Halstenbek. Ole Sievertsen von der SVHR spendet Stammzellen für eine ihm unbekannte Französin. Dafür verzichtet er auf Einsätze in der Landesliga

Weiblich, Französin, über 30, in Lebensgefahr. Gesucht: Ein Stammzellenspender. Ole Sievertsen (21) hat sich 1,1 Liter Knochenmarkflüssigkeit entnehmen lassen und den Kampf um einen Stammplatz bei der SV Halstenbek-Rellingen (Landesliga) zurückgestellt, um einer ihm total unbekannten Frau, die an Blutkrebs erkrankt ist, Mut zu machen. „Fußball bedeutet mir viel, ist aber zweitrangig, wenn ich ein Menschenleben retten kann.“

Jeder Torerfolg auf dem grünen Rasen – zuletzt beide für die HR-Zweite im Kreisliga-Punktspiel am 7. September gegen den SV Eidelstedt II (2:0) – bereitet dem Stürmer ein Glücks­gefühl. Das Größte wäre es aber, er würde eines Tages Post von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erhalten und auf diesem Weg erfahren, ob er möglicherweise einem anderen Menschen ein zweites Leben ermöglicht hat. In vielleicht sieben oder acht Monaten wird dieser Brief eintreffen.

Sievertsen ließ sich für Paula Rüpcke typisieren

Ole Sievertsen muss an die Schwester seines Freundes Tom Rüpcke denken. Bundesweit machte das Schicksal der Schenefelderin Paula Rüpcke Schlagzeilen, die im Februar 2017 ihre niederschmetternde Diagnose erhielt: akute myeloische Leukämie, eine besonders aggressive Form von Blutkrebs. Sievertsen gehörte zu den über 3000 Personen, die sich nach einem Aufruf der Familie im Schenefelder Stadtzentrum typisieren ließen, also eine Blut- und Speichelprobe abgaben und auf diesem Weg in der Kartei der DKMS Aufnahme fanden.

Für Paula wurde der Spender mit der passenden DNA entdeckt, wenn auch bei einer anderen Aktion. Ähnlich dramatisch muss es in Frankreich gewesen sein. Verzweiflung, Anteilnahme, Hoffnung. Daran dachte der Auszubildende auch, als vor zwei Monaten der Anruf kam. „Herr Sievertsen, wollen Sie ein Menschenleben retten?“

Für den Eingriff war eine Vollnarkose notwendig

Er wollte. Nach einigen Voruntersuchungen unterzog sich der Fußballspieler am 18. September im UKE dem notwendigen, halbstündigen chirurgischen Eingriff in Vollnarkose. Drei bis vier Tage habe er sich danach noch schwindelig und ein bisschen unwohl gefühlt. Nicht jedermanns Sache. Seine Kosten ließ er sich nicht erstatten, sondern als finanzielle Zuwendung der DKMS zukommen.

Im Mannschaftskreis hat Ole Sievertsen darüber nur kurz erzählt. „Ich möchte nicht belehren und jemandem das Gefühl geben, er sei gleichgültig, weil er sich nicht typisieren lässt. Doch jeder Einzelne kann wichtig sein, das hat mein Beispiel ja nun gezeigt.“ Seinem Trainer Heiko Barthel muss er das nicht sagen. Der Berufs-Feuerwehrmann ist längst als potenzieller Stammzellenspender regis- triert.

Im zurückliegenden Punktspiel bei Eintracht Lokstedt (2:1) hatte der Coach den jungen Rellinger erstmals wieder zu sich ins Landesliga-Aufgebot geholt. Vorher gewährte er Sievertsen, der den Saisonstart wegen Urlaubs verpasste, nur am 16. September in Wilhelmsburg gegen den FC Türkiye (1:3) einen Kurzeinsatz. Wegen der Beckenkammpunktion zwei Tage später konnte Sievertsen nicht am Ball bleiben, nun greift er wieder an.

Der sportliche Leiter Oliver Berndt plädiert dafür, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs wie ihn zu hegen und zu pflegen. Dass die zweite Hamburger Liga für Sievertsen nicht zu hoch ist, hatte er schon in der Saison 2015/2016 trotz des unglücklichen Abstiegs in Diensten der HR-Zweiten bewiesen.

Wegen Ghadimis Topform muss sich Sievertsen gedulden

Pech für ihn: Adrian Ghadimi spielt nach langer, verletzungsbedingter Pause so stark, dass der Trainer im Heimtreffen der dreimal nacheinander siegreichen Halstenbeker gegen den Tabellendritten Niendorfer TSV II gar nicht an ihm vorbei kann. Ole Sievertsen nimmt wie selbstverständlich im Wartezimmer Platz. Sein Tag wird noch kommen, so wie am 18. September.
Beginn: Sonntag, 14 Uhr. HA-Tipp: 2:2.

Die weiteren Partien in der Landes­liga, Hammonia-Staffel, 12. Spieltag

SSV Rantzau – Eintracht Lokstedt

Flex-Bus oder ICE? Damit die Barmstedter ihren Aufwärtstrend fortsetzen, reist Student Jonas Matern (Angriff) erneut aus Potsdam an. Das Dienstag-Training an der Düsterlohe hatte der bislang überzeugende Stürmer noch mitgenommen, sonst wäre er von Trainer Marcus Fürstenberg aus dem Kader gestrichen worden. Othniel Kenou (offensives Mittelfeld) hat sich aus beruflichen Gründen für die nächste Zeit abgemeldet.
Beginn: Sonntag, 15 Uhr. HA-Tipp: 3:1.

SC Alstertal-Langenhorn – FC Elmshorn

Der schwer erkämpfte Erfolg über TuRa Harksheide war wenig wert, wenn die Elmshorner jetzt beim Letzten patzen. Spielertrainer Dennis Usadel fehlt wegen seiner fünften Gelben Karte, dafür kehren Emmanuel Kwakye und Daniel Witt zurück. Die gegen TuRa erlittene Verletzung von Innenverteidiger Fabian Werning stellte sich als nicht so schwerwiegend wie befürchtet heraus.
Beginn: Sonntag, 14 Uhr. HA-Tipp: 2:1.

SC Nienstedten – Union Tornesch

Für die Tornescher Defensivabteilung stehen nun auch wieder Jan-Philipp Zimmermann und Ricardo Gomes zur Verfügung. Das eröffnet für Trainer Thorben Reibe trotz des Fehlens von fünf wichtigen Akteuren (Dohrn, Pohlmann, Badermann, Tiedemann und Maack) ganz neue personellen Spielraum.
Beginn: Sonntag, 15 Uhr. HA-Tipp: 2:4.