Pinneberg. Oberliga-Fußballer rutschen durch 0:5-Heimpleite gegen Niendorfer TSV auf Rang 17 ab. Trainingsbeteiligung erschwert Abstiegskampf

„Ich konnte mir das nicht mehr mit ansehen.“ Zwischen der 82. Minute und 87. Minute wendete Betreuer Willy Ketterer den Blick vom Spielfeld ab und starrte gedankenverloren in die Mühlenau. Es geht den Bach runter mit den Oberliga-Fußballern des VfL Pinneberg. Nach der 0:5 (0:2)-Heimniederlage gegen den Niendorfer TSV sind sie in der Tabelle auf den vorletzten Rang abgerutscht.

Der starke NTSV-Torwart Marcel Kindler nahm Ketterer tröstend in die Arme. „Ihr schafft das noch mit euren vielen Nachholspielen im Abstiegskampf.“ Unterdessen wurde VfL-Trainer Thorben Reibe – 2016 und 2017 der „Retter“ – im Spielerkreis laut wie selten. „Wie sich die Mannschaft zum Schluss ergeben hat, das tat weh.“

Reibe bezweifelt, dass ein neuer Trainer etwas bewirken könnte

Der scheidende Coach sprach auch die schwache Trainingsbeteiligung im Vorfeld des Spiels an. „Wenn nur zehn Mann kommen, ist das keine vernünftige Vorbereitung.“ Seine eigene Situation hat Reibe gründlich überdacht. Fazit: „Ich glaube nicht, dass ein neuer Mann hier neuen Zug reinbringt.“

Seine Maßnahmen während des Spiels – Uitz, einziger Stürmer, raus; Knottnerus ins Abwehrzentrum; Ellerbrock nach vorn, dann Strauß raus; Knottnerus nach links, Ellerbrock wieder nach hinten – verteidigte Reibe. „Marcel Uitz steckt zurzeit im Leistungsloch. Der Plan mit Ellerbrock im Angriff ist in Testspielen aufgegangen.“ Talent Uitz, zum Saisonauftakt noch als „Rohdiamant“ gepriesen, steht auf der Einkaufsliste des Wedeler TSV.

„Wir sind uns so weit einig. Nächste Woche wird der Vertrag unterschrieben“, kündigte der sportliche Leiter des WTSV, Frank Ockens, am Spielfeldrand an. Den VfL und Reibe hat Ockens noch nicht abgehakt. „Für meine Begriffe stimmte der Matchplan. Das Team hat das im Kollektiv gut gemacht.“ Aber die Pinneberger haben wieder einmal ihre Chancen nicht genutzt und sich in die Defensive entscheidende Aussetzer genehmigt.

Das sah auch Mittelfeldspieler Christian Kulicke so, der sich mehrfach im richtigen Moment in den Angriff einschaltete. In der 17. Minute zögerte Kulicke zu lange mit dem Abschluss. Der Ball wurde abgeblockt. Nach „Iniesta-Pass“ von Arend Müller scheiterte er frei stehend an Kindler (26.). „Einer muss rein“, übte Kulicke Selbstkritik. Beim Direktschuss von Uitz reagierte Kindler fantastisch (37.).

So nahm das Unheil seinen Lauf. Zehn Meter vor dem eigenen Strafraum schlug Madjid Albry, bis dahin so giftig und gallig, wie man es von einem Spieler im Abstiegskampf wünscht, eine Kerze. Die VfL-Fans beteten vergeblich, dass es gut geht. Albrys Versuch, sich den Ball irgendwie zurück zu erkämpfen, schlug fehl. Sein Gegenspieler marschierte auf der linken Seite davon. In der Mitte verwandelte Kutschke den Flachpass eiskalt zum 0:2 (43.). Das war die Vorentscheidung in dieser Partie, nachdem Leon Meyer schon in der 28. Minute eine Unachtsamkeit per Kopf bestraft hatte (0:1).

Zuckungen zeigten die Pinneberger bei einem Freistoß von Felix Schlumbohm, den Lennart Dora mit dem Kopf verfehlte (51.). Bei Albrys Volleyknaller flog der Ball über das Tor (59.). Dann setzte Ante Kutschke im Zweikampf mit Schlumbohm den Körper ein und schoss das 0:3 (64.). Im Wortgefecht erteilten sich Schlumbohm und Müller gegenseitig Schuldzuweisungen. Als Müller in der 71. Minute das Laufduell mit Magnus Hartwig klar verlor, hieß es 0:4. Ein Doppelpass reichte, die VfL-Defensive auch in der 81. Minute schachmatt zu setzen – 0:5 (Hartwig). Schweigend traten die Zuschauer den Heimweg an. Willy Ketterer brachte es auf den Punkt. „Das war ein Trauerspiel.“

Tore: 0:1 Meyer (28.), 0:2, 0:3 Kutschke (43., 64.), 0:4, 0:5 Hartwig (71., 81.).
Schiedsrichter: Ehrenfort (TuRa Harksheide). Zuschauer: 90. Unterhaltungswert: mittel.
VfL: Albracht – Zaman, Ellerbrock A. Müller, Schlumbohm – Werning, Dora – Albry, Kulicke, Strauß (75. Lemcke) – Uitz (60. Knottnerus).