Elmshorn. Beste Pferdesportler ihrer Klassen folgen Einladung nach Elmshorn. Verbände von Hamburg und Schleswig-Holstein belohnen so ihr 8er-Team

So groß ist der Ansturm auf die Fritz-Thiedemann-Halle noch nie gewesen. 1.063 Reiter sind gekommen, um sich hier die Belohnung für erfolgreiche Arbeit abzuholen. Die Halle ist prall gefüllt, es gibt weder genug Park- noch Sitzplätze. Für die Pferde der Reiter aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg ist erst recht kein Raum, sie mussten in ihren Ställen bleiben.

Der Grund für diesen Gipfel der Reiter: Die 704 Spring-, 253 Dressur-, 86 Vielseitigkeitsreiter und 20 Kutschenfahrer haben auf Turnieren in der grünen Saison in der jeweiligen Disziplin eine Wertnote von 8,0 und besser erhalten – sie sind also die Besten der Besten im Norden. Die im Reglement festgeschriebene Höchstnote von 10,0 ist in der Praxis kaum zu erreichen.

Das sogenannte 8er-Team ist von den Pferdesportverbänden Schleswig-Holstein und Hamburg eingeladen worden; die Teilnehmer werden für stilistisch sauberes, korrektes und pferdefreundliches Reiten ausgezeichnet. Keiner der Reiter hier will sich auf seinen Lorbeeren ausruhen, der Blick geht stets nach vorn. „Die Frage, die uns alle umtreibt: Was kann ich besser machen - und vor allem wie?“, sagt Stella Röttger (25) vom Reitverein Elmshorn. Sie trainiert in der Nachbarschaft bei Derby-Teilnehmer Philipp Schulze.

Deshalb sind erwiesene Experten vor Ort. Christian Hess zum Beispiel. Der internationale Springreiter und Deutscher Vizemeister 2016 aus Heidmühlen (Kreis Segeberg) erklärt die hohe Kunst des Springreitens. Dazu gehören Konzentrationsübungen und das Reiten kurzer und schneller Wege. „Du musst das Publikum ausblenden, nur du und dein Pferd sind wichtig“, sagt Hess zu Stella Röttger, die ihr Pferd liebevoll Blümchen nennt.

Sina Boldt (21) vom Reitverein Elmshorn hat ihren Fuchswallach dabei. Colonel (9) hat so manche Flausen im Kopf, da gehen die Hinterbeine gerne mal in unterschiedlichen Situationen in die Luft. Hess lässt sich von dem sprunggewaltigen Vierbeiner nicht sonderlich beindrucken. „In der Hallensaison könntest du mehr Basisarbeit aus dem Dressurbereich einbringen. Dein Pferd galoppiert leicht schief, seine Hinterhand läuft nicht immer korrekt auf dem Hufschlag“, erklärt Hess.

Christian Hess hat viele weitere Tipps auf Lager, die für das Reiten in der Hallensaison wertvoll sind. Zum Beispiel: „Reitet eine große Acht mit Hindernissen, macht euch startklar für die schnellen kurzen Wege“, sagt der 37-Jährige. „Und wenn ein Vierbeiner zu schnell und hektisch wird, reitet vor dem Sprung eine Volte. Erst wenn es sich gut im Sattel anfühlt, geht es an den Sprung“, erklärt Hess.

Um selbst noch besser zu werden, kooperiert der Deutsche Vizemeister neuerdings mit dem olympischen Vielseitigkeitsreiter Dirk Schrade (39) der nun mit seinen Pferden im Radesforder Hof bei Christian Hess eingezogen ist. Seine Lebensgefährtin, die Grand-Prix-Reiterin Johanna von Fircks, wohnt nun auch dort. Damit ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. „Dirk und ich sind seit vielen Jahren befreundet“, sagt Hess. „Wir hatten schon lange den Plan, auch zusammen zu arbeiten.“

Wie Pferde in der Hallensaison bei Laune gehalten werden und Leistungen bringen, erklärt Sarah de Boer-Stut vom Reitstall Klövensteen in Schenefeld. Sie präsentiert einen vierjährigen Youngster und ein erfahrenes, 14 Jahre altes Grand-Prix-Pferd an der Doppellonge. „Die unterschiedlichen Lektionen können auch ohne Sattel abgerufen werden. Das Pferd kann bei den Übungen noch mehr Kraft aus der Hinterhand entwickeln“, sagt die Expertin. 2018 wird de Boer-Stut eine eigene Reitanlage in Klein Nordende mit ihrem Mann Philipp Stut aufbauen und betreiben. Der Grundstock mit 30 Reitpferden ist gelegt.

Dressurausbilderin Alexandra Bimschas (46) vom Schäferhof in Appen erklärt die Ausbildungsskala mit drei Dressurpferden. „Je höher der Ausbildungsstandard ist, desto schneller und präziser sollten die gefragten Lektionen sitzen“, sagt Bimschas. Ihre Schülerin Leonie Schulz (20) präsentiert mit ihrer Stute Amitie pour la Vie die mittelschweren Lektionen, Emma Glas-Meyer (19) zeigt mit ihrem Wallach Sam Lektionen der Klasse S (schwer), wie perfektioniertes Reiten aussehen kann. Sandra Junger (31) demonstriert auf ihrem selbst ausgebildeten Fuchswallach Di Pregio die hohe Schule.

Und einen Tipp gibt Bimschas allen Teilnehmern mit: „Für Erfolge muss man sich im Reitsport Zeit nehmen. Nutzt die Winterzeit für die nächste bevorstehende Lektion, wenn ihr weiterkommen wollt.“