Kreis Pinneberg. 80 ukrainische Flüchtlinge treiben Sport: Verein siegt beim Wettbewerb Sterne des Sports mit seinem Angebot für alle.
Er gilt als der „Oscar des Breitensports“, sagte Karsten Tiedemann vom Kreissportverband (KSV) jetzt bei der Preisverleihung in Pinneberg. Zum 18. Mal lobte die Bürgerstiftung der VR Bank in Holstein die Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs Sterne des Sports aus. Und acht Vereine aus der Region konnten sich jetzt über Geldpreise von 250 bis 2500 Euro für ihre Sparten freuen, davon sechs Sportvereine aus dem Kreis Pinneberg.
Sie alle hatten sich in vorbildlicher Weise engagiert. „Hier geht es nicht um höher, schneller und weiter“, erklärte Bettina Fischer von der Bürgerstiftung. „Hier geht es um das gesellschaftliche Engagement in den Vereinen. Und dabei stehen Fairness, Verantwortung und Toleranz ganz oben auf der Liste der gesuchten Werte.“
Der Kreis Pinneberg stellte mit dem Elmshorner MTV wieder den Sieger auf regionaler Ebene. Als Gewinner des bronzenen Sterns misst sich der EMTV am 14. November mit den anderen Regionalsiegern um den silbernen Landesstern, um dann womöglich den Bundessieg anzustreben. Das wäre vor zwei Jahren beinahe dem VfL Pinneberg gelungen. Im Rahmen eines Kinderschutz-Projektes gegen sexualisierte Gewalt hatte der Verein einen zwölfseitigen Comic („Stopp! Nicht mit mir!“) kreiert, der als Landessieger schließlich mit dem Publikumspreis im Bundesfinale bedacht wurde.
„Sport spricht alle Sprachen“ – das ist das EMTV-Motto
Dieses Mal war dem EMTV der Stern nicht zu entreißen. Zu gut war die Bewerbung, zu aktuell das Thema und vor allem zu erfolgreich war das Projekt. Unter dem Motto: „Sport spricht alle Sprachen – Integration und Inklusion beim Elmshorner MTV“ hatte der mit rund 4700 Mitgliedern größte der 180 Sportvereine im Kreis mitten in der Flüchtlingskrise des Ukraine-Krieges ein Sportangebot für alle Menschen aufgemacht. Dafür erhielt er neben dem Stern auch ein Preisgeld von 2500 Euro. „Wir sind am Anfang geradezu überrannt worden“, sagte Maren Caffi, als Jugendleiterin eine der Initiatorinnen. Nach dem ersten Aufruf standen im März plötzlich 80 Menschen aus der Ukraine, darunter zahlreiche Familien mit Kindern, vor der Tür und wollten mitmachen.
Der Verein ließ sie spielen, basteln, malen, toben, springen, turnen, trainieren und Fahrradfahren. Schnell sei daraus ein wöchentliches Angebot geworden, ergänzt Mehmet Karakavak, der Integrationsbeauftragte des Vereins. Allein die Mund-zu-Mund-Propaganda füllte die Halle.
Eine ukrainische Fitness-Trainerin gibt nun auch Kurse in Elmshorn
Und „die Welle der Hilfsbereitschaft“, wie KSV-Geschäftsführer Tiedemann dieses Sportangebot zur Völkerverständigung lobte, war keine Einbahnstraße. Zhanna Leshchinskaya, eine 52 Jahre alte Fitnesstrainerin aus Charkiw, bot dem Verein spontan ihre Unterstützung an. Nun sei sie mit ihren Fitnesskursen fester Bestandteil im EMTV-Team, erläuterte Vereinsmanager Timo Schirrmacher.
„Sport baut Brücken und schafft soziale Kontakte“, sagte er. „Es macht uns stolz, dass wir mit diesem Projekt den bronzenen Stern des Sports erreicht haben. Danke an unser starkes Team.“
Beim EMTV gibt es auch ein Angebot speziell für geflüchtete Frauen
Und Tiedemann lobte: „Der EMTV hat damit eine hervorragende Willkommenskultur geschaffen und klare Kante gegen Hass und Rassismus gezeigt.“ Dazu gehöre auch das spezielle Sportangebot für geflüchtete Frauen, das bis zu zwei Dutzend Frauen aus Syrien und Afghanistan wahrnehmen würden.
Der zweite Platz mit 2000 Euro Preisgeld ging an den TSV Weddelbrook im Kreis Segeberg. Der Verein betreute beim Ferienpass drei Wochen lang 267 Kinder. Dritter wurde der SV Rugenbergen, der mit einem neuen Leitbild und dem neuen Kunstrasenplatz ein neues Wir-Gefühl im Verein entfachte, wofür er jetzt 1000 Euro erhielt. Die weiteren Preisträger sind: DLRG Quickborn,Elmshorner Ruderclub (je 500 Euro), Reitverein Glückstadt, Athletenclub Einigkeit Elmshorn und Barmstedter MTV (je 250 Euro).