Pinneberg. Die PSD Bank Nord Open finden statt, wenn auch ohne das geplante Rahmenprogramm. Andere Veranstalter haben ihre Turniere abgesagt.

Mit Humor kann Toni Meinhardt umgehen. In Zeiten von Corona ein größeres Tennis-Turnier zu organisieren sei vermutlich mit ein, zwei Telefonaten locker zu erledigen? „Ja, das war kein Problem“, sagt der 40 Jahre alte Sportwart des Pinneberger TC, der seit elf Jahren als Turnierdirektor auf der Anlage am Voßbarg parat steht, und schmunzelt. Dann antwortet er ernsthafter: „Wir waren mit allen Planungen fertig, um die PSD Bank Nord Open zu einem großen Sport-Event mit buntem Rahmenprogramm zu machen. Es sollte ein Weindorf geben, eine After-Work-Party mit Live-Musik und einiges mehr. Und dann kam der 13. März, der dafür gesorgt hat, dass alle Pläne erst einmal in der Schublade verschwanden.“

Gedanken an Tennis, noch dazu mit Zuschauern, standen hintan. Ab dem 16. März fristeten die Sandplätze bis Anfang Mai ungenutzt ein tristes Dasein. Der Hauptsponsor signalisierte jedoch frühzeitig, dass er weiter dabei bleibe, selbst wenn die Filzkugel unter Ausschluss der Öffentlichkeit über das Netz geprügelt werden sollte. Nach konstruktivem Austausch mit dem Ordnungs- und dem Gesundheitsamt des Kreises Pinneberg gab es letztendlich grünes Licht für den weißen Sport.

Und der steht im Vordergrund, ein buntes Rahmenprogramm – abgesehen von auf dem Gelände verteilten Essensständen und der geöffneten Gastronomie Lust auf Sizilien – wird es nicht geben. Unter dem Motto „Der Norden schlägt auf – Nachwuchs trifft auf Weltrangliste“ werden im Hauptfeld jeweils 28 Damen und Herren in ihrer Konkurrenz an diesem Freitag, Sonnabend und Sonntag um ein Gesamtpreisgeld von 9600 Euro kämpfen.

Am Freitag beginnen die Partien um 12 Uhr, am Sonnabend von 10 Uhr an, die Halbfinals starten am Sonntag ab 10 Uhr. Das Damen-Endspiel soll um circa 13.30 Uhr beginnen, anschließend treten die Männer um den Turniersieg an (etwa 15 Uhr).

32 Spieler aus Top 100 der DTB-Rangliste sind dabei

21 Frauen und elf Männer aus den Top 100 der DTB-Rangliste sind dabei, um Punkte und vielleicht auch Geld einzusammeln. Es könnte zu einer Neuauflage des Endspiels um die Deutsche Hallenmeisterschaft kommen. Ende 2019 setzte sich Daniel Masur – Nummer 16 Deutschlands und auf Weltranglistenplatz 250 – gegen Leonard von Hindte (DTB-Platz 35) durch. Auch der Inder Sumit Nagal (TuS Sennelager) – Nummer 127 der Welt und punktetechnisch siebtbester Spieler der deutschen Rangliste – gastiert beim PTC-Turnier. Lokalmatador Lucas Hellfritsch (Suchsdorfer SV), der in Pinneberg-Waldenau wohnt, spielt ebenfalls wie auch Finn Meinecke und Ferdinand Schlüter (beide TSC Halstenbek). Bei den Damen hat sich Kristina Kucova aus der Slowakei gemeldet, die in Pinneberg weitere Matchpraxis sammeln möchte. Derzeit liegt sie auf Platz 168 der Weltrangliste, im September 2017 war sie die Nummer 71 der Welt. In der Bundesliga spielt sie für TC BW Dresden Blasewitz und rangiert auf Rang zehn der Rangliste. „Es ist das attraktivste Teilnehmerfeld, das wir je hier hatten“, meint der Appener Meinhardt. Vom Niveau her sei dieser sportliche Wettkampf „eine inoffizielle Deutsche Meisterschaft“. Zudem sind die diesjährigen PSD Bank Nord Open das Auftaktturnier einer insgesamt acht Wettkämpfe umfassenden neuen Masters-Turnierserie (Kategorie A3, Gesamtpreisgeld 10.000 Euro) der beiden Tennisverbände Schleswig-Holstein und Hamburg.

Mehr als 150 Spieler hatten sich für das Turnier in der Kreisstadt angemeldet, 104 konnten nur in die Qualifikation, die am Mittwoch und Donnerstag jeweils ab 14 Uhr beginnt, und die beiden Hauptfelder rutschen. „Dem Rest habe ich absagen müssen. Das war auch gar nicht so leicht für mich“, so Meinhardt, der noch kurzfristig versucht hatte, das Teilnehmerfeld der Qualifikation zu erhöhen, dann aber am Regelwerk zu scheitern drohte.

Der Andrang war groß, schließlich sind bundesweit viele Tennis-Turniere mit freier Anmeldung auf diesem Niveau nach Bedenken der Veranstalter frühzeitig abgesagt worden. „Wir haben quasi die Ruhe bewahrt und haben die Entwicklung abgewartet. Dafür sind wir letztlich belohnt worden“, freut sich Turnierdirektor Meinhardt. Acht Qualifikanten dürfen anschließend am Wochenende eingreifen. Rasmus Becker, Laurent Baese und Cedric Brühl – beide TC An der Schirnau – und früher für den TSV Holm beziehungsweise TC Prisdorf aktiv, sowie Linus Bense (SV Blankenese, früher TC Prisdorf) sind im Vorturnier ebenso dabei wie Niels Rolfs und Linus Neufang (beide Pinneberger TC). Für den Kreis Pinneberg schlagen bei den Damen auf: die Halstenbekerin Luisa Heß (TC An der Schirnau), die eine Wild Card für das Hauptfeld – quasi einen für sie freigehaltenen Teilnehmerplatz – erhalten hat und noch regelmäßig auf den PTC-Plätzen trainiert, sowie die Ex-PTC-Spielerin Sibel Demirbaga (THC von Horn und Hamm) stehen im Hauptfeld. Tessa Brockmann (TV Uetersen) tritt in der Qualifikation an.

Zuschauer müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen

„In diesem Jahr gibt es hier Tennis pur auf der Anlage. Wir wollen es dann im nächsten Jahr auch wieder neben dem Platz richtig krachen lassen“, sagt der PTC-Vorsitzende Peter Kortwinkel (56), der im gesamten Verein eine große Vorfreude spürt. An den Turniertagen tummelt sich ein etwa 40-köpfiges Helferteam, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Besucher, die einen Mundschutz dabei haben sollten, sofern sie die Clubräume oder die sanitären Anlagen betreten möchten, müssen bei kostenlosem Eintritt ihre Kontaktdaten hinterlassen, die nach sechs Wochen vernichtet werden.

„Wir waren relativ schnell überzeugt davon, dass wir trotz der Änderungen der Rahmenbedingungen zu unserer Zusage stehen. Als genossenschaftliche Bank sehen wir uns auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung, den Breitensport zu fördern“, sagt Frank Neitzel (43), Referent Öffentlichkeitsarbeit der PDS Bank Nord. Schließlich schaffen ambitionierte Tennisspieler den Sprung in den Leistungs- stets über den Breitensport. Auch die anderen Turnier-Sponsoren blieben dem Tennis-Cup trotz der Corona-Krise treu, mit Hempel-Farben aus Pinneberg und Langnese kamen sogar noch zwei dazu.