Uetersen. Tim-Oliver Jahr hat schon 26 Jahre Dart-Erfahrung und ist Abteilungsleiter in der Uetersener SG. Die Technik steht erst an zweiter Stelle
Konzentriert starrt Tim-Oliver Jahr auf die 2,37 Meter entfernte Scheibe. Er wirkt, als könne ihn jetzt nichts aus der Ruhe bringen. Ein letztes Abwarten und Fokussieren, dann schnellt sein Arm nach vorn. Mit routinierter Bewegung lässt er den Dartpfeil los. Ein dumpfes Geräusch hallt durch den Raum, als der Dart auf die Scheibe trifft. Mit ruhiger Hand greift er zum nächsten Pfeil und wiederholt den Vorgang. Er trifft mit allen drei Pfeilen die Triple 20 und erzielt damit die höchstmögliche Punktzahl 180. Jahr strahlt, freut sich merklich. „Gewonnen oder verloren wird zwischen den Ohren“, sagt er.
Der 42 Jahre alte Elmshorner, Spitzname „OJ“, spielt Dart seit seinem 16. Lebensjahr und ist Darts-Abteilungsleiter in der Uetersener Sportgemeinschaft. Angefangen hat er mit E-Darts, der elektronischen Variante mit Plastikpfeilen. 2009 wechselte er dann zum Steeldarts, der klassischen Spielweise mit Stahlspitze am Pfeil und Dartboard aus Pflanzenfaser.
Am liebsten spielt Jahr mit seinen Phil-Taylor-Pfeilen. Der Engländer gleichen Namens hat unter dem Spitznamen und Markenzeichen „The Power“ die meisten Weltmeistertitel (16) in der Geschichte des Sports errungen und gilt als erfolgreichster Dart-Spieler aller Zeiten. Für Jahr ist der Brite ein großes Vorbild. Seine Pfeile haben ein Gewicht von je 22 Gramm und bestehen zum größten Teil aus Wolfram. Die hohe Dichte des Materials sorgt für ein in Relation zur Größe höheres Gewicht und bewirkt ein tieferes Eindringen in die Scheibe. Deshalb ist das Material unter erfahrenen Spielern sehr beliebt.
Mit seinen Pfeilen hat Jahr schon einige Preise gewonnen. In der McDart-Arena, dem Vereinsheim der Uetersener Dart-Sparte, stehen einige seiner Pokale. Im Jahr 2011 wurde er zum Hamburger Dart-Sportler des Jahres gekürt, und von 2011 bis 2013 hat er in der Dart-Bundesliga in Buxtehude gespielt – jedoch immer hobbymäßig. „Der Einstieg in den professionellen Dart-Sport ist sehr kostspielig“ sagt Jahr. „Ohne Sponsoren kommt man da nicht weit.“
Doch das ist gar nicht das Ziel des Elmshorners. Dart ist für ihn aber trotzdem deutlich mehr als eine simple Freizeitbeschäftigung. Er hat viele Freunde im Verein und auf Turnieren kennengelernt. „Der Dartverein ist mittlerweile wie eine große Familie.“
Der Sport verbinde und fasziniere Menschen jeder Altersklasse; im Verein finde man Menschen im Alter von zwölf bis 69 Jahren. Seit 26 Jahren spielt „OJ“ schon – und ist immer noch mit einer Menge Elan dabei.
Momentan bereitet sich Jahr auf das anstehende Ranglistenturnier im September vor. Am nächsten Wochenende werden in der McDart-Arena Uetersen jeweils von 18 Uhr an wieder die Pfeile fliegen. Am Sonnabend ist das Turnier offen, jeder kann teilnehmen, allein zehn Euro Startgeld sind zu entrichten. Am Sonntag ist das Turnier nicht frei zugänglich, die Verbandsmitglieder spielen an diesem Tag nur untereinander.
Auf die Frage, was einen guten Dart-Spieler ausmache, antwortet er: „Das Wichtigste beim Spiel ist, seine Emotionen zu kontrollieren.“ Das falle aber selbst einem erfahrenem Spieler wie ihm manchmal schwer. „Ich meckere dann immer mit mir selbst“, sagt Jahr. „Man spielt nicht gegen den Gegner, sondern gegen sich selbst.“ Immer wieder betont er das. Das mache das Spiel für ihn so interessant. Jahrs Credo für seinen Lieblingssport: „Mich selbst nicht aus der Ruhe bringen und auch bei Misserfolgen nicht in Wut ausbrechen. Das trennt in diesem Sport die Spreu vom Weizen.“