Wedel. Architekten überraschen mit Entwurf für das geplante Blockheizkraftwerk der Stadtwerke Wedel am Schulauer Hafen.
Auf dem Bild verschwommen zu erahnen ist: eine Kirche. Ein Gotteshaus, für dessen Entwurf auch ein Otto Bartning mit seinem berühmten Notkirchenprogramm aus den Endvierzigerjahren hätte verantwortlich zeichnen können. Aufs Wesentliche reduziert in der Erscheinung, mit einem 21 Meter hohen Turm, der asymmetrisch gen Himmel ragt. Uhr und Glocken fehlen allerdings, und im Inneren dieses Gebäudes wird mitnichten spirituelle Energie erzeugt. Dort entstehen Strom und Wärme. Auf dem Bild zu sehen ist: ein Blockheizkraftwerk.
Kraftwerk soll sich in die Umgebung einfügen
So genommen ist es ein spektakulärer Entwurf. Bauherr sind die Stadtwerke Wedel, die das Gebäude an der Ecke Schulauer Straße/Deichstraße in bester Adresslage und entsprechend wahrnehmbar bauen lassen wollen. Wie berichtet, haben die Politiker im Planungsausschuss dem Vorhaben mehrheitlich zugestimmt.
Während sich die Architekten vom Büro W2A Willms & Willms in Blankenese mit der öffentlichen Präsentation ihres Entwurfes zurückgehalten haben, liegen die Visualisierungen nun auf dem Tisch.
„Normalerweise wird bei einem Heizkraftwerk nicht wirklich auf die Ästhetik geachtet“, sagt Architekt Nicolas Willms. Da dieses Objekt jedoch gut sichtbar sein werde, habe man sich hier zusammen mit den Stadtwerken überlegt, wie das Gebäude sich besser in die Umgebung einfügen könne. Wobei einfügen hier nicht verstecken bedeutet, im Gegenteil.
„Unser Ziel war, die technische Ansicht so gut wie möglich zu reduzieren, weshalb wir einen Großkörper erstellt haben“, so Willms. „Dadurch sind die einzelnen Technikkomponenten des Gebäudes weniger zu erkennen, von außen sieht es glatter und harmonischer aus.“ Die Wasserspeichertanks seien weitgehend unter die Erde verlegt worden, sodass die Fläche begrünt werden könne.
Außenhaut besteht teilweise aus Solarpaneelen
Laut dem Entwurf seines Büros soll der Sockel mit vertikalen Hartholzleisten verkleidet werden. Der obere Teil der Seiten, ein Großteil der Giebelwände, das Satteldach und der Schornstein in Kirchturm-Optik erhalten demnach eine reflektierende Verkleidung teils aus Aluminiumschindeln, teils aus Solarpaneelen. „Sie reflektieren dabei ihre Umgebung und ordnen sich so optisch dem neuen Standort unter“, sagt Willms.
Der Architekt spricht von großer Eleganz, die das Gebäude trotz der Schwere seines Volumens ausstrahle. In den unteren Teil könnten interaktive Tafeln integriert werden, die über eine Webcam übertragen, was innen passiert.
Das neue Blockheizkraftwerk wird benötigt, um das noch im Bau befindliche Hotel Hafen Wedel ebenso mit Energie zu versorgen wie die neuen Mehrfamilienhäuser, die auf der anderen Straßenseite auf dem Grundstück des früheren Hauses Pamir entstehen.
Grüne äußern Bedenken wegen Standort
Sakraler, eleganter Entwurf hin oder her – aus der Grünen-Fraktion waren bis zuletzt Bedenken gegen den Bau des Kraftwerks laut geworden. Als Begründung nannte der Fraktionsvorsitzende Olaf Wuttke unter anderem, dass es sich bei dem gewählten Ort um eine Deichfläche handele, die für eine eventuelle Erweiterung infrage komme.
„Wenn wir solche Deichflächen als Reserve haben, ist es fahrlässig, sie zu bebauen“, so Wuttke. Außerdem sei die Deichstraße der Einstieg ins Landschaftsschutzgebiet. Die Sorge sei, dass auf den Bau des Gebäudes weitere Pläne folgen könnten, die dann die Marsch beträfen.
Verena Schmitt von den Stadtwerken hatte den Politikern erklärt, dass andere Standorte geprüft worden seien, jedoch nur der an der Deichstraße passend gewesen sei. „Wir können ein Kraftwerk nicht mitten in ein Wohngebiet setzen“, so Schmitt. Auch die Parkplatzfläche am Strandbaddamm sei nicht geeignet, da viele Bäume abgeholzt werden müssten und viele Parkplätze verloren gingen.