Wedel. Erst Corona, dann ein Brandschaden. Cafébetreiber finden deutliche Worte. Warum sich die Reparatur jetzt verzögert.

Mit großer Mühe haben Birthe und Berndt Krinkowski ihr kleines Café durch die Corona-Krise manövriert. Und als das Gröbste überstanden zu sein scheint, kommt es noch schlimmer. Anfang September brennt es im Dachstuhl des Reepschlägerhauses in Wedel. Seitdem ist „Reepis Teeketel“, wie das kleine Café heißt, ganz geschlossen. Und den Krinkowskis, die den im Herbst 2019 in Wedels ältestem Haus eröffneten Betrieb fast noch nie unter Normalbedingungen geführt haben, bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Und erzwungenermaßen tatenlos zuzusehen, wie sich die Wiedereröffnung weiter und weiter nach hinten verschiebt. „Die Lage ist sehr ernst“, sagt Berndt Krinkowski.

Dabei haben sie gehofft, Anfang November wieder öffnen zu können. Doch die Reparaturarbeiten verzögern sich erneut. „Langsam nimmt das Ganze Ausmaße an, die uns zwingen, darüber nachzudenken, den Traum vom Reepi zu begraben“, schreiben die Krinkowskis auf Facebook. Dem Abendblatt gegenüber bestätigen sie das.

Mit Außerhausverkauf kommt das Café durch die Corona-Zeit

Kurz nachdem die Krinkowskis den Gastronomiebetrieb übernommen haben, kommt ihnen die Corona-Pandemie in die Quere. Trotz allem schafften sie es, sich durch ihren Außerhausverkauf einen guten Namen zu machen. Das Angebot ist in Wedel schnell beliebt. Kein Wunder, denn die Konditorin der Teestube, Birthe Krinkowski, beherrscht ihr Handwerk perfekt. Sie absolvierte ihre Lehre im Grand Hotel Heiligendamm. „Viele Kunden nehmen einen weiten Weg in Kauf und kommen sogar aus Elmshorn, aus Norderstedt und aus den Elbvororten“, berichtet sie. Diese positive Resonanz habe ihnen sehr geholfen, in der schwierigen Zeit des Lockdowns nicht aufzugeben. Im Sommer lief das Geschäft dann, trotz Corona, gut an. Umso größer war die Enttäuschung über den Brand. „Die Stimmung ist sehr gedrückt. So richtig in Fahrt kommen konnte das Geschäft seit der Eröffnung noch nicht,“ sagt Berndt Krinkowski.

Das Feuer beschädigte den Dachstuhl und Teile der oberen Etage. Zum Zeitpunkt des Brandes an einem Sonntag waren 25 Gäste in der Teestube. Der Strom wurde umgehend abgeschaltet, sodass alle gekühlten Waren, darunter 50 Torten und Kuchen, in den Müll wanderten. Seit der Evakuierung des Hauses ist „Reepis Teeketel“ geschlossen.

Mittlerweile ist das Dach repariert. Damit ist schon mal eine große Herausforderung gemeistert. Denn es war gar nicht so einfach die, vom Denkmalschutz geforderten Dachziegel aufzutreiben. Sie müssen einer ganz bestimmten, heute kaum noch gebräuchlichen Form entsprechen, damit der Charakter des 1758 erbauten Hauses erhalten bleibt. Auch die Arbeiten an der Elektrik sind bereits zu großen Teilen abgeschlossen. Jetzt muss noch ein Maler kommen. Obwohl die Freiwillige Feuerwehr Wedel bei den Löscharbeiten behutsam vorgegangen ist, konnte der Fußboden der oberen Etage nicht vor dem Löschwasser bewahrt werden. Auch er muss erneuert werden. Immerhin konnten größere Wasserschäden verhindert werden.

Reepschlägerhaus gehört der Stadt Wedel

Da das Reepschlägerhaus ein städtisches Gebäude ist, kümmert sich die Stadt Wedel um sämtliche handwerkliche Leistungen. Die Kosten dafür werden in vollem Umfang von der Feuerversicherung getragen. In Bezug auf die lange Sanierungszeit äußert sich der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Sven Kamin, folgendermaßen: „Man darf nicht vergessen, dass es sich bei den Maßnahmen nicht um von langer Hand geplante Arbeiten handelt. Für die über Nacht erforderlich gewordene Sanierung mussten etliche Handwerksbetriebe gewonnen werden, die trotz voller Auftragsbücher die Arbeitsstunden für das Reepschlägerhaus dazwischengeschoben haben.“ Die Sanierung sei daher den Umständen entsprechend schnell vorangekommen.

Tatsache ist jedoch, dass die Luft für die Café-Betreiber langsam dünn wird. Bisher habe die Versicherung nur eine Abschlagszahlung für einen Monat geleistet, berichtet das Paar. „Sowohl wir als auch unsere Festangestellten sind auf das Geld angewiesen“, sagt Berndt Krinkowski. „Nach anderthalb Jahren Corona haben wir schlichtweg keine Reserven mehr.“ Die Gäste unterstützen das Wedeler Café jedenfalls weiterhin. Insgesamt wurden 4000 Euro Spenden gesammelt. „Außerdem haben uns viele positive und aufmunternde Worte erreicht“, berichtet Birthe Krinkowski.

Wann genau „Reepis Teekessel“ wieder öffnen kann ist noch unklar. Die Krinkowskis wollen sich lieber nicht auf ein genaues Datum verlassen, da sich die Reparaturarbeiten in den vergangen Wochen schon oft verzögert haben. Sie hoffen jedoch auf eine zeitnahe Öffnung. Laut Stadtverwaltung dürfte diese spätestens in zwei Wochen wieder möglich sein.