Wedel. Bad in Wedel schaltet in den Sommer-Sparmodus. Nur im Juli und August ist geöffnet – auch das Wasser bleibt kalt. Die Hintergründe.

Die Strom- und Gasrechnung der Wedeler Badebucht möchte wohl niemand haben. Schon gar nicht in diesen Zeiten. Das Sommerbad, also der Außenbereich des Schwimmbades, verschlingt etwa 18.000 Kilowattstunden Strom monatlich. Allein das koste 2600 Euro.

Deshalb wird in Wedel nun auch vor dem Hintergrund der Krise gespart. Um Kosten und Energie zu senken, haben sich die Verantwortlichen der Kombi Bad GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Wedel, dazu entschlossen, das Wasser nicht vorzuheizen und die Saison deutlich zu verkürzen.

Die Wedeler Badebucht öffnet seine 24.000 Quadratmeter große Außen-Liegefläche entlang der Schulauer Straße demnach erst am kommenden Freitag, 1. Juli. Und schon am 21. August, nach gut eineinhalb Monaten, ist wieder Schluss. In den Vorjahren hatte die Badebucht ihr Freiluftbad üblicherweise von Anfang oder Mitte Mai bis Anfang oder Mitte September geöffnet. So wie es ein Großteil der anderen Freibäder im Kreis Pinneberg noch immer macht.

Badebucht Wedel: Sonne soll das Wasser heizen

Zudem soll in der Badebucht von nun an die Sonne das Heizen des Wassers übernehmen. Die Edelstahlbecken seien gut isoliert und gedämmt, im Optimalfall sollen eine Million Kubikliter „natürlich“ auf 24 oder 25 Grad geheizt werden. „In diesem Jahr haben wir auf das Erstaufheizen verzichtet und auch auf das übliche Nachheizen“, sagt Badleiter Karsten Niß.

Damit seien 1000 Euro und etwa 21.000 Kilowattstunden für das Erstaufheizen über Fernwärme, bei dem etwa sieben Wochen der Strom durchläuft, gespart worden. Das Nachheizen in den Folgemonaten habe laut Niß Kosten von 4200 Euro pro Monat verursacht. Dieses Geld werde nun gespart. Aktuell habe das Wasser eine gemessene Temperatur von etwa 22 Grad.

Die Badebucht Wedel aus der Vogelperspektive: Der Außenbereich wird vom Erlebnisbad und oben links von der Saunalandschaft umrahmt.
Die Badebucht Wedel aus der Vogelperspektive: Der Außenbereich wird vom Erlebnisbad und oben links von der Saunalandschaft umrahmt. © Badebucht Wedel | Badebucht Wedel

In Deutschland gibt es etwa 6000 meist defizitär geführte Bäder, die bereits unter den Corona-Maßnahmen gelitten haben und nun vor der Bewältigung eines weiteren finanziellen Spagats aus Wassertemperatur, zufriedenen Besuchern und immer weiter explodierenden Kosten für Strom, Gas und Öl stehen. So haben auch Bäder in Winsen oder Buchholz die Wassertemperatur deutlich abgesenkt und auf das Heizen verzichtet.

Energiesparen: „Alle sind gefordert, wir machen es“

„Wir alle sind aufgefordert, Energie einzusparen. Das Thema ist seit vielen Jahren aktuell, aber in der jetzigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine drängt es mehr denn je“, sagt Niß, der die Anlage auch im Innenbereich energetisch modernisieren ließ. Die Gebäude und weitere Häuser an der Schulauer Straße werden über ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk versorgt. Viele würden vor dem Hintergrund der kritischen internationalen Gas-Situation vom Sparen reden, „zeigen dabei aber oft mit dem Finger auf andere. Wir machen das nicht, sondern wir handeln“, meint er. Das Freibad öffne in der „absehbar wärmsten Zeit des Jahres“ und schließe, bevor gegen die Herbstkälte angeheizt werden müsste.

Treffen die Verkürzung der Saison und das kältere Wasser bei Besuchern auf Verständnis? „Die Leute verstehen das schon und können es nachvollziehen. Es gab keine Beschwerden“, so Niß, der seit 15 Jahren die Wedeler Badebucht führt.

Wer in Wedel im Sommer draußen schwimmen möchte, muss ein Ticket für das gesamte Erlebnisbad kaufen. Im Sommertarif kostet das ursprüngliche Drei-Stunden-Ticket für Erwachsene – bereits ab 17 Jahren – 7,50 Euro und gilt den gesamten Tag. Eine Familienkarte für bis zu fünf Personen ist für 19 Euro erhältlich. An den Wochenenden gibt es einen Aufschlag von einem beziehungsweise drei Euro. Eine Nutzung des Saunabereichs kostet zusätzlich.

Personalprobleme, die in anderen Freibädern, wie etwa in Quickborn für verkürzte Öffnungszeiten sorgen, gebe es in der Badebucht nicht. „Wir haben 60 Mitarbeiter in fünf Abteilungen, laut Stellenplan sollen wir acht Fachangestellte für Bäderbetriebe haben. Momentan liegen wir bei 5,5“, sagt der 60 Jahre alte Badleiter Niß. Das ist die offizielle Bezeichnung für den früher Bademeister genannten Ausbildungsberuf. Bundesweit gibt es Probleme beim Nachwuchs. Deshalb sollen die drei Badebucht-Azubis im kommenden Jahr im Sommer nach dem Ende der Ausbildung unbedingt bleiben.

Öffnungszeiten, Wedeler Badebucht: Ab Juli am Montag von 15 bis 20 Uhr. Von Dienstag bis Freitag von 6.30 Uhr an. Sonnabend und Sonntag von 10 Uhr an. Weitere Infos: www.badebucht.de

Stadtwerke warnen:

Aktuell gilt Stufe 2 des dreistufigen Notfallplans Gas. Bei Stufe drei kann der Bund das Gas rationieren. Das könnte für Verbraucher höhere Preise bedeuten, warnen jetzt die Stadtwerke Wedel. „In diesem Fall erwarten wir trotz gültiger bestehender Verträge hohe Preisanpassungen unser Vorlieferanten, die wir innerhalb einer Woche an unsere Kunden weitergeben müssen, um die Leistungsfähigkeit der Stadtwerke zu erhalten“, so Geschäftsführer Jörn Maurer.