Uetersen/Tokio. Die Uetersenerin holt in Tokio im Einzel nach Silber 2016 in Rio nun Bronze. An diesem Dienstag geht es im Teamwettbewerb weiter
Sie hat es wieder geschafft. Nach Silber bei den Sommerparalympics 2016 in Rio di Janeiro hat die Uetersener Tischtennisspielerin Stephanie Grebe bei den Paralympischen Spielen in Tokio Edelmetall geholt. Im Einzelwettbewerb hat die 33 Jahre alte gebürtige Berlinerin, die bereits mit zwölf Jahren nach Heidgraben gezogen ist, durch zwei Siege in der Gruppenphase den Einzug ins Halbfinale geschafft und sich damit frühzeitig im Wettbewerb den Medaillengewinn gesichert.
Zuerst hatte die WM-Zweite von 2014, die ohne Hände sowie ohne rechten Unterschenkel geboren wurde und bei den Paralympics in der stehenden Klasse 6 antritt, die Russin Raisa Tschebanika mit 3:1 (12:10, 7:11, 11:9, 11:9) geschlagen. Gegen die stärker eingeschätzte Südkoreanerin Sung Keum Moon gab es für die Weltranglistenvierte dann ein klares 3:0 (11:3, 11:7, 11:6) und den damit verbundenen Gruppensieg. Der war gleichbedeutend mit einem Freilos in der K.o.-Runde. Im Halbfinale kam dann jedoch gegen die Ranglistendritte Maliak Aliewa (Russland), der Neuauflage des EM-Finals von 2019, das Aliewa ebenfalls gewonnen hatte, mit 0:3 (10:12, 6:11, 6:11) das Aus.
Dennoch: Zum zweiten Mal hat die Sportlerin aus dem Kreis Pinneberg bei Paralympischen Spielen den Sprung aufs Siegerpodest geschafft. Das Abendblatt hat mit der in Hamburg Sozialökonomie studierenden Athletin über ihr Erlebnis, ihre Empfindungen und den langen Weg nach Tokio gesprochen und wie es dort noch weitergeht.
Frau Grebe, herzlichen Glückwunsch zu Bronze. Erst mal rein sportlich gefragt: Wie war der Turnierverlauf zur Einzel-Medaille? Hat es lange gedauert bis zum „Klick“, dass der zweite Sieg schon das Halbfinale bedeutet hat?
Stephanie Grebe Durch die die zwei Siege in der Gruppe und weil ich in Gruppe zwei gesetzt war, hatte ich halt das Freilos fürs Viertelfinale. Dass ich damit die Medaille hatte, das habe ich erst in der Mixed Zone erfahren, als mir das einer von meinem Verband gesagt hat, dass das direkte Medaille bedeutet hat. Ansonsten hab ich im Spiel nicht so wirklich drüber nachgedacht, das war überhaupt nicht beeinflussend.
Da war die lange Vorbereitungszeit für 2020, dann die Absage. Resignation oder „Jetzt erst recht!“?
Es war ja klar, dass die Spiele, wenn sie abgesagt werden, auf 2021 verschoben würden. Von daher hat sich von der Einstellung her nichts geändert, das hat sich alles nur um ein Jahr verschoben. Da gab es jetzt nichts mit ,Jetzt erst recht!‘ oder Resignation. Ich denke, das war der einzige vernünftige Weg die Spiele zu verschieben, das wurde getan.
Wie hat die Vorbereitung für 2021 ausgesehen. Welcher Trainer hatte den größten Einfluss? Und jetzt in Tokio; wer ist der Ansprechpartner?
Die Vorbereitung für 2021 sah genauso aus wie für 2020. Ich hab mit mehreren Trainern zusammengearbeitet; da haben alle Trainer den gleichen Anteil. Ohne alle meine Trainer wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Hier in Tokio hab ich das dann mit unserem Co-Trainer aus dem Nationalteam gemacht, mit Eric Duduc, der uns nun auch noch im Team weiter betreuen wird.
Der Aufenthalt in Tokio unter Corona-Bedingungen: Ist es dort noch etwas anders, als wir es ohnehin schon seit März 2020 in Deutschland gewöhnt sind?
Das ist hier ähnlich wie in Deutschland. Wir absolvieren jeden Tag einen Schnelltest, das finde ich völlig in Ordnung, um eventuelle positive Fälle rauszufischen; ansonsten sind die Bedingungen praktisch wie zu Hause.
Corona mal ausgenommen, ,fühlen‘ sich diese Paralympics noch aus anderen Gründen vielleicht anders an, als die von 2016 oder 2012? Wenn ja, wie denn?
Nein, Paralympics sind Paralympics. Der Flair, der Spirit – das sind immer die gleichen. Diese Spiele fühlen sich nicht anders an als die anderen.
Bestand die Möglichkeit, dennoch Eindrücke von Japan zu sammeln?
Wir haben viele Leute kennengelernt, haben ein wenig über Kultur und Organisation der Menschen erfahren. Aber abseits dieser organisierten Begebenheiten sind wir schon gehalten, in unserer Blase, unserer Bubble zu bleiben, weshalb wir auch das Dorf nicht verlassen dürfen.
In Berlin geboren, jetzt für PSC Berlin spielend; dazwischen aber vom 13. Lebensjahr an mit dem Umzug nach Heidgraben, Punktspiele für den Moorreger SV, Schülerin am Ludwig-Meyn-Gymnasium und auch aktueller Wohnort Uetersen: Wie viel Kreis Pinneberg steckt in der gebürtigen Hauptstädterin und internationalen Tischtennisspielerin?
Da ich jetzt über die Hälfte meines Lebens im Kreis Pinneberg wohne, würde ich mal behaupten, da ist wenig Hauptstädterin drin, sondern mehr Nordlicht durch und durch.
Hat denn eigentlich mal eine andere Sportart gelockt?
Ich hab früher für kurze Zeit Fußball gespielt, als ich noch kleiner war, das hat sich aber nicht durchgesetzt und von daher ist es relativ schnell Tischtennis geworden und bleibt es nun auch.
Was und wann genau steht jetzt noch sportlich in Tokio bei den Paralympics an? Wann geht es nach Deutschland zurück?
An diesem Dienstag beginnt der Teamwettbewerb für mich und meine Teampartnerin Juliane Wolf. Da versuchen wir noch mal den Angriff auf eine Medaille zu starten und schauen, wie das so wird. Wir reisen nach Abschluss des Teamwettbewerbs am 5. September nach Hause – und dann war es das...