Wedel. Illustratorin Lisa Stachnick nimmt Besucher im Wedeler Stadtmuseum mit in die Welt der Waldelben – und erklärt ihre Arbeit.

Stifte, Pinsel und eine blaue Spange stecken im roten Haar, das zu einem Zopf geflochten ist. Blaues Tanktop, breiter Gürtel und rote Turnschuhe - Lisa Stachnick sieht aus wie eine Mischung aus moderner Pippi Langstrumpf und Comic-Heldin. Ihr selbst entworfenes Mini-Me führt durch die Comicausstellung „Bämm!“ im Stadtmuseum Wedel. Die Wedeler Comiczeichnerin und Illustratorin nimmt Besucher mit in eine farbenfrohe Welt der Waldelben. Ihr Comic „Peters Heldentat - Auch Elben haben´s schwer“ schildert die Abenteuer des tollpatschigen Antihelden, der im Laufe der Geschichte über sich hinauswächst. Von der ersten Idee bis zum druckfertigen Buch gibt Stachnick detaillierte Einblicke, wie das Comic entstanden ist und animiert, selbst zu Stift und Tusche zu greifen.

Das Talent zum Comiczeichnen ist dabei zweitrangig. Wichtiger ist der Spaß an der Sache. „Um meine Mutter zu zitieren, malen war als Kind nicht meine Stärke“, sagt die 38-Jährige. Das hält sie nicht davon ab. Später als Schülerin macht sie Praktika in Werbeagenturen und studiert nach dem Abi an der Bildkunst-Akademie in Blankenese drei Jahre Illustration. Als Abschlussarbeit entstand ihr erstes Comic „Peters Heldentat - Auch Elben haben´s schwer“, das sie für die Ausstellung überarbeitet hat.

Nach dem Studium machte sie eine Ausbildung zur 2-D-Trickfilmzeichnerin

„Tim Burton hatte zu Beginn meines Zeichner-Daseins großen Einfluss auf meinen Stil, seine Figuren mit extrem langen Armen und Beinen, den zackigen Kringeln und schrägen Proportionen“, sagt die Freiberuflerin. „Das Werk entstand vor 14 Jahren. Mittlerweile habe ich meine Fähigkeiten stetig verbessert.“ Im Anschluss an das Studium machte sie noch eine Ausbildung zur klassischen 2-D-Trickfilmzeichnerin an der Animation School in Hamburg. Ihr Abschlussfilm „Der 31. April“ - 2009 für den Animation Award nominiert - ist auch Teil der Ausstellung, ebenso ein Comic der dänischen Illustratorin Maria Skov Pedersen.

Lesen Sie auch:

Am Anfang eines Comics steht die Idee. „Die hat man selbst oder man findet einen geeigneten Autor“, sagt Stachnick. Im Fall von „Peters Heldentat“ erfand ihr Cousin Thilo Bödeker die Geschichte für ein Rollenspiel. „Peter, nicht gerade das Vorzeigemodell eines Elben, ist schlaksig, fällt ständig über seine Beine und hat ein Hängeohr“, sagt sie. Wie soll ein Tollpatsch wie er gegen den Erzrivalen Silahan Seidenhaar bestehen und die schöne Elbin Alana beeindrucken?

Um der Seite Abwechslung zu geben, sollte die Größe der Bilder variieren

Lisa Stachnick, wie sie sich selbst sieht.
Lisa Stachnick, wie sie sich selbst sieht. © Lisa stachnick | Lisa stachnick

Wer einen Comic zeichnen möchte, braucht eine gute Planung und Struktur. „Im Storyboard wird festgelegt, was in jedem einzelnen Bild zu sehen ist, welche Figuren auftreten und vor welchem Hintergrund“, verrät Stachnick. Es kann detailliert sein oder „sketchy“ mit lockeren Linien und wenigen Details. Wie beim Film sind verschiedene Kameraeinstellungen wie Close-up, Totale, Wide-shot möglich. Entscheidend ist auch der Blickwinkel, also ob die Szene aus der Vogel- oder Froschperspektive, aus der Aufsicht oder Untersicht zu sehen ist, verrät die Künstlerin. Die einzelnen Bilder werden zunächst in ganz kleinen Skizzen festgehalten, Bilder in Briefmarkengröße. „So wird nicht schon zu Beginn zu viel Zeit in ein einzelnes Bild gesteckt. Man kann sie noch austauschen, ändern oder streichen“, sagt sie.

Um das Comics zu layouten, müssen die einzelnen Bilder platziert und Format, Sprechblasen, Schriftgröße und Weißraum festgelegt werden. Die Größe der einzelnen Bilder sollte variieren, um die Seite abwechslungsreich zu gestalten. Bei der Auswahl der Farben sollte der Zeichner darauf achten, dass sie bestimmte Gefühle hervorrufen können. So strahlt Rot Leben, Kraft, Dynamik und Stärke aus sowie Aggression, Gelb hingegen Optimismus, Jugend, Vertrauen, aber auch Verrat und Habsucht.

Das Aushängeschild des Comics ist sein Cover

Das Characterdesign ist elementarer Baustein für die Entwicklung eines Comics. Wie entwickelt sich die Figur? Was mag sie? Woher kommt sie? Fragen wie diese sind essenziell für einen glaubhaften Charakter.

Um die Charaktere entspinnt sich eine Welt. Spielt sie in der Steinzeit oder in einem verwunschenem Elbenwald, handelt es sich um Science Fiction oder eine reale Welt? Hilfreich für das Environmentdesign ist ein Moodboard, welches Materialien, Farben, Strukturen, Formen und Stimmungen festhält, die im Comic aufgegriffen werden sollen.

Im nächsten Schritt werden die Sprechblasen beschriftet. Beim Lettering muss die geeignete Schriftart und die Schriftgröße festgelegt werden. „Es gibt eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Schriftarten und es ist kein leichter Job, die passende für sein eigens Comic zu finden. Nicht umsonst gibt es ausgebildete Letterer, die sich auf genau diesen Bereich spezialisiert haben“, sagt Stachnick. Das Aushängeschild des Comics ist sein Cover. Daher sollte es ansprechend gestaltet sein, Neugier wecken, aber nicht zuviel verraten. „Manche Zeichner sitzen Monate oder sogar Jahre an einem Werk“, sagt Stachnick. Für „Peters Heldentat“ hat sie damals sechs Monate gebraucht. „Ich bin gespannt, wie viel Zeit die Neuauflage bis zu Fertigstellung benötigt.

Ausstellung im Stadtmuseum Wedel, Küsterstraße 5, 4. Juni bis 21. November, geöffnet Do bis Sa 14 bis 17 Uhr, So 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei