Bönningstedt. Der 53-Jährige trainiert vom Sommer an die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen

Thomas Bohlen begibt sich in große Fußstapfen.
Vergleiche mit Ralf Palapies drohen, sollte etwas nicht funktionieren. Der Hasloher Palapies (47) legt seine Trainertätigkeit bei den Oberliga-Fußballern des SV Rugenbergen auf eigenen Wunsch hin am Saisonende nach neuneinhalb Jahren nieder. Der Blankeneser Bohlen (53) beerbt ihn.

Das Foto auf der Facebook-Seite der SVR-Kicker zeigt Bohlen und Manager Andreas Lätsch beim entspannten Händedruck. Es bleibt dabei, dass die Vereinbarungen in Bönningstedt per Handschlag getroffen werden. Was aber ändert sich beim aktuellen Tabellensiebten der höchsten Hamburger Spielklasse? Palapies neigte von Jahr zu Jahr mehr dazu, den Fans ein Torspektakel zu bieten. Das ging oft gut und auch mal daneben.

„Hurra-Fußball“ wird es mit Thomas Bohlen nicht geben

Bohlen gibt sich als Fan der kontrollierten Offensive zu erkennen. „Auf Abwehrstabilität lege ich großen Wert. Drei Torerfolge nützen uns nichts, wenn wir uns vier Stück einhandeln.“
In den kommenden Wochen wird er sich ein Bild davon machen, was sich genau mit dem Spielermaterial umsetzen lässt. Als er das Team das erste Mal beim Test in Ellerau beobachtete, hatte das 7:0 für ihn „keine Aussagekraft“.

Andreas Lätsch sieht den gebürtigen Walsroder als „gestandenen Mann und Teamplayer mit guten Verbindungen im Nachwuchsbereich“. Diese Eigenschaften gaben den Ausschlag, nachdem sich zunächst ein halbes Dutzend Übungsleiter, von denen drei in die engere Auswahl rückten, um den Job an der Ellerauer Straße bemüht hatten. Und dann noch diese Vita: Als Jugendlicher kickte Rechtsverteidiger Bohlen für Hannover 96 und Arminia Hannover in den höchsten Leistungsklassen.

Zusätzlich zu seinem Beruf in der IT-Branche wurde er angesehener Sportfotograf, der für die Nachrichtenagentur Reuters bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, der EM 2012 in Polen und der Ukraine, in der Champions League und jede Woche in der Bundesliga zum Einsatz kam. Als es schließlich etwas Neues in seinem Leben sein sollte, landete der weitgereiste Mann nach dem Erwerb der Trainer-
B-Lizenz beim USC Paloma. Mit den Barmbeker C-Junioren gewann er Titel in der Verbandsliga und im Futsal.

Als er 2015 zum Assistenten von Chefcoach Olufei Smith befördert wurde, währte das Glück in der Oberliga nur kurz. Smith trat zurück, Bohlen ging aus Solidarität mit und wurde bei den A-Junioren von Eintracht Norderstedt (Regionalliga) Assistent des früheren DDR-Nationalkeepers Dirk Heyne. Zum Chef der Garstedter Nachwuchsgarde stieg er im Oktober 2016 auf, weil Heyne den Posten des Norderstedter Herrentrainers von Thomas Seeliger übernahm. Als sich die anfänglichen Erfolge in der Serie 17/18 nicht mehr wiederholen ließen, übernahm er die Verantwortung dafür – Rücktritt.

Mit seiner Verpflichtung ist beim SV Rugenbergen die Hoffnung verbunden, sich vom Nachbarn das eine oder andere Talent, das den Sprung in den Norderstedter Herrenkader nicht schafft, angeln zu können. Leuchtend, aber auch eine Warnung, ist das Beispiel der SV Halstenbek-Rellingen, die 2014 und 2015 ein Dutzend Norderstedter
A-Junioren verpflichtete und zwischendurch am Oberligatitel kratzte. Später hinterließen die Stürmer Jan-Marc Schneider, der es beim FC St. Pauli bislang auf neun Einsätze in der 2. Bundesliga brachte, und Enrik Nrecaj Lücken, die nicht zu schließen waren.

Anlass zum Umbruch wie bei den Halstenbekern ist indes nicht gegeben. Mit vielen Stammspielern ist sich Andreas Lätsch für die kommende Saison schon einig. Ebenso bleiben Co-Trainer Manuel Kaladic und der Torwartcoach Dennis Schultz. Die Unschlüssigen hofft Thomas Bohlen von sich und seinen Werten überzeugen zu können. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich das mit 100 Prozent Einsatz, mit vollem Interesse und voller Leidenschaft.“ Das klingt doch ganz nach Ralf Palapies, der mit seinem Team heute um 19.30 Uhr ein Freundschaftsspiel bei Union Tornesch bestreitet und alles dafür leisten wird, seinem Nachfolger ein bestelltes Feld zu hinterlassen.