Wedel. Zwei große Spieler auf der Center-Position verlassen Zweitliga-Mannschaft. Als Ersatz wechselt Michal Kozak nach Wedel.

Nach drei Abgängen auf den Positionen vier und fünf – Hendrik Drescher (Bochum), Aurimas Adomaitis (Karriereende) und zuletzt auch Yngve Jentz (berufliche Gründe) – geben die Zweitliga-Basketballer des SC Rist Verstärkung für die „lange Fraktion“, die sich unter den Körben ins Getümmel schmeißt, bekannt. Der Tscheche Michal Kozak ist künftig in Wedel und in der Steinberghalle sportlich zu Hause.

Kozak ist 2,04 Meter groß, 102 Kilo schwer, 24 Jahre alt. Geboren ist er in Pilsen und startete mit Basketball beim BK Lokomotiva Pilsen, 2015 Wechsel an eine Basketballschule im böhmischen Jindřichův Hradec. Kozak ist ehemaliger tschechischer U16-, U18- und U20-Nationalspieler. Zuletzt war er von 2017 in den USA beschäftigt, genauer gesagt an der Weber State University in Ogden (US-Bundesstaat Utah) nördlich der Olympiastadt von 2002, Salt Lake City.

Kozak soll eher auf der Vier als Power Forward spielen

„Vorrangig soll er auf der Position vier spielen. Er kann das Spiel, wie es heutzutage auf der Vier verlangt wird, abdecken: Er kann werfen und kann passen, tut all das auf einem hohen Niveau – also das Komplettpaket. Er kann aber auch auf der Fünf aushelfen“, sagt Christoph Roquette. „Mit seinem vielseitigen Können kann er sowohl innen als auch außen agieren, er kann auch beide Positionen verteidigen“, erläutert Trainer Stephan Blode.

„Er soll bei uns Leistungsträger sein“, sagt der sportliche Leiter Roquette. Der Tscheche wird ebenfalls bei Kooperationspartner Hamburg Towers mittrainieren und könnte sich dadurch – wie der US-Amerikaner Jordan Walker in der vergangenen Saison – auch Bundesliga- und Europapokaleinsätze sichern.

In der vergangenen Saison schrumpfte seine Spielzeit am College zusammen

Aufgrund der Pandemie gewährte die NCAA (National Collegiate Athletic Association) Kozak und anderen Spielern ein fünftes College-Jahr, gleichzeitig stießen aber Neuzugänge zur Weber State University. Der Konkurrenzkampf wurde noch einmal kräftig verschärft. „Darunter hat seine Spielzeit gelitten“, sagt Roquette. In Zahlen: In der zurückliegenden Saison wurde Kozak bei den „Wildcats“ rund sechs Minuten pro Spiel eingesetzt, zwischen 2017 und 2021 waren es regelmäßig mehr als 20, 2019/20 sogar annähernd 30 pro Spiel. In seinem letzten College-Jahr lag Kozaks Punkteschnitt bei 0,6, 2020/21 waren es 7,3. Statistische Werte sind laut Coach Blode jedoch längst nicht alles bei der Spielersuche. Auf Video-Zusammenschnitte, die oft ausschließlich Stärken und gelungene Aktionen aneinanderreihen, verzichte er, so der Rist-Trainer. „Ich gucke, welche Stationen der Spieler hatte, gucke mir die Wurfquoten und die Minuten an, die er gespielt hat. Das ist so der erste Eindruck, den ich habe. Und dann gucke ich mir ihn in einem ganzen Spiel an“, erläuterte er. „Wie bewegt sich ein Spieler auf dem Feld? Und mit welcher Intensität bewegt er sich? Wie bewegt er sich abseits des Balles in der Defense?“, nennt Blode erste Fragen, die er durch Sichtung beantwortet wissen möchte. Aber auch auf das Passspiel achte er, „oder dribbelt der Spieler zu viel?“, so der Trainer.

Zwischen den Einordnungen „interessant“ und „durchgefallen“ liegt mitunter nicht viel Zeit: „Ganz ehrlich: Wenn der erste und der zweite Eindruck nicht stimmen, dann gucke ich mir das Spiel auch nicht zu Ende an. Man erkennt relativ schnell, wie ein Spieler sich auf dem Feld verhält, fernab der Statistiken. Bei Michal Kozak habe ich lange geschaut, immer weitergeguckt und nicht nur ein Spiel geschaut. Das ist natürlich ein positives Zeichen“, sagt Blode.

Center Yngve Jentz verlässt den SC Rist nach drei Jahren

Negativ ist der Abgang von Center-Spieler Yngve Jentz zu sehen, der seit 2019 in 68 ProB-Spielen auflief und der nach dem Ende seines Master-Studiums im Bereich Wirtschaft nun aus beruflichen Gründen nicht mehr die Zeit aufbringen kann, um das vollständige Trainingspensum zu bewältigen. „Wir haben beidseitig festgestellt, dass das Mitwirken in der Pro B nicht mehr möglich ist, wenn man deutlich weniger trainiert und haben dann zusammen gesagt, dass wir leider getrennte Wege gehen müssen“, so Roquette. Es sei in Deutschlands dritthöchster Spielklasse nicht mehr möglich, „das Training auf zwei- bis dreimal die Woche zu reduzieren“, so der Sportdirektor.

Damit geht nach Aurimas „Rimo“ Adomaitis die zweite Hälfte des Wedeler Center-Gespanns der Vorsaison, das sich in den Spielen bei der Arbeit unter dem Korb abwechselte und sich im Training angesichts von jeweils mehr als 100 Kilogramm Kampfgewicht brachiale Duelle lieferte. Das Verhältnis zwischen Adomaitis und Jentz wurde im Mannschaftskreis augenzwinkernd mit einer Ehe verglichen.

„Rimos Abschied war ja vorher bekannt, da wurden in der Kabine schon ein paar Scherze in Richtung Ehepaar Yngve-Aurimas gemacht. Und jetzt gehen sozusagen beide Eheleute gleichzeitig von Bord. Sie haben sich im Training immer gegenseitig verteidigt und waren ein Herz und eine Seele – und an manchen Tagen vielleicht auch ein bisschen weniger. Es war immer lustig und lebendig mit den beiden“, sagt der Rist-Coach.

Jentz war auch für die Integration der Neuverpflichtungen wichtig

Roquette erinnert sich: „Yngve haben wir damals in den Kader geholt, weil wir ein Pendant zu Aurimas brauchten.“ Doch der 25-Jährige war nicht nur Sparringspartner. „Er hat sich immer mehr in die Rotation spielen können“, sagt der sportliche Leiter. In der vergangenen Saison dann überholte Jentz den Litauer in Sachen Einsatzzeit. Jentz sei zwar vorrangig „defensiver Arbeiter“ gewesen, wie Blode es nannte, habe aber immer wieder Auftritte gehabt, „bei denen er dann mehr ins Rampenlicht getreten ist“, sagt der Trainer und hat dabei unter anderem den 30. Oktober 2021 im Hinterkopf, als Jentz gegen Schwelm auf 15 Zähler kam.

Nicht weniger wichtig, aber zumindest öffentlich kaum bekannt: Jentz leistete im zwischenmenschlichen Bereich wertvolle Dienste für den Zusammenhalt in der Mannschaft: „Er hatte gerade zu den Spielern, die neu von außerhalb Deutschlands hinzugekommen sind, immer sehr schnell einen guten Draht, hat sich sehr gut um die Integration von neuen Leuten gekümmert“, so Blode.