Appen. Bei der Landesmeisterschaft möchte Dressurreiterin Antonia Heidorn wieder aufs Treppchen. Bei der Nachwuchs-DM landete sie auf Platz 25.

Beim 70. Landesturnier in Bad Segeberg an der Eutiner Straße treten mehr als 800 Reiter mit 1284 Pferden aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg an. Eine von ihnen ist die
17 Jahre alte Antonia Heidorn aus Schenefeld. Dass sie zur Elite der Nachwuchsreiter gehört, hat sie gerade bei der deutschen Jugend-Meisterschaft im Dressursport in München-Riem gezeigt. Dort durften nur die 40 besten Reiter aus allen Bundesländern teilnehmen. Antonia hatte sich mit ihrem dunkelbraunen Wallach Orgadens Sandmann qualifiziert, mit dem sie auch beim Landesturnier antreten wird. Sie belegte Platz 25.

„München war ein perfekter Probelauf für Bad Segeberg“, sagt Antonia. „Die Pferde, die ich bei meinen Kollegen in München-Riem gesehen habe, sind einfach der Hammer. Die sind so teuer; andere kaufen sich für das Geld ein Haus“, sagt die Gymnasiastin. Sie fährt mit viel Ehrgeiz nach Bad Segeberg, will sich im Kampf um den Titel Landesmeister von Schleswig-Holstein und Hamburg – nach Bronze 2017 – erneut ganz weit vorne platzieren.

In ihrer knappen Freizeit feilt Antonia mit ihrer Trainerin Christine von Oldershausen auf dem Schäferhof in Appen an den Lektionen. „Das korrekte Reiten ist in der Dressur eine absolute Herausforderung, das kostet Zeit und Nerven“, sagt Antonia. Ihre Stallfreundin Marie Burlein (14) aus Appen, die ebenfalls in München-Riem in ihrer Reitklasse zu den 40 Besten aus ganz Deutschland gehörte, darf sich in zwei Wochen bei der Segeberger Landesmeisterschaft für Ponyreiter messen.

Carsten Otto-Nagel möchte seinen Titel verteidigen

Rasant geht es beim Springreiten im Parcours zu. Sechs Hundertstelsekunden – das ist ein Wimpernschlag, für das Auge kaum wahrnehmbar. Sechs Hundertstelsekunden – das kann auch der winzige Moment im Springsport sein, der über Gold- oder Silbermedaille entscheidet.

So wie bei Weltklasse-Springreiter Carsten-Otto Nagel (55) vom Moorhof in Wedel. Mit diesem hauchdünnen Vorsprung gewann der Mannschafts-Weltmeister und Vize-Europameister von 2010 die Landesmeisterschaft 2017 in Bad Segeberg. Nagel hat dieses Mal elf Pferde angemeldet. „Es ist eine sehr gute Veranstaltung mit einem hervorragenden Platz und einem tollen Publikum“, sagt er. Alle Reiter, die hier an den Start gehen, sind landesweit in
85 Vereinen von Hamburg und Schleswig-Holstein organisiert. „Das Landesturnier ist Spiegelbild des Pferdesports im Land, der Menschen und Pferde quer durch alle Altersklassen abbildet“, sagt Dieter Medow (68), Erster Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH).

Die Wettkämpfe gehen von Donnerstag, 13. September, bis zum Sonntag, 16. September. In den Disziplinen Springen und Dressur sind 42 unterschiedliche Prüfungen angelegt. Neben Nagel gehört der Weltklassereiter und Olympia-Sieger Rolf-Göran Bengtsson aus Oelixdorf (Kreis Steinburg) zu den Favoriten; Derby-Sieger Nisse Lüneburg aus Hetlingen und seine Geschwister Jule und Rasmus bringen ebenfalls ihre vierbeinigen Sportler an den Start wie Paula de Boer aus Pinneberg, die sowohl im Springen als auch in der Dressur antritt. Die internationalen Berufsreiter präsentieren junge Nachwuchspferde gleich zum Auftakt der Landesmeisterschaften am Donnerstag um 14 Uhr. Erfahrene Top-Pferde werden einen Tag später gesattelt. Um in das Finale zu kommen, müssen zwei Qualifikationsrunden mit demselben Pferd absolviert werden. Und die sportlichen Ansprüche steigen von Tag zu Tag.

In kaum einem anderen Bundesland werden die Titelkämpfe auf einem so hohen Niveau ausgetragen. Ein Höhepunkt ist am Sonntag um 13.30 Uhr die Finalrunde in der Dressur. Hier präsentieren Reiter ihre Grand-Prix-Kür. Die passende Musik müssen sie mitbringen. Der Pagelplatz verwandelt sich dann in einen Hotspot. Ebenfalls ein Hingucker ist am Sonntag der Springsport um 15.20 Uhr. Hier geht es um den Großen Preis von Schleswig-Holstein. Und natürlich um den Titel. Es ist die dritte und letzte Springrunde der Landesmeisterschaft. Hier sind Pferde am Start, die mit einer hohen Kondition und Leistung ebenfalls im internationalen Sport unterwegs sind. Zum Finale stehen mächtige Kombinationen bis zu einer Höhe von 1,55 Metern im Parcours. Im Jahr zuvor gewann Nagel mit seiner nun zwölf Jahre alten Stute Womanizer den Titel. In der Springprüfung der Klasse S* für Damen gewann Inga Czwalina aus Fehmarn.

Die Sieger bekommen eine Goldmedaille und müssen anschließend dem Brauch entsprechend ein Bad im Wassergraben nehmen. Wer diesen Brauch kennt und keine Lust auf das Bad hat, springt schnell aus dem Sattel und verschwindet. So wie Carsten-Otto Nagel im vergangenen Jahr. Die Pferdepflegerin hat dann die Zügel des Siegerpferdes in der Hand.