Wedel. Gerätehaus zu eng, Drehleiter oft defekt, Hydranten in schlechtem Zustand: Die Mängelliste und was nun geplant ist.
Bei der Wedeler Feuerwehr brennt’s, im übertragenen Sinne, und das an vielen Ecken und Enden. Die Mängelliste, die der Bestandsbericht aufführt, ist schier endlos: Die Räumlichkeiten sind viel zu beengt, es gibt keine getrennten Umkleiden, nur zwei Duschen, keinen Platz für verschmutzte oder kontaminierte Einsatzkleidung, zu wenig Büro- und Versammlungsräume. Die Fahrzeuge stehen viel zu eng, es gibt kaum Parkplätze für die Einsatzkräfte.
Schon seit geraumer Zeit droht die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse, Teile der Räumlichkeiten zu sperren, die Jugendfeuerwache könnte im schlimmsten Fall komplett stillgelegt werden. Damit nicht genug: Die Drehleiter ist ständig defekt, und Hydranten sind allzu häufig nicht funktionsfähig oder im Dunkeln nicht auffindbar.
Die SPD hat deshalb bei der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Feuerwehrausschusses (UBFA) am Donnerstag eine ganze Reihe von Anträgen gestellt. Sie fordert eine Machbarkeitsstudie, wie das Feuerwehrgebäude erweitert oder durch einen Neubau ersetzt werden könnte, 50.000 Euro für die Sanierung der Jugendfeuerwehr-Räume sowie den vorgezogenen Kauf einer neuen Drehleiter. Und sie rennt damit offene Türen ein.
Feuerwehr fühlt sich von Verwaltung gut unterstützt
All diese Punkte seien bereits in den Haushaltsentwurf für 2021 eingeflossen, sagt Bürgermeister Niels Schmidt, er sei schon immer „ein großer Freund und Förderer der Feuerwehr“ gewesen. Wehrführer Michael Rein bestätigt dies: „Die Feuerwehr fühlt sich von der Verwaltung gut unterstützt, wir stehen in gutem Austausch.“ Eine umfassende Machbarkeitsstudie für 150.000 Euro, ob die alten Räume nicht vielleicht doch noch durch Sanierung in einen vernünftigen Zustand versetzt werden könnten, hält er allerdings für überflüssig: „Wir brauchen eine neue Wache, daran führt kein Weg vorbei. Am jetzigen Standort gibt es nicht genug Fläche. Das einzige Gutachten, das wir brauchen, muss untersuchen, wie viel Grundfläche nötig ist, um die Wache auf ein sprichwörtlich gutes Fundament zu stellen.“
Ein Hauptproblem seien dabei die Stellplätze der Feuerwehrautos. „Als das Gebäude in den 1970ern errichtet wurde, gab es eine andere DIN-Norm. Mittlerweile sind die Fahrzeuge viel größer, sie stehen viel zu eng beieinander. Für die Einsatzkräfte ist da kaum ein Vorbeikommen, gerade wenn es schnell gehen muss.“ Eine Vergrößerung der Stellplätze durch eine Verkleinerung der Flotte sei nicht möglich, da die Fahrzeuge ja vor den Ausfahrtstoren stehen müssen, „und Sie können ja die Betonpfeiler dazwischen nicht einfach versetzen, da würde ja alles zusammenbrechen“, sagt Rein dem Abendblatt.
Neue Wache würde zehn bis 15 Millionen Euro kosten
Eine neue Wache also. Zehn bis 15 Millionen Euro würde das laut dem Feuerwehrchef kosten, mindestens – nur das Gebäude. Bürgermeister Schmidt möchte deshalb mit der anvisierten Machbarkeitsstudie auf jeden Fall die Alternativen prüfen lassen. „Ein Neubau ist eine Investition von einer enormen finanziellen Dimension. Und es ist ja nicht mit dem Gebäude getan. Wir brauchen auch ein passendes Gelände in einer geeigneten Lage, das wir womöglich erst einmal kaufen müssen.“ Dieser Prozess dauere Jahre, „und selbst wenn wir neu bauen, heißt das ja nicht, dass wir jetzt an der alten Wache gar nichts machen müssen. Wir müssen das so oder so, die Frage ist nur, in welcher Größenordnung.“
Einige zeitnahe Maßnahmen „für relativ schmales Geld“ würden ausreichen, „um die Unfallkasse erst einmal zu besänftigen“ und drohende Stilllegungen oder Schließungen abzuwenden, so der Wehrführer. Als Beispiel nennt er die Parkplätze für die Feuerwehrleute. „Wir haben 33 und brauchen 70 weitere“, so Rein im UBFA. Bei einem Alarm müssten die insgesamt 100 Einsatzkräfte schnellstmöglich vor Ort sein – die meisten machen das ehrenamtlich und kommen vom Job oder ihrem Zuhause angefahren – und dort dann ihre Autos abstellen können. „Eine weitere Reihe Parkplätze würde uns schon sehr helfen.“
Auch bei den Räumlichkeiten der Jugendfeuerwehr, die derzeit in einer alten Bootshalle untergebracht ist, könnten einige Investitionen schon deutliche Verbesserung bringen: eine bessere Wärmedämmung, eine Umkleide für die Mädchen. Die von der SPD geforderten 50.000 Euro seien dafür eigentlich sogar zu hoch angesetzt, schätzt Rein: „Schon mit der Hälfte ließe sich eine Menge erreichen.“
„Kein neues Spielzeug“ gefordert, sondern „nur wirklich Dringendes“
Die Politik zeigt sich genau wie die Verwaltung sehr kooperativ: Alle Fraktionen sicherten Unterstützung zu. „Dafür bin ich sehr dankbar, das ist nicht selbstverständlich“, erklärt Michael Rein. Er habe von Wehrführer-Kollegen aus anderen Kommunen ganz anderes gehört. „Aber ich glaube, hier in Wedel verstehen alle, dass wir kein neues Spielzeug wollen, sondern nur wirklich Dringendes fordern. Und das maßvoll.“
Wirklich dringend ist auch die Anschaffung einer neuen Drehleiter. Eigentlich sollte es erst 2023 ein neues Fahrzeug geben, das wurde nun ein Jahr vorgezogen. Der Grund: „Die Drehleiter hat laufend technische oder hydraulische Mängel, wir haben schon mehrere Male im Einsatzfall Probleme gehabt.“ Wenn das Fahrzeug überhaupt zum Einsatz kommt und nicht gerade in der Werkstatt steht. „In diesem Falle ist automatisch Pinneberg mit in die Alarmkette eingebunden“, erklärt Rein, „aber die brauchen 20 Minuten, bis sie hier sind.“ Viel zu lang.
Drehleiter war schon immer ein Sorgenkind
Die Schwierigkeiten mit der Drehleiter seien nicht neu, „wir hatten von Anfang an immer wieder Probleme damit. Es ist wohl ein Montagsauto…“ Doch sie träten nur immer häufiger auf, schließlich ist das Fahrzeug nicht mehr das jüngste: Es wurde 2002 angeschafft, und bereits da seien diese Fahrzeuge hochtechnisiert gewesen, alles voller Sensoren, drei Computer – jede Menge Fehlerquellen. Rein hofft darauf, dass der neue Einsatzwagen ab 2022 weniger Zicken macht.
Apropos Zicken: Die machen auch immer wieder die „500 bis 600“ (Rein) Hydranten in Wedel. Für deren Wartung sind die Stadtwerke zuständig, „und das hat in der Vergangenheit nicht so gut funktioniert“, wie Michael Rein sagt – wohl eine Folge der Sparmaßnahmen. „Bei manchen waren die Schilder weg, sodass wir sie nachts nicht gleich finden konnten. Andere waren innen völlig versandet. Oder es waren die Spindeln abgerissen, sodass das Wasser nicht aufgedreht werden konnte.“ Und wenn es keinen Löschwasserzugang gebe, erzeuge das dann doch „immer eine Menge Hektik“. Auch hier sei man aber auf dem richtigen Weg: „Wir haben ein Meldesystem für defekte Hydranten erstellt, und das läuft richtig gut an.“ Unterm Strich sieht er die Zukunft positiv: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“