Wedel. Über weite Strecken des Spiels führen die Zweitliga-Basketballer. Doch der Gegner gewinnt knapp. Oder vielleicht doch nicht?
Überstunden in der Steinberghalle für Kapitän Linus Hoffmann: Nach der knappen 77:81-Niederlage der Pro-B-Basketballer des SC Rist gegen die BG Herford musste der 21 Jahre alte Flügelspieler lange mit den Schiedsrichtern über deren vermeintliche Fehlentscheidung diskutieren. Laut wurde Herfords Trainer Christos Diktapanidis, der sich über die Diskussion aufregte. Nach derzeitigem Stand hat der SC Rist offiziell Protest gegen die Spielwertung eingelegt.
Der Grund ist brisant: Beim fünften und letzten Foulpfiff gegen den Spieler Jaksa Ivan Sola von Herford entschieden die Schiedsrichter, ein wenige Minuten zuvor verhängtes Foul rückgängig zu machen. Dadurch wurde das fünfte und entscheidende Foul – nach dem ein Spieler das Spielfeld vorzeitig verlassen muss – zum vierten Foul herabgestuft. Eine solche nachträgliche Annullierung eines Fouls widerspricht aus Sicht des SC Rist jedoch den Regeln des Spiels. Die Liga wird nun über die daraus resultierenden Konsequenzen entscheiden.
Herfords Starspieler Shawn Gulley erzielte 37 Punkte
Zum Sportlichen: Schon nach kurzer Zeit im ersten Viertels war zu erkennen, in welche Richtung das Spiel gehen sollte. Beim Stand von 7:6 boten sich beide Teams einen ausgeglichenen Kampf um die Punkte. Die Last der Gäste verlagerte sich jedoch fast ausschließlich auf ihren Starspieler Shawn Gulley, der für alle sechs Punkte in den ersten fünf Minuten seines Teams verantwortlich war.
Die sechs Zähler sollten im Verlauf des Spiels auf ganze 37 Punkte anwachsen. Nicht eine Verschnaufpause war dem Forward gegönnt – er spielte die vollen 40 Minuten durch. Gulley traf höchsteffizient zwölf seiner 21 Versuche aus dem Feld, dazu kamen elf getroffene Freiwürfe. „Er hat 37 Punkte gemacht, aber er hat das Spiel nicht gewonnen, wir haben das Spiel verloren“, kommentierte Rist-Headcoach Hamed Attarbashi die Leistung.
Rist-Coach Attarbashi lobt: „Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht.“
„Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Da waren viele spektakuläre Würfe dabei. So trifft er auch nicht immer, aber leider heute gegen uns.“ Wedel setzte auf ein ausgeglichenes Scoring und konnte sich so im Verlauf der ersten Hälfte mehr und mehr von den Gästen absetzen. Mit einem intensiven Einsatz in der Verteidigung und Teambasketball in der Offensive stand es Mitte des dritten Viertels 58:42 für die Wedeler.
Auch Topscorer Gulley wurde teilweise durch eine Doppeldeckung zunächst noch verhältnismäßig in Schach gehalten. „Nicht von Beginn an, aber wir sind immer besser ins Spiel gekommen. Minute für Minute haben wir uns abgesetzt und haben dann geführt. Das spricht für die Qualität der Mannschaft, dass man das schafft“, sagte Attarbashi. Doch dann stockte es im Spiel der Wedeler und der Spielfluss glitt dahin. In Folge verwarfen die „Risters“ Wurf um Wurf, während Herford zwölf Punkte in Folge erzielte und zu Beginn des letzten Viertels das Spiel zum 61:61 ausglich.
Herford glich aus – der SC Rist war aus dem Konzept gebracht
„Da war ein richtiger Bruch im Spiel“, sagte Attarbashi zum entscheidenden Knackpunkt. „Das war richtig ärgerlich. Herford hat auf eine Zonenverteidigung umgestellt. Wir haben vier, fünf Würfe in Folge nicht getroffen.“ Das Momentum war nun ganz auf der Seite der Herforder, während Wedel immer mehr an Selbstvertrauen verloren.
„So ist das in der Pro B. Wenn du zehn Minuten lang nicht gut spielst, dann reicht das, um ein Spiel zu verlieren“, sagte der Wedeler Trainer. Nach einigen ausgeglichenen Minuten war es der Matchwinner Gulley, der beim Stand von 70:70 einen Wurf von weiter hinter der Drei-Punkte-Linie traf und in Folge per Freiwürfe den Sieg für sein Team sicherte.
Den 72:78 Rückstand konnte Daniel Johansson mit einer Dreier noch einmal verkürzen. Niklas Krause und Linus Hoffmann hatten den Ausgleich per weiteren Dreier in der Hand, vergaben jedoch diesen mit nur wenigen Sekunden auf der Uhr. „Wir haben nur fünf der 30 Dreierversuche getroffen. Das ist definitiv unsere größte Schwäche dieses Jahr“, sagte Attarbashi zu der wiederholten unterdurchschnittlichen Drei-Punkte-Quote. „Ich glaube, die ganze Halle hat mit uns gelitten, wie oft der Ball wieder aus dem Ring gesprungen ist – aber so ist das im Basketball manchmal. Das Glück war irgendwann nicht mehr auf unserer Seite.“
Die dritte Niederlage in Folge ist gleichzeitig die vierte Saisonpleite. „Das tut aber heute schon richtig weh, weil wir hoch geführt haben. Wir haben es letzten Endes nicht geschafft, den Deckel zuzumachen.“, sagte der 47 Jahre alte Trainer zur zweiten knappen Niederlage in der jungen Saison. „Aber auch Respekt an Herford, die sich wieder zurückgekämpft haben. Wir können daraus lernen und werden es in Zukunft nur besser machen.“
Bereits am kommenden Sonnabend, 4. November um 19 Uhr, geht es für die „Risters“ auswärts weiter. Gegen den Tabellenvorletzten Lok Bernau soll der dritte Saisonsieg her. Die Brandenburger gewannen bisher erst ein Spiel, nachdem sie die vergangene Saison als Tabellenerster der Pro B-Nord beendeten.
Viertel-Ergebnisse: 20:19, 21:15, 19:21, 17:26
SC Rist (Punkte): Camron Reece (20), Niklas Krause, Leif Möller (je 11), Daniel Johansson (10), Linus Hoffmann (7), Simonas Paukste (6), Darren Egbe (5), Noè Bom (4), Mika Tangermann (3)