedel Nord mit der Ausnahme von Schulen und Kitas und bereits geltender Baurechte keine Planung und Bebauung stattfindet?“

Befürworter kreuzen „Nein“ an, Gegner „Ja“

Wer gegen die bisherige Planung des Projektes war, musste auf die Abstimmungsfrage mit „Ja“ antworten – Befürworter der bisherigen Ausarbeitungen hatten demnach „Nein“ angekreuzt.

Auf politischer Ebene war stets ausschließlich die Wedeler Soziale Initiative (WSI) als Ratsfraktion gegen das Bauprojekt Wedel Nord, das 2015 einem städtebaulich-landschaftsplanerischem Ideenwettbewerb entsprungen ist.

Wedel Nord: Der Bürgerentscheid zum Bauvorhaben läuft

Im Vorfeld des Bürgerentscheides hatte sich eine Politik-Allianz aus CDU, SPD, FDP und Linken gebildet, die sich klar für das Bauvorhaben aussprach.

Die Grünen hätten bereits einen zweijährigen Planungssstopp über einen sogenannten Abhilfebeschluss des Rates favorisiert – doch im Sommer hatte sich dafür keine Mehrheit gefunden.