Rellingen. Dauergolf: Dirk Beyer will länger als 24 Stunden auf dem Pinneberger Weidenhof für den guten Zweck den Schläger schwingen.

Menschen, die Unglaubliches vollbringen, faszinieren immer wieder. So manche tauchen hinterher im Guinness-Buch der Rekorde auf. Dort drinzustehen, ist ausschließlich jemandem vorbehalten, der bei eher „verrückten“ Aktionen zu wahrer Höchstform aufläuft. Im jenem 1955 erstmals erschienenen Guinness-Buch werden weltweit ungewöhnliche und einmalige Rekorde aufgeführt. „Verrückt“ kann man es sicher nicht nennen, was Dirk Beyer vorhat, aber außergewöhnlich durchaus. Der Rellinger Golfsportler steht kurz davor, einen Weltrekord aufzustellen. Das versuchen natürlich auch andere, wem aber glückt es denn überhaupt? Die Chancen Beyers stehen nicht schlecht, dass dieser Traum wenige Tage nach seinem 53. Geburtstag wahr wird.

Beyer sammelt Spendengelder ein für die NCL-Stiftung

Am kommenden Freitag, 5. August, startet Dirk Beyer einen Weltrekordversuch im Golfmarathon. Zugunsten der NCL-Stiftung (siehe Info-Kasten) zur Erforschung und Heilung von Kinderdemenz will er auf der Anlage im Golfpark Weidenhof an der Mühlenstraße in Pinneberg von 14 Uhr an länger als 24 Stunden nahezu ununterbrochen Golf spielen und nebenbei für die besagte, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Hamburg und auch für den Lions-Club Rellingen Spendengelder sammeln.

Der aktuelle Weltrekord im Dauergolfen liegt also bei genau einem Tag, aufgestellt vom Ingolstädter Richard Neugebauer, der ihn vor zwei Jahren auf 85 Kilometern, über 185 Löcher und mit 984 Schlägen in genau 24 Stunden perfekt machte. Diese Bestmarke ist beim Rekordinstitut Deutschland (RID) gelistet, den neuen Versuch am Freitag hat Dirk Beyer inzwischen offiziell angemeldet – er möchte die bisherige Bestmarke auf der 18-Loch-Anlage unbedingt toppen.

„Einige Stunden packe ich noch drauf“, sagt der Mann mit dem Golf-Handicap 19,5 entschlossen. „Selbst wenn die Kräfte in der Nacht nachlassen, ich muss die Zähne zusammenbeißen, auch wenn die Füße nicht mehr tragen. 26 bis 30 Stunden möchte ich auf dem Grün unterwegs sein, möglichst auch ziemlich zügig.“ Wenn es schließlich so weit ist, wird Beyer ein Stoppsignal senden und die Aktion ist offiziell beendet.

Der Rellinger wird von zwei Zeugen Tag und Nacht begleitet

Laut Reglement wird der Rellinger von zwei Zeugen begleitet, die das Spiel lückenlos protokollieren. Pro Stunde sind fünf Minuten Pause erlaubt. In der Nacht spielt der mögliche neue Weltrekordhalter, der Pausen auch ansammeln kann und zu einem späteren Zeitpunkt am Stück machen darf, mit LED-Leuchtbällen. Die Bahnen und Löcher markiert er mit Knicklichtern. Der „einsame Mann der Nacht“ trägt eine Stirnlampe und am Kart ist ein Akku-Baustrahler angebracht.

Auf welchem Weg Spenden in die Aktion fließen? Zum einen für die Stiftung unter dem Aktionslink der NCL. Zudem hat der Rellinger fiktive Zeit-Patenschaften angelegt, um auf seinem Instagram-Account und seiner Internetseite eine virtuelle Zeitliste Interessenten anzubieten, damit diese die gespielten und bezahlten Minuten auf seiner Golf-Tour mitverfolgen können.

Es können im Internet Spendenpatenschaften übernommen werden

„Wenn also jemand ankündigt, er möchte 50 Minuten unterstützen und eine Partnerschaft übernehmen“, so Beyer, „dann spendet er mindestens 50 Euro und bei 30 Minuten dementsprechend 30 Euro.“ Die Paten werden auf Beyers Website und bei Instagram bekanntgegeben. Beyer: „Bei 24 Stunden stehen mir also mindestens 1440 Euro zur Verfügung. 110 Minuten sind bereits gebucht.“

Von der geplanten Aktion für eine sinnvolle Sache angetan sind auch eine Reihe von Prominenten, die der NCL-Stiftung nahe stehen. So zum Beispiel Schauspieler Jan Josef Liefers („Tatort“). „Als Schirmherr der NCL-Stiftung werde ich diesen Weltrekordversuch natürlich gespannt verfolgen. Viel Glück, lieber Dirk, bei deinem ungewöhnlichen Vorhaben.“

ARD-Tagesschausprecher Thorsten Schröder, der im Oktober beim Ironman auf Hawaii startet: „Es ist toll, wie sich Sportler immer wieder für die NCL-Stiftung einsetzen. Ich wünsche Dirk viel Durchhaltevermögen und einen starken Willen.“ Melissa Ortiz-Gomez, die 2013 bei der RTL-Show „Let‘s Dance“ triumphierte und am 5. September in Hamburg ein Charity-Event zugunsten der Stiftung plant: „Der Golf-Marathon ist eine super Idee für einen guten Zweck.“ Und Anjorka Strechel („Soko“, „Morden im Norden“, „Praxis mit Meerblick“: „Mit meiner mentalen Unterstützung werde ich voll dabei sein.“ Die Wünsche kann der Weltrekord-Aspirant gut gebrauchen. Im vergangenen Jahr hatte der Rellinger bereits mit einer anderen Golf-Challenge Geld für die Deutsche Kinderkrebshilfe gesammelt und dabei 3000 Euro zusammenbekommen.

Infos und Spendenmöglichkeiten:www.golfenistgeil.de oder www.instagram.com/dirks_golfuniversum/

Die Abkürzung NCL steht für „Neuronale Ceroid Lipofuszinosen (NCL)“. Diese sind die häufigsten genetisch bedingten neurodegenerativen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. Allgemein gehören sie zu den ganz seltenen Erkrankungen. Jedes Jahr sind in Deutschland circa 20 Kinder betroffen.

NCL sind so genannte lysosomale Speicherkrankheiten. Bei den NCL-Patienten kommt es zu einer krankhaften Ablagerung von wachsartigem Lipofuszin in den Körperzellen und zu einem massiven Absterben von Nervenzellen.

NCL wird auch als „Kinderdemenz“ bezeichnet, da bei den betroffenen Kindern ein fortschreitender geistiger Abbau zu den Symptomen gehört, das sind neben dem Auftreten einer Epilepsie sowie dem Verlust der Sehfähigkeit und der Bewegungskontrolle. Kaum eines der Kinder erreicht das 30. Lebensjahr.

Die gemeinnützige NCL-Stiftung mit Sitz in Hamburg setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2002 für die nationale und internationale Forschungsförderung ein, um von NCL betroffenen Kindern eine Aussicht auf bisher fehlende Therapie- und Heilungsansätze zu geben. Hierfür werden Forschungsprojekte initiiert, finanziert und unterstützt. Und es wird die Bildung eines weltweiten NCL-Netzwerks vorangebracht. Zudem leistet die Stiftung Aufklärungsarbeit bei Ärzt*innen und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Erkrankung.

Mehr Informationen zur Stiftung:
www.ncl-stiftung.de

Mehr Informationen zur Krankheit:
www.ncl-stiftung.de/kinderdemenz-ncl/krankheit