Wedel. Zweitligamänner des SC Rist Wedel verlieren entscheidendes Achtelfinalspiel gegen Schwenningen. Der letzte Wurf landet nur am Ring

Teamsport bedeutet, auch in der Niederlage zusammenzuhalten, Größe zu zeigen. Ehrensache für Ryan Logan und Justus Hollatz, Zweitliga-Basketballer des SC Rist Wedel. Während um sie herum ausgelassen die wiha Panthers Schwenningen den 86:85-Triumph in der Steinberghalle feiern, der für die Risters das Play-off-Aus und Saisonende in der Pro B bedeutet, ist das Duo an der Seite seines wohl unglücklichsten Mitspielers.

Ein Team hält auch in der Niederlage zusammen. Ryan Logan und Justus Hollatz helfen ihrem geknickten Mitspieler Jan-Christian Both  nach dessen Fehlwurf in letzter Sekunde auf die Beine.
Ein Team hält auch in der Niederlage zusammen. Ryan Logan und Justus Hollatz helfen ihrem geknickten Mitspieler Jan-Christian Both  nach dessen Fehlwurf in letzter Sekunde auf die Beine. © Foto: Ulrich Stückler

Jan-Christian Both liegt rücklings in der Spielfeldmitte vor dem gegnerischen Korb, hat das Gesicht in beide Hände vergraben. Der 33-Jährige hätte mit seinem Wurfversuch aus rund sieben Metern der Held des Tages sein können. Er wurde der tragische Held. Sport kann so grausam sein.

Die Chronologie eines Basketball-Krimis. 20 Sekunden vor Spiel­ende versenkt der Schwenninger Anell Alexis zwei Freiwürfe zum 86:81 der Gäste. Scheinbar die Entscheidung, nur eben nicht im Basketball. Quälend lang – in der Summe geschlagene zehn Minuten – ziehen sich diese 20 Sekunden hin.

Beide Teams nehmen Auszeiten. Mit taktischen Fouls wird der angreifende Gegner an die Freiwurflinie beordert, in der Hoffnung, dass ein Fehler unter diesen beiden Versuchen ist. Bei Justus Hollatz funktioniert diese Strategie einmal. Nur 82:86. Noch 14 Sekunden. Aber der Doppel­lizenz-Spieler für die Hamburg Towers erkämpft den Ball zurück. Pass auf Logan. Drei-Punkte-Treffer. 85:86 – und immer noch sechs Sekunden auf der Uhr.

Jetzt dasselbe Foul-Spiel auf Wedeler Seite; Leon Friederici wird sofort attackiert. Mit vier Sekunden zu spielen tritt der Schwenninger an die Freiwurflinie. Dahinter machen die treuesten Heimfans, die Yalla-Risters, einen Höllenlärm. Mit Erfolg. Der Topscorer der Gäste (18 Punkte) zeigt Nerven, setzt beide Versuche daneben. Auszeit Wedel.

Jetzt auch noch ein technischer Defekt der Anzeigetafel, deren Spieluhr eigentlich noch 2,2 Sekunden verbleibende Spielzeit anzeigen soll. Wieder gehen zwei Minuten ins Land, bis das Problem behoben ist.

Nun endlich. Die letzte Aktion des Spiel beginnt, Einwurf von links. Und für alle überraschend geht der Ball auf Both. Im ersten Viertel hat er aus gleicher Position getroffen. Dieses Mal nicht. Der Ball trifft nur den Ring und prallt zurück ins Feld. Aus. Vorbei. Schwenningen jubelt, Wedel schweigt.

Aber die Worte fehlen nicht lange. „Wir haben toll gekämpft. Bitter, dass wir so knapp ausgeschieden sind“, sagt Forward Marius Behr. „Hätten wir mit 20 Punkten oder so verloren, könnten wir es wohl besser verdauen, hätten mit den Schultern gezuckt und gesagt: ,Ist halt so‘. Jetzt beende ich mit den Towers die Pro-A-Saison, dann gehts in den Urlaub, vielleicht nach Ägypten. Und danach werde ich sehen, wie es für mich weitergeht.“
Fast identisch die Worte des US-Amerikaners Ryan Logan, der nach Planung von Coach Banobre den letzten Wurf hätte ausführen sollen – die Schwenninger Defensive verhinderte dies – und nun für den Rest der Saison gleichfalls mit den Towers aufläuft. „Klar bin ich enttäuscht, aber ich habe hier in einem tollen Team gespielt, habe hier großartige Momente erlebt. Wenn die Saison ganz vorüber ist, werde ich mich mit meinem Agenten beraten, wie es für mich am besten weitergehen soll.“

Lars Kamp, dem Coach Banobre wie auch allen anderen Nachwuchsspielern eine enorme Entwicklung in dieser Saison attestiert, erzielt 16 Punkte für den SC Rist und überzeugt auch im Spielaufbau. Doch in der
Lars Kamp, dem Coach Banobre wie auch allen anderen Nachwuchsspielern eine enorme Entwicklung in dieser Saison attestiert, erzielt 16 Punkte für den SC Rist und überzeugt auch im Spielaufbau. Doch in der "Crunchtime" haben die kämpferischen Gäste die Nase vorn. © Foto: Ulrich Stückler

Und auch Felix Banobre kann mit etwas Abstand Glückwünsche für die Saison akzeptieren: „Wenn du Play-offs spielst, müssen halt alle Details sitzen, dann geht es um Kleinigkeiten. Das ist Schwenningen an diesem Tag besser gelungen. Aber mit Blick auf die zurückliegenden sieben Monate kann ich dies getrost sagen: Ich bin stolz auf die Entwicklung, die jeder Spieler in dieser Serie gemacht hat. Nun muss ich aber erst einmal einige Tage abkühlen, ehe ich mir Gedanken über die Zukunft mache. Dieses Ende geht mir schon sehr nahe. “