Bönningstedt . Trainer von Fußball-Oberligist SV Rugenbergen verabschiedet sich nach dieser Saison

Der SV Rugenbergen ist seine „große Liebe“. Ab Ende Mai wird daraus eine Fernbeziehung mit gelegentlichen Dates nach Lust und Laune. Trainer Ralf Palapies kehrt den Bönningstedtern Oberliga-Fußballern nach dann neuneinhalb Jahren den Rücken, er zeigt ihnen aber keineswegs die kalte Schulter. „Mit Sicherheit“ werde er Partien der Mannschaft, die ihm so sehr ans Herz gewachsen ist, einen Besuch abstatten.

Es sei denn, eine neue Liebe kommt ins Spiel. Das hält der Fußballlehrer aus Hasloh aber nicht für sehr wahrscheinlich. „Ein sensationelles Angebot, das man nicht ausschlagen kann, ist immer Mal möglich. Zu 99 Prozent ziehe ich mich aber zunächst zurück.“ Die Auszeit hätte er sich verdient. Dreimal pro Woche fährt er direkt von der Arbeit zum Trainingsplatz. Die Wochenenden sind mit Punktspielen und Spielbeobachtungen verplant. Auch wenn Ehefrau Astrid häufig beim Getränkeausschank auf dem Sportplatz mitarbeitet und Noah, Sohn aus erster Lebensgemeinschaft, nach dem Abpfiff noch ein paar Minuten mit dem Vater kickt, bleibt doch das ganz nach dem Fußball-Kalender ausgerichtete Privatleben auf der Strecke. Da kommt sogar ein positiv Fußball-
Verrückter auf den Gedanken, seine Freizeit anders zu gestalten.

Jetzt ließen sich diese Gedanken nicht mehr verscheuchen. Der Zeitpunkt erscheint Palapies ideal, sich vorübergehend vom Sport zu trennen. „Man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist.“ Mit dem kleinen Dorfclub könne er unmöglich mehr erreichen als einen soliden Mittelplatz, der sich auch aktuell wieder abzeichnet. Noch eins höher nach dem Oberliga-Aufstieg 2010 gehts nicht rauf.

Kaum wiederholbar ist der unfassbare Siegeszug während der Hallensaison 2014/15 mit dem Gewinn der Hamburger Meisterschaft. Die Trainingslager auf Mallorca und in St. Peter-Ording, die Barkassen-Ausflüge, die Ausfahrten in die Niederlande waren willkommene Abwechslungen vom Fußball-Alltag, die nicht jeder Club auf die Beine stellt.
Palapies ist dankbar. „Nirgendwo wird es mir besser ergehen als beim SVR.
Deshalb verabschiede ich mich mit zwei lachenden Augen.“

Die werden aber feucht schimmern, wenn es soweit ist – garantiert. Schwer genug fiel es ihm schon, Manager Andreas Lätsch und Hauptsponsor Wolfgang Borchert, langjährige Wegbegleiter,
sowie die „toll funktionierende Mannschaft“ von seiner Entscheidung zu unterrichten. Doch Palapies hinterlässt seinem Nachfolger keine verbrannte Erde, sondern eine blühende Landschaft.

Die Co-Trainer Manuel Kaladic und Dennis Schultz haben schon erklärt, weiterzumachen. Palapies größter Wunsch: „Diese Supertruppe soll zusammenbleiben.“ Der Test morgen um 19.30 Uhr beim Duvenstedter SV steht im Zeichen von Begleitumständen, die ihn immer störten. Schon am kommenden Sonntag sollen die Bönningstedter ihr erstes von drei Nachholspielen auswärts gegen Buchholz 08 bestreiten.

Winterpause? Schön wäre es.
Der Rahmen-Terminkalender des Hamburger Verbandes gibt Befehle, derer Ralf Palapies im Laufe der Zeit ein bisschen überdrüssig geworden ist.