Elmshorn. Individualsportler im Kreis Pinneberg können mit vergleichsweise geringen Einschränkungen weitermachen. Der Teamsport liegt aber brach
Der Teamsport befindet sich nicht nur im Kreis Pinneberg, sondern bundesweit für mindestens vier Wochen im Stand-by-Modus. Individual- und Einzelsportler sind in diesen – nicht nur sportlich – schweren Zeiten etwas besser dran. Nun gibt es die schriftliche Ausarbeitung der Landesverordnung für Schleswig-Holstein. Unter Punkt eins zum Thema Sport heißt es: „Die Sportausübung innerhalb und außerhalb von Sportanlagen ist nur allein, gemeinsam mit im selben Haushalt lebenden Personen oder einer anderen Person gestattet. Soweit der Sport in Sportanlagen ausgeübt wird, haben Zuschauerinnen und Zuschauer keinen Zutritt.“
Tennisspieler dürfen sogar in den Hallen aktiv werden
Für Einzelmatches im Bereich Tennis gibt es also grünes Licht, sofern die üblichen Hygienemaßnahmen und Verhaltensetikette eingehalten werden. Dass beide Spieler gleichzeitig eine Attacke am Netz starten, ist zwar unüblich, wäre theoretisch aber sogar auch erlaubt. Die Abstandsregelung gilt während der Ausübung des Sports nicht. Bei einem Doppel müssen alle vier Akteure allerdings aus demselben Haushalt kommen.
„Wir begrüßen die Entscheidung des Landes Schleswig-Holstein, dass Tennisspielen unter Einhaltung aller notwendigen Auflagen weiterhin möglich ist. Wir haben in den letzten Tagen ein wirksames Konzept für unseren Club aufgestellt und unsere Mitglieder umfassend informiert“, sagt Michael Berg, Vorsitzender des TC Egenbüttel. Stellvertretend für alle Tennis-Clubs im Kreis Pinneberg fügt er an: „Wir sind davon überzeugt, dass wir in den nächsten Wochen und darüber hinaus erneut unter Beweis stellen können, dass der Tennissport in unserem Club auch unter erschwerten Bedingungen weiterhin sicher durchgeführt werden kann.“
Golfrunden sind zu zweit oder im Haushaltsverbund möglich
Auch der Golfschläger an der frischen Luft kann weiter geschwungen werden, sofern dies die Witterungsbedingungen noch länger zulassen. Zumindest zu zweit kann der Kurs gleichzeitig bewältigt werden, größere Gruppen sind nur möglich, wenn die Personen auch unter einem Dach wohnen.
Auf oder in Sportanlagen draußen und drinnen ist Sport generell möglich, auch beispielsweise in den Reitanlagen des Kreises. Mittlerweile steht auch fest, dass Reha-Angebote im Kreis Pinneberg weiter wahrgenommen werden können – allerdings nur mit Rezept. Selbstzahler sind ausgeschlossen. Außerdem können in ausreichend großen Sporthallen bei einer entsprechenden Hallenunterteilung zwei Einzelsportler auf einem Abschnitt etwa Badminton spielen. Auch Tanz- und Balletttanz dürfen unter den neuen Bedingungen weiter stattfinden, Einzelunterricht für Yoga, Pilates oder Gymnastik ginge auch. Geschlossen dagegen sind Schwimmbäder, Fitnessstudios und ähnliche Sport-Einrichtungen.
Profis wie die Pro-B-Basketballer aus Wedel dürfen weiterhin Ligaspiele bestreiten
Allerdings können Berufssportler und Kaderathleten eine Ausnahmeregelung beantragen. Ausgenommen von den Regelungen sind bisher die Zweitliga-Basketballer des SC Rist Wedel. Gestern gab es noch eine Videokonferenz der Pro B-Entscheider aller Vereine mit den Liga-Vertretern. Ob tatsächlich die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit der Clubs für ein Absetzen der Saison stimmen, schien zumindest im Vorfeld tendenziell eher fraglich. Die Wedeler unterziehen sich einmal pro Woche – freiwillig – mittlerweile sogar Corona-Tests. Das sind nicht im Budget eingeplante Mehrkosten, es fehlen Zuschauereinnahmen.
Dieser Lockdown wird auch für viele andere Clubs ein finanzieller Kraftakt. „21 Vereine im Kreis Pinneberg haben mehr als 1000 Mitglieder. Diese Vereine könnte es durch Vereinsaustritte, die diesmal nicht durch Eintritte kompensiert werden können, hart getroffen werden“, sagt Karsten Tiedemann, Vorsitzender des Kreissportverbandes Pinneberg. Ihm tue es persönlich leid, wie viel Engagement und leidenschaftlichen Aufwand die Ehrenamtlichen in den Sportclubs in den vergangenen Monaten geleistet haben, um Hygienekonzepte zu erstellen, die gerade größtenteils außer Kraft gesetzt sind.
Der KSV leistet Erklärungshilfe bei der Landesverordnung
Viel zu tun gibt es auch für den Kreissportverband, der bei den bisweilen unpräzise formulierten Verordnungen, den Clubs Hilfestellung nach Austausch mit dem Landessportverband gibt. „Wir alle nehmen Corona sehr ernst und ich kann die Vereine verstehen, dass sie viele Fragen haben. Die Angst, etwas falsch zu machen und womöglich sanktioniert zu werden, ist groß“, sagt der Elmshorner.
Vor allem mehrspartige Großvereine, die eigene Immobilien nutzen, Kredite bedienen müssen und viele hauptamtliche Mitarbeiter haben, könnten zu den größten Verlierern gehören. „Ich kann nur immer wieder an die Mitglieder appellieren: Haltet durch und bleibt im Club, sofern es euch finanziell möglich ist! Irgendwann werden alle Angebote wieder komplett nutzbar sein. Wichtige Elemente wie der Breitensport oder auch die Kultur müssen einfach erhalten bleiben“, sagt der 59 Jahre alte KSV-Veteran, der über 37 Jahre mit Herzblut und Feuereifer für diese Organisation tätig ist.
Die Clubs sollten in so einer Ausnahmesituation auch finanziell nicht allein gelassen werden: „Die Fristen für einen Antrag auf Corona-Hilfen des Landessportverbandes müssen unbedingt bis weit in 2021 hinein verlängert werden. Solche finanzielle Unterstützung ist für den organisierten Sport unabdingbar.“ Andernfalls drohe ein Vereinssterben und damit ein Zusammenschrumpfen der Vielfalt des Sports im Kreis Pinneberg.