Pinneberg. 226 Startplätze in elf Prüfungen: Dackel auf dem Pinneberger Reitstall Anakenenhof begrüßt Reiter und Pferde am Wochenende.

Gangster passt auf, wenn neue Gesichter im Reitstall auftauchen, dann rennt der Maxi-Dackel los und checkt die Lage. Das ist eben sein Jagd-Temperament. „Wenn er etwas wittert, will er auch die Kontrolle haben“, sagt Reitstallbetreiberin Jana Taeger (40) vom Anakenenhof. Da wird der Rüde an diesem Wochenende richtig viel zu tun haben, denn dann ist der Anakenenhof Schauplatz für ein großes Dressurturnier.

Der Reitstall liegt etwas versteckt zwischen Baumschule und Maisfeldern

Der edle, auf den Dressursport spezialisierte Reitstall liegt romantisch versteckt zwischen einer Baumschule und angrenzenden Maisfeldern. Hin und wieder verirren sich Radfahrer, die eigentlich einen direkten Weg zum Klövensteen suchen – oder mit bunten Badeaccessoires den Baggersee in der Nachbarschaft ansteuern und eine Straße zu früh abgebogen sind. In der Reiterszene kennt inzwischen jeder den Weg, denn vor dem Reitstall liegt die dazugehörige Pferdeklinik Sanakena.

Die gepflegte Reitanlage wirkt mit der dekorativen Auffahrt, die umsäumt ist von Birken und großgewachsenen Rhododendren, wie ein Idyll. Vor den Stallungen wird es noch etwas prachtvoller. Auf dem Rondell ist mittig ein Springbrunnen platziert – ein Eyecatcher. „Wir haben uns sehr viele Gedanken beim Bau gemacht und viele Ideen gesammelt und umgesetzt“, sagt Inhaberin Birgit Meyer-Heinemann. Oftmals sind Reitställe mit altem Gemäuer peu à peu vom Kuhstall zu einem Reitstall umgerüstet worden. Diese Anlage ist hingegen zielstrebig 2002 mit modernen Maßstäben im Bereich der Pferdehaltung angelegt worden. Der Anakenenhof umfasst drei Hektar, hinzu kommen fünf Hektar Weideland.

Inzwischen fahren kleine Transporter und Sprinter vor. Für das anstehende Turnier muss alles zurechtgerückt werden. Platziert werden Richterhäuschen, Fensterputzer und der Cateringdienst sind für das dreitägige Turnier am Werkeln. „Mit diesem Turnier starten wir nach einer mehrjährigen Pause in kleinerem Rahmen und tasten uns vor“, sagt Initiatorin Meyer-Heinemann. 226 Startplätze sind in elf unterschiedlichen Prüfungen vergeben. Das sind ungewöhnlich viele Nennungen. Eine höhere Dressuraufgabe in der mittelschweren und schweren Klasse M* bis zum Gand Prix de Dressage dauert im Schnitt vier bis sechs Minuten. Zum Vergleich: Bei einem Springturnier ist ein Ritt mit zwölf Hindernissen nach 60 bis 70 Sekunden absolviert.

Auch Dressur-Landesmeister Felix Kneese ist dabei

Über das Teilnehmerfeld freut sich Stallbetreiberin Jana Taeger, es haben sich für die großen Prüfungen Mitwirkende und Sieger von der Landesmeisterschaft angemeldet. Der 40 Jahre alte Dressur-Landesmeister von Schleswig-Holstein und Hamburg, Felix Kneese, wird mit seinem zehn Jahre alten Oldenburger Rappen San Simeon und seiner 14 Jahre alten braunen Stute Quibelle kommen. Und genau diese Stute hat den Halbbruder Quantaz, der mit der weltberühmten Dressurreiterin Isabell Werth (53) aus Rheinberg bei der Weltmeisterschaft in Dänemark zuvor erfolgreich unterwegs war.

Er muss sich aber für das Finale am Sonnabend für ein Pferd entscheiden. „Vielleicht reite ich mit San Simeon seine erste und eigene Kür am Sonnabend um 17 Uhr. Musik aus den 80er Jahren ist mein Favorit“, sagt der Landesmeister. In der Dressur sind der Kurz-Grand-Prix, der Grand-Prix-Spezial und die Grand-Prix-Kür das Maß der Dinge. Im Grand Prix gilt es, 31 unterschiedliche Lektionen zu meistern. Für die Kür bringt jeder Reiter seine eigene Musik mit, die er passend für seinen Vierbeiner findet. Ästhetik, Stil und Harmonie stehen für die Richter bei den Bewertungsnoten im Mittelpunkt.

Vize-Landesmeisterin Ninja Rathjens aus Barmstedt hat nun einen noch kürzeren Weg in das große Viereck. Es sind exakt 70 Schritte von der Stallgasse bis zum Prüfungsplatz. Denn Rathjens ist jetzt Einstellerin auf dem Anakenenhof; erst vor einer Woche ist sie mit ihren Pferden hierher gezogen.

Beim Turnier an diesem Wochenende startet die 28-Jährige ebenfalls mit ihrem erfahrenen Grand-Prix-Pferd Emilio und ihrem Nachwuchspferd Flash Gordon. Das Training für die Prüfungen läuft gemeinsam mit der 51 Jahre alten Berufsreiterin Alexandra Bimschas, die gemeinsam mit dem Trainer Rainhard Nielsen 30 Boxen für ihre Kunden bei Birgit Meyer-Heinemann gepachtet haben.

Jana Taeger startet auch mit ihrem neuen Rappen bei den Amateuren

Physiotherapeutin Jana Taeger wird mit ihrem neu erworbenen acht Jahre alten Hannoveraner Rappen Davidos und mit ihrer elf Jahre alten Schimmelstute Diamond Lotti bei den Amateuren am Start sein. Der ehemalige Holsteiner Verbandsreiter Wolfgang Schade kommt mit vier Pferden. Die Konkurrenz schläft nicht – Juliane Brunkhorst vom Wedeler Tannenhof bringt zwei Pferde mit. Auf ihren Sieg beim Bundeschampionat vom letzten Wochenende ruht sich die 39-Jährige nicht aus.

Als ob er wittern würde, was da auf ihn zukommt, hat sich der heimliche Chef Gangster in der Zwischenzeit einen neuen schattigen Platz als möglichen Beobachtungsposten für das etwa 20.000 Euro teure Dressurturnier gesucht. Die Prüfungen beginnen am Freitag und Sonnabend jeweils um 9 Uhr, am Sonntag um 9.30 Uhr am Hasenmoorkamp 5. Der Eintritt ist an allen Tagen frei

Infos und Ergebnisse: www.equi-score.de