Wedel. Anwohner fürchten, dass die 26 Silberweiden die Sicht verstellen. Es wird um einen Kompromiss gerungen – mit Erfolg.

„Dieser Kompromiss ist besser als Nichts. Aber ich frage mich trotzdem, warum auf diesem Abschnitt so viele Bäume gepflanzt werden sollen.“ Das sagt Ursula Jöhnk, Geschäftsführerin der Schneider Vermögensverwaltung. Die Firma vermietet und verwaltet Immobilien, auch am Schulauer Hafen. Dort sollen nun 26 Bäume auf einem gut 250 Meter langen Abschnitt der Ostmole gepflanzt werden.

Wedel: Anwohner am Hafen fürchten um ihren Elbblick

Einige Anwohner der Schulauer Straße, des Strandwegs und der Hafenstraße – dort stehen mehrgeschossige Häuser mit Miet- und Eigentumswohnungen sowie Büroräumen – möchten lieber einen uneingeschränkten Blick auf Elbe und Hafenbecken behalten. Deshalb gibt es Proteste gegen die Begrünung der Ostmole. Neben Golderlen sollten auch Silberweiden gepflanzt werden. Diese werden unter optimalen Bedingungen bis zu 20 Meter hoch. Das gab programmierten Ärger.

Im öffentlichen Protokoll der Sitzung des Planungsausschusses vom 20. September heißt es dazu von der Verwaltung: „Abgesehen davon, dass der sandige Untergrund für die Bäume keine optimalen Bedingungen darstellt und die maximale Wuchshöhe nicht erreicht werden kann, sind regelmäßige Kronenschnitte vorgesehen. Ohne Bäume würde es keinen Schatten geben.“ Mehr als 20 Anwohner oder Interessenvertreter der Eigentümer und Mieter waren jetzt wieder im Ausschuss dabei und trugen ihre Bedenken gegen die Bepflanzung vor. Oft auch durch Zwischenrufe, obwohl das Protokoll Besuchern nur Rederecht in der Einwohnerfragestunde einräumt.

„Als ich zu Beginn der Sitzung meinen Vortrag hielt, wurde ich schon darauf hingewiesen, dass es einen Kompromissvorschlag seitens der Verwaltung gibt“, so Jöhnk. Dieser sieht vor statt der Silberweiden nun Europäische Traubenkirschen zu pflanzen. Der Preis bleibt mit 770 Euro pro Stück gleich. Die Kronenhöhe beträgt maximal zwölf Meter. Doch es könnte andere Nachteile geben: Die Früchte dienen als Nahrungsquelle für Vögel, fallen ab und verschmutzen den Boden. Zudem droht ein Befall durch die Traubenkirschen-Gespinstmotte.

Bepflanzung am Wedeler Hafen: Silberweiden oder Traubenkirschen?

Dafür toleriert das heimische Landschaftsgehölz Trockenheit und ist auch gegen zeitweise Überschwemmungen gewappnet. Schließlich wird der Bereich in der Sturmflutsaison ab Oktober regelmäßig vom Wasser überspült. In der kommenden Woche sollen nun zunächst 13 Traubenkirschen und zwei Golderlen gesetzt werden, um dann in vielen Jahren zu veritablen Bäumen heranzuwachsen. Die Golderlen kommen auf eine Kronenhöhe von etwa zehn Metern.

Das ist jetzt der Baum der Wahl: Eine Traubenkirsche im herbstlichen Licht. Am Hafen wird dieses Gehölz nebst Golderlen gepflanzt.
Das ist jetzt der Baum der Wahl: Eine Traubenkirsche im herbstlichen Licht. Am Hafen wird dieses Gehölz nebst Golderlen gepflanzt. © picture alliance/vizualeasy | TeleMakro Fotografie

Alle Fraktionen – mit Ausnahme der Linken – sprachen sich für die Änderung der Baum-Auswahl von Silberweide auf Traubenkirsche aus, auch wenn auf die bereits lang bekannte Planung hingewiesen wurde. „Weidenbäume finden sich als Bepflanzungsvorschlag bereits in der Planungspräsentation aus dem Jahr 2016“, sagt Stadtsprecher Sven Kamin. Jöhnk sprach dagegen davon, sich von den Vorgängen „überrumpelt“ gefühlt zu haben. Die Anwohner seien – wie auch die Politik – nicht informiert worden. Generell bedarf die Art der Bepflanzung allerdings seitens der Verwaltung keine Abstimmung mit der Politik. „Ich bleibe aber nach wie vor bei meiner Behauptung, dass versucht wurde, die genaue Höhe der Bäume vor uns zu verbergen“, sagt Jöhnk.

In einem Bebauungsplan von 1989, der „nie gekippt“ worden sei, sind elf Bäume vorgesehen. Jöhnk ist der Meinung, dass der uneingeschränkte Blick auf die Elbe einem maritimen Flair eher entspreche. Vor allem die Bewohner der Schulauer Straße 2 bis 4 hätten mit elf Bäumen einen echten „Hain“ vor der Tür.

Wedels Hafen soll zu einer Flaniermeile für alle Bürger werden

Die Verwaltung verfolgt seit vielen Jahren beim Hafen die Prämisse, dass daraus nach seiner Fertigstellung eine Flanier- und Verweilmeile werden soll – für alle Wedeler. Als wichtigste Klimaschutzmaßnahmen zählen neben der Baumpflanzung die Schaffung von 2000 Quadratmetern Grünflächen und die Entsiegelung von 2500 Quadratmetern Asphalt/Beton.

Im Sitzungsprotokoll des Planungsausschusses heißt es: „Die Anwohnenden werden an den Bäumen vorbei auf die Elbe schauen können. Es wurden aus Gründen der Klimaresistenz kleinblättrige Bäume gewählt, daher wird keine grüne Wand entstehen. Die Bepflanzung an der Ostmole und insbesondere die Bäume mit ihrer schattenspendenden Wirkung und Färbung werden eine Bereicherung für den Hafen und für alle Wedelerinnen und Wedeler.“

Bei der Aufschüttung der Ostpromenade des Schulauer Hafens wird die Baustelle mit sogenannten Big Packs vor Sturmfluten geschützt.
Bei der Aufschüttung der Ostpromenade des Schulauer Hafens wird die Baustelle mit sogenannten Big Packs vor Sturmfluten geschützt. © Stadt Wedel/Kamin | Stadt Wedel/Kamin

13 bereits bestellte Silberweiden wird die Stadt Wedel nun trotzdem geliefert bekommen – sie sollen an einem anderen Ort anwachsen. 15 von insgesamt 26 geplanten Gehölzen werden nun am Hafen gepflanzt – Erlen und Kirschen. „Ein späterer Zeitpunkt wäre mit Blick auf den Bauablauf und das Anwurzeln der Bäume nicht optimal“, sagt der Stadtsprecher. Zur Stabilisierung der Böschung wird zudem nun eine Erosionsschutzmatte in den Hang eingebracht – Fertigstellung bis Ende des Jahres. Diese, sowie der darauf zu verlegende und mit Erdnägeln zu befestigende Rollrasen, müssen an die gepflanzten Bäume angelegt werden, so Kamin.

Wedel: Stadt investiert 35 Millionen Euro in den Ausbau des Hafens

Die für den ersten Bauabschnitt geplanten Sandaufschüttungen am Hafenbecken sind abgeschlossen. Zurzeit läuft Anlieferung und Setzung der Granitblöcke für die geplante Sitz- und Abschlusskante der Rasenböschung. „Diese Abschlusskante bildet auch den Übergang zur den bereits jetzt am Hafenbecken vorhandenen hellen Promenadenplatten“, sagt Kamin. Die für den Hochwasserschutz aufgestellten Big-Packs (große Sandsäcke) werden dann auf die Abschlusskante gehoben, wo sie bis zum Ende der Hochwassersaison bis Ende März verbleiben.

Auch mit Arbeiten für die höher gelegene Promenade vor der Flutschutzwand – und die hinaufführenden Rampen – werde aktuell begonnen. Es wird Natursteinpflaster verlegt. 2025 oder 2026 sollen die Arbeiten außerhalb des Beckens des gut 35 Millionen Euro teuren Projektes abgeschlossen sein.