Kreis Pinneberg. Der Regionalpark Wedeler Au reicht von der Marsch bis in den Bezirk Hamburg-Altona. Warum er so wichtig für die Region ist.

Er ist etwa 12.000 Hektar groß und reicht vom Westen Hamburgs von der Elbe über die Marsch bis in die Geest – der Regionalpark Wedeler Au. Das ist ein zugebener Weise etwas sperriger Name, der womöglich die eine oder andere Frage aufwirft. Beispielsweise: Was ist überhaupt ein Regionalpark – und was hat die Stadt Wedel beziehungsweise die Wedeler Au damit zu tun?

Regionalpark Wedeler Au: Naherholung auf 12.000 Hektar

Eins vorweg: Regionalparks sind keine klassischen Parks mit Springbrunnen, Tauben und gusseisernem Zaun drum herum. „Sie sind auch keine Nationalparks mit Rangern und Braunbären“, wie Doris Brandt betont. Und sie muss es wissen, denn sie ist unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit des Regionalparks Wedeler Au zuständig. „Regionalparks sind ein inoffizieller Zusammenschluss von Gemeinden und Städten. Sie besitzen keine eigene Planungshoheit, sondern unterstützen die Region proaktiv als Mittler, Plattform und ,Kümmerer’“, sagt sie.

Durch die Verdichtung in den Großstädten sei der Druck auf die Freiräume immer stärker geworden, so Brandt. Diesen Freiräumen, insbesondere in der Nähe von Metropolen, komme ein wichtige Funktion zu: „Sie sollen attraktive Landschaften für Freizeit und Erholung sein, für eine stadtnahe landwirtschaftliche Produktion sorgen, Natur- und Landschaftsschutz berücksichtigen sowie Anpassungen an die Klimafolgen ermöglichen“, erläutert Brandt.

Regionalpark Wedeler Au: Welche Gemeinden dazugehören

Um diese Ansprüche erfüllen zu können, wurden in vielen Metropolen Deutschlands Regionalparks oder sogenannte Grüne Ringe gegründet. Der Regionalpark Wedeler Au hatte in den Nullerjahren seinen Ursprung, als der engagierte Landschaftsplaner Fred Niemann, angestellt bei der Stadt Wedel und wohnhaft in Hamburg, nicht müde wurde, darauf hinzuweisen, dass Natur und Naherholung über Gemeinde- und Ländergrenzen hinweg existieren. Seine Idee: Es müsste einen „grenzenlosen“ Regionalpark geben, der von der Marsch bis in den Bezirk Hamburg-Altona reicht. Nach zähen Verhandlungen wurde der Regionalpark Wedeler Au schließlich im Jahr 2009 gegründet und 2016 nochmals erweitert.

Mittlerweile zählen Heist, Hetlingen, Appen, Holm, Schenefeld, Wedel, Halstenbek und Pinneberg sowie der Bezirk Hamburg-Altona zum 12.000 Hektar großen Regionalpark, der als gemeinnütziger Verein organisiert ist. Die Geschäftsstelle des Regionalparks realisiert gemeinsame Projekte, wie etwa eine einheitliche Radwegebeschilderung oder Aktionstage wie am Sonnabend im Pinneberger Bredenmoor.

Sie vermittelt auch bei Interessenskonflikten, ist Ansprechpartnerin für Bewohnerinnen und Bewohner, „sensibilisiert für das Leben mit der Natur und engagiert sich in der Umweltbildung“, wie Doris Brandt betont. Der Sitz des Vereins ist zwar in Wedel, aber der Stadt kommt keine Schlüsselrolle zu: Alle Mitgliedsgemeinden und -bezirke sind ebenbürtig – ganz gleich, ob es sich um Hetlingen oder Hamburg-Altona handelt.

Regionalpark Wedeler Au: Woher der Name des Gebietes kommt

Was hat das nun mit dem Namen Wedeler Au auf sich? Im Grunde ist es ganz einfach: Die Wedeler Au entspringt in Hamburg-Osdorf, durchquert die Sülldorfer Feldmark, Hamburg-Rissen und das Wedeler Autal, ehe sie am Zufluss der Haseldorfer Binnenelbe in die Elbe mündet. Noch in den 1960er-Jahren trug die Namensgeberin des Regionalparks den unrühmlichen Titel des „Schmutzigsten Flusses Deutschlands“. Inzwischen ist sie an zahlreichen Stellen renaturiert und sauberer. Doris Brandt: „Auf regelmäßigen Bachaktionstagen können auch Bürgerinnen und Bürger bei Naturpflegemaßnahmen mithelfen, um so gemeinsam natürliche Lebensräume für die hiesigen Bachbewohner zu schaffen.“

Die Wedeler Au ist begradigt und unbegradigt, tideabhängig und -unabhängig, sie fließt durch Feldmark, Klövensteen, Autal, Marsch und Süßwasser-Watt. Sperrwerke liegen ebenso auf ihrem Weg wie Sandfänge und Erlenbruch. Sie ist, wie Brandt es formuliert, das namentliche Bindeglied zwischen Hamburg und dem schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg und spiegelt die Vielfalt des Regionalparks wider.

„Aber hin und wieder sind Missverständnisse hinsichtlich des Namens nicht zu vermeiden. Auch wenn der Vergleich vielleicht ein bisschen hinkt – der Mississippi fließt ja auch nicht nur durch den gleichnamigen Bundesstaat, sondern ganz bis nach Louisiana“, sagt Doris Brandt.

Wer mehr zur Wedeler Au erfahren möchte, dem hilft die kostenlose App EntdeckerRouten, die als digitaler Guide fungiert und Interessierte an 14 Stationen mit Informationen zu Flora, Fauna und Historie entlang der Wedeler Au versorgt. Die Route misst rund sieben Kilometer und ist gleichermaßen als Wanderung und Fahrradtour geeignet.

Kartenmaterial zur Wedeler Au gibt es auf www.regionlpark-wedeler-au.de, gedrucktes Kartenmaterial kann unter info@regionalpark-wedeler-au.de oder 04103/70 73 88 angefragt werden.