Bönningstedt. Oberliga-Fußballer aus Bönningstedt gehen im Derby mit Tornesch deftig 1:6 unter. Muss nun Trainer Michael Fischer gehen?

„Auf keinem Sportplatz im Kreis Pinneberg schmeckt der Kuchen besser als beim SV Rugenbergen“, behauptete Zuschauer Erwin Hellmann aus Hasloh (65). Nirgendwo wird zurzeit erfolgloserer Oberliga-Fußball geboten als an der Ellerbeker Straße. Vom Punktekuchen bekamen die Bönningstedter in zehn Partien nur drei Krümel ab. Der Abstand des Tabellenletzten zum rettenden Ufer beträgt schon fünf Zähler.

Mit nachdenklichem Gesicht bezog Trainer Michael Fischer nach der 1:6 (1:2) –Niederlage gegen Union Tornesch Stellung. „Ich bin lange genug im Geschäft, um nicht zu wissen, dass mein Stuhl nun wackelt.“ Auf die bei solchen Anlässen übliche Fragestellung, ob der Appener am nächsten Heimspiel gegen den kommenden Freitag gegen den Vorletzten FC Süderelbe noch die Anweisungen erteilen darf, reagierte Abteilungsleiter und Clubchef Andreas Lätsch mit der gängigen Floskel. „Davon gehe ich aus.“ Ein klares Bekenntnis zum Trainer klingt anders. Aber, na klar: Diese fast kampflose Aufgabe im Derby müssen die Verantwortlichen auch erst einmal sacken lassen. Zu rechnen war damit nicht, nachdem der SVR die Tornescher mit bis auf drei Ausnahmen identischer Startelf exakt einen Monat vorher im Lotto-Pokal noch 3:2 besiegt hatte. Ligaobmann David Fock machte seinem Unmut allerdings spontan Luft. „Ich habe mich noch nie so geschämt wie nach diesem 1:6.“

Drei SVR-Akteure fehlten wegen eines Junggesellenabschied

In Abwesenheit von Leon Neumann, Patrick Hoppe und Jan Düllberg, die ihren ehemaligen Teamgefährten Steven Tegeler beim Junggesellenabschied begleiteten, und Marco Rohde (Lehrgang) hatte der SVR vielversprechend losgelegt.

Mit einem sehenswerten Schuss hoch in die rechte Ecke glückte Marlon Stannis das 1:0 (14.) In der 16. Minute hätte der Tornescher Tim Moritz beinahe ein Selbsttor fabrizierte, als er in Stannis´ Flachpass grätschte. Drei Minuten später scheiterte Collins Baafi an Union-Keeper Norman Baese. „Ich weiß nicht, ob wir einen 0:2-Rückstand weggesteckt hätten“, sagte Union-Trainer Thorben Reibe so laut, dass es Michael Fischer hören konnte. Das klang ein bisschen nach Trost für den befreundeten Trainerkollegen.

Noch bevor der prasselnde Regen einsetzte verpasste Reibes Team den Gastgebern die kalten Duschen. Fabian Knottnerus überlief den an diesem Nachmittag total indisponierten Sven Worthmann und schoss das 1:1 (24.). Ein Fehlpass von Nicolaj Rörström wurde zur Torchance für Jannik Swennosen. Aus der Parade von Keeper Patrick Hartmann resultierte ein Eckball (Morris von Winckelmann), den Tim Moritz zum 1:2 einköpfte (30.). Mit eigenen Unzulänglichkeiten nahm sich der SVR selbst aus dem Spiel. Es kam noch schlimmer, nämlich in der 50. Minute, als Hartmann einen weiteren Eckball von Morris von Winckelmann direkt vor die Füße von Jan-Philipp Zimmermann lenkte – 1:3 (50.).

SVR-Trainer vermisste einen Leader, der das Team auf dem Feld aufrichtet

Fischer vermisste einen auf dem Rasen, der das Team an die Hand genommen hätte. Auch Kapitän Worthmann war dazu nicht in der Lage, im Gegenteil. Mit schlechtem Stellungsspiel ermöglichte er Flemming Lüneburg das 4:1 der Tornescher (59.). Der SVR zeigte längst Auflösungserscheinungen, als Björn Dohrn das Resultat noch in die Höhe schraubte (74., 88.). Mit der Körpersprache von Verlierern fügte sich das Schlusslicht in die Niederlage, schweigend lauschten die Protagonisten Fischers Pläydoyer, im Test am Dienstag um 19.30 Uhr beim HSV Barmbek-Uhlenhorst noch einmal ganz von vorn anzufangen. Umso enthusiastischer feierten die Tornescher ihren ersten Auswärtssieg der Saison, den sie vor allem ihrer Entschlossenheit im gegnerischen Strafraum verdankten.

SV Rugenbergen – Union Tornesch 1:6