Wedel. Sportdirektor von Zweitligist SC Rist Wedel kann der Saison trotz Enttäuschung Positives abgewinnen. Nachwuchs hat voll überzeugt

Die Enttäuschung nach dem Ausscheiden im Achtelfinale gegen Schwenningen saß tief. „Keiner wollte es richtig wahrhaben, dass die Saison jetzt vorbei ist“, berichtet Sportchef Christoph Roquette vom Saisonabschluss­essen der Herren des SC Rist Wedel. Dieser Termin hätte nach Ansicht der Wedeler gerne um einige Wochen verschoben werden dürfen, doch die Ein-Punkt-Niederlage am frühen Sonntagabend machte dem einen Strich durch die Rechnung. „Man hätte gegen Schwenningen auch weiterkommen können“, blickt Roquette auf die drei Begegnungen zurück. „Es war nicht so, dass wir keine Chance hatten.“

Was hatte letztlich zum Einzug ins Viertelfinale gefehlt? „Blickt man auf die Serie, sieht man, dass wir uns nie absetzen konnten. Schwenningen war immer in Schlagdistanz. Wir haben verpasst, den Deckel draufzumachen: Im zweiten Spiel, als es fünf, sechs Minuten ohne Korb gab, da haben wir das verpasst – und bei uns zu Hause im letzten Spiel, als wir die zweistellige Führung hatten.“

Am Ende wurde Rist dafür bestraft. Woran das lag? „Schwenningen ist eine abgezockte Truppe, gegen die wir im Eins-gegen-Eins zu wenig machen konnten. Da sind uns keine richtigen Lösungen eingefallen, um die beiden aus dem Spiel zu nehmen“, sagte Roquette. „Auch mit den wechselnden Verteidigungsformen der Schwenninger sind wir nicht so gut zurechtgekommen.“

Dem Lob, das Trainer Felix Banobre dem Team für dessen Zusammenhalt aussprach, schloss sich Roquette an. „Egal, was passiert ist, die Jungs haben zusammengestanden. Wie vor Saisonbeginn, als es die drei schweren Verletzungen von Jett Speelman, Nico Schümann und Jusuf El-Domiaty gab. Davon hat sich die Mannschaft nicht beirren lassen. Wir haben danach Ryan Logan und Jan-Christian Both sehr schnell integrieren können, auch weil das Team in dieser Saison einfach einen unglaublich guten Charakter hatte.“

Die Überschrift der Saison 2018/19 kommt nicht ohne Verweis auf die Heimstärke aus. Lässt man Zahlen sprechen, präsentieren diese für die Punktrunde eine makellose Bilanz von elf Siegen in der Steinberghalle. Mit vier Siegen und sieben Niederlagen in fremder Umgebung gehörten die Rister „nur“ zum Mittelfeld der Liga. Indes formten 2019 „Packungen“ in Bernau (63:108), Sandersdorf (66:89) und Oldenburg (65:100) ein für die Leistungsstärke bei Auswärtsspielen negatives Bild.

„Die Stimmung war zu Hause gut, der Funke ist von den Fans aufs Team übergesprungen, es herrschte eine schöne Atmosphäre. Hier spielst du dich in einen Rausch, weil du weißt: Du bist zu Hause eine Macht, da kann jeder kommen, der will, wir gewinnen das trotzdem – auch wenn wir mal hintenliegen. Da hat man dann einfach so ein Selbstverständnis“, nennt Roquette Faktoren des Wedeler Heimvorteils, der auch im letzten Spiel gegen Schwenningen zum Tragen kam, selbst wenn es dort dann die einzige Niederlage am Steinberg gab.

Um auch auswärts etwas „reißen“ zu können, „haben wir alles probiert“, sagte der Sportliche Leiter. Die Rister versuchten es mit Anreisen kurz vor dem Spiel, setzten auf frühzeitige Abfahrten, um vor Ort Zeit zur Vorbereitung zu haben. Sie machten sich mal in Kleinbussen, mal im großen Reisebus auf den Weg. Oder es wurden auf der Anreise größere Rasten eingelegt. Doch der Schlüssel, so Roquette, wurde nicht gefunden. Und dies sei kein nur in Wedel herrschendes Problem gewesen, betont er mit Verweis auf die Ergebnisse der anderen Mannschaften. Lediglich Münster und Bernau wiesen mit sechs Siegen bei fünf Niederlagen eine knapp gewinnlastige Auswärtsbilanz auf.

Sportchef Roquette lobt den Charakter des ganzen Teams

Insgesamt steht für Roquette fest: „Wir haben eine sehr, sehr gute reguläre Saison gespielt. Wir waren einen Sieg hinter Platz eins. Man muss bedenken, dass auch Mario Blessing ausgefallen ist, dass wir teils Spiele ohne Point Guard hatten. Trotz Verletzungsproblemen haben wir Topteams wie Münster, Bernau und Oldenburg geschlagen. Das zeigt, dass der Charakter der Mannschaft stimmt.“

Justus Hollatz (M.) ist nach einem sportlichen Entwicklungsschub kaum noch aus dem Spiel des SC Rist wegzudenken.
Justus Hollatz (M.) ist nach einem sportlichen Entwicklungsschub kaum noch aus dem Spiel des SC Rist wegzudenken. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Ebenfalls für Wohlgefallen beim Sportchef sorgte die Leistung der Nachwuchskräfte, angeführt von Justus Hollatz und Osaro Jürgen Rich Igbineweka: „Wenn man sieht, was Justus für einen großen Schritt gemacht hat: Er ist gar nicht mehr wegzudenken. Oder Jürgen – als die Verletzung von Mario kam, ist quasi sein Stern aufgegangen, weil er Verantwortung übernahm und dann seine Leistung konstant abgerufen hat.“ Auch Linus Hoffmann, Aleksandar Postic und Semjon Weilguny seien ein großes Stück herangeführt worden, betonte er.

Das Geschehen in der Liga verfolgen die Risters und Christoph Roquette in den kommenden Wochen nur noch als Zuschauer, nicht als beteiligte Akteure. Münster, Leverkusen, aber auch Bernau und Oldenburg hat der Wedeler Sportchef als Meisterschaftsanwärter auf dem Zettel.

Dass die Saison für Rist nun früher als erhofft beendet ist, läutet gleichzeitig auch die Personalplanungen für 2019/20 ein. Gespräche mit Trainer Felix Banobre, dessen Dreijahresvertrag ausläuft, soll es in den kommenden Wochen geben. Und auch die Zusammenstellung des künftigen Kaders gehört zu den Aufgaben der langen spielfreien Zeit. „Mein Wunsch ist, den Großteils des Teams zusammenzuhalten. Man muss schauen, inwieweit das gelingt. Aber ich bin da eigentlich guter Dinge“, sagt Roquette.