Pinneberg. Es war der größte Erfolg, den ein Fußball-Team aus dem Kreis Pinneberg jemals erlebt hat. Das machen die Helden von damals heute.
„Ich war mit Freunden unterwegs. Zum Glück musste ich nicht mehr fahren. Auf dem Rückweg gab’s nämlich ein paar Bierchen mehr im Auto.“ Wolfgang Lackmann, Pinneberger Fußball-„Professor“ (74), erzählt, wie das damals war.
Die Fußballer des VfL Pinneberg und ihr lautstarker Anhang unter 8000 Besuchern feierten ein 1:0 auswärts über den Blumenthaler SV und den Aufstieg in die Regionalliga Nord. Schwankend und wankend kam so mancher Fan an diesem Abend – besser: in der Nacht – zuhause an. Das kleine Pinneberg, riesig.
Regionalliga-Aufstieg 1973: 50 Jahre Nostalgie – VfL-Fußballer erinnern sich an Triumph
Auf den Tag genau 50 Jahre nach dem größten Triumph aller Zeiten eines Fußballteams aus dem Kreis trafen sie sich im Stadion am Fahlt wieder, die Protagonisten von einst. Peter Metz, der am 3. Juni 1973 in Bremen aus 18 Metern das goldene Tor erzielt hatte. „Gülle spielte mich an. Da habe ich einfach draufgehalten.“
Werner Heusel, bis heute sein guter Freund, sensibler Spielmacher. Günter „Gülle“ Korczanowski, der Stürmer mit dem Schuss wie ein Pferd. Masseur Rainer Lange, den sie „Goldfinger“ nannten. Bernd Lukath, äußerst unbequemer Innenverteidiger, der im schönen Puerto de Mogan auf Can Canaria ein Café führte und sich dort niederließ, wo andere Urlaub machen
Erinnerung bleibt, auch wenn die Spieler in die Jahre gekommen sind
Bis zum kommenden Freitag beherbergt ihn Schwester Ute, dann geht’s zurück auf die Insel. Wird man sich jemals wiedersehen? Die Männer sind ein bisschen müde geworden und in die Jahre gekommen. Aber die Erinnerungen, die bleiben für immer.
Der langjährige Ex-Coach Roland Lange (82) und VfL-Teammanager Manfred Kirsch (67) stellten die Zusammenkunft auf die Beine. VfL-Turnier-Namensgeber Bert Meyer spendierte die Würstchen und die Nackensteaks, die Michael Brandt vom VfL-Vorstand auf den Grill legte.
Aktuelle VfL-Mitglieder zapften Getränkte – Spenden für Nachwuchs gesammelt
Der aktuelle VfL-Coach Martin Düsing, Keeper Marvin Kiesewetter und Vereinsmitarbeiter Kim Kant sorgten dafür, dass niemand verdurstete. In einem Spendentopf kam ein kleines Sümmchen für den VfL-Nachwuchs zusammen.
Als ob sich die Generationen verbrüdert hätten. „Wenn das aktuelle VfL-Team Punktspiele in der Bezirksliga bestreitet, bin ich gelegentlich Zuschauer“, verriet „Ausputzer“ Uwe Westphal. „Fußball spiele ich nur noch für den FC Arthrose“, gab Michael Baltes zum Besten
Auch andere Ex-Fußballer ließen diesen Termin nicht sausen
Der pfiffige Rechtsaußen (79) aus Waldenau zählte zwar nicht zur Aufstiegself, ließ sich den Termin aber ebenso wenig wie die VfL-Freunde Helmut Cabelström (82), Wilfried Boltmann (73) und Uwe Lemke (80) entgehen. Vom Kreissportverband erschien dessen Vorsitzender Sönke-Peter Hansen, die Leistungen einer wunderbaren Mannschaft zu würdigen.
Die hatte in der Saison 1972/73, als Siege lediglich mit zwei Punkten belohnt wurden, hauchzart vor dem SC Concordia die Hamburger Landesligameisterschaft errungen. Auf das 1:4 im ersten Spiel der Aufstiegsrunde bei Preußen Hameln folgten vier Erfolge über die Blumenthaler und den BSC Brunsbüttel.
Gegner waren FC St. Pauli, VfL Wolfsburg oder Eintracht Braunschweig
Mit Roland Lange anstelle von Rolf Rohrberg als neuem Trainer ging es in der zweithöchsten Spielklasse der Republik weiter. Gegner waren der FC St. Pauli, VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig, Top-Adressen im deutschen Fußball.
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Das Gastspiel bei Holstein Kiel war der Einstieg in das Abenteuer Regionalliga (2:3). Uwe Lemke bekommt Gänsehaut. „Uwe Genat hatte uns 2:1 in Führung gebracht. Die Kieler Zuschauer schlugen sich schon auf unsere Seite. Vom Flutlicht geblendet, griff dann unser Torwart Uwe Knees, Brillenträger, zweimal daneben. Ich hatte so ein Kribbeln im Bauch, das glaubst du nicht.“
50 Jahre Aufstieg: Einige Spieler bereits verstorben – andere kamen nicht zum Treffen
Keeper Knees verstarb in der Zwischenzeit ebenso wie Hinrich Böckmann, Volker Friedrichs, Ronald Kirschstein, Udo Olsen und Torjäger Volker „Pille“ Schümann. Die Gruppe gedachte der früheren Teamgefährten in einem Moment des Innehaltens.
Axel Brünn, Gerd Hoffmann, Jürgen Wien, Hans Jürgen Preiss (alle 75) und Norbert Bytomski (70) folgten der Einladung nicht oder gelten als „verschollen“.
So leben und lebten die anderen Aufstiegshelden von 1973: