Pinneberg. Torhüter des Fußball-Oberligisten rettet im Kellerduell mehrmals großartig beim 1:0-Heimsieg über Türkiye. Reibe-Elf ist Tabellen-14.

Brust raus, die Fäuste geballt. Beim Abpfiff zeigte Lucas Albracht (23) die Siegerpose. Dann eilte auch schon Kapitän Fabian Knottnerus heran, sich beim Torwart für eine fehlerlose Leistung zu bedanken. Es ist vollbracht, dank Albracht. Die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg beendeten ihre Durststecke von sieben sieglosen Auftritten mit einem schmeichelhaften 1:0 (0:0)-Erfolg über den FC Türkiye.

Alle beim VfL sind sich einig: Es ist ein glücklicher Sieg

„Endlich fahre ich mal Hause, ohne mich ärgern zu müssen“, sagte VfL-Coach Thorben Reibe. Dessen Team hatte soeben den drittletzten Tabellenplatz an die unterlegenen Wilhelmsburger abgetreten. Am Reformationstag empfahl Wolfgang Lowin, früherer Trainer des SC Pinneberg, einen Zwischenstopp in der Kirche. „Dort sollte er ein paar Kerzen anzünden.“ Thorben Reibe räumte es ein. „Dieser Sieg war natürlich sehr, sehr glücklich für uns. Aber es hat auch schon bessere Spiele von uns gegeben, in denen wir die Punkte dann unglücklich liegengelassen haben.“

Wieder einmal war der Rasen im Stadion am Rosengarten für den Spielbetrieb nicht freigegeben. Der Abstiegskampf tobte auf dem Grand gegenüber dem Hallenbad. Dazu passend: Die VfL-Abwehr schwamm wie im 50-Meter-Becken.

Ein Auszug aus der Hitliste der Albracht-Paraden: In der 22. Minute hält er einen Flachschuss von Sascha de la Cuesta, nachdem Marcel Uitz an der Mittellinie den Ball verloren hatte. Beim Direktschuss von Bilyal Mustafov im Anschluss an einen Eckstoß (43.) und beim Kopfball von Tolga Tüter reagierte der Torwart reflexartig (45.).

Alle Pinneberger hatten irgendwie abgeschaltet, als de la Cuesta nach einem Zusammenprall mit Arend Müller heftig einen Elfmeter forderte – nur nicht der Mann im grünen Pullover. Albracht machte sich lang und boxte den Ball beim Schuss von Tüter über die Querstange (61.). Dann stellte er sich auch noch erfolgreich Medeni Kaya, der direkt vor ihm Maß genommen hatte, in den Weg (64.).

Den früheren Unsicherheitsfaktor des Wedeler TSV brachte nichts aus der Ruhe. Albracht erklärt seine Leistungsexplosion: „Das Torwarttraining mit Jürgen Stars zahlt sich aus. In Pinneberg verspüre ich Vertrauen, das ich in Wedel nicht bekam.“

Was aber nicht heißt, dass der Sachbearbeiter im öffentlichen Dienst Stammkeeper Norman Baese verdrängt hat. Reibe formuliert sein Luxusproblem elegant: „Mir stehen zwei sehr gute Torleute zur Verfügung. Darüber freue ich mich natürlich.“ Das Glück des Tüchtigen nahm Albracht bei einem Schuss von de la Cuesta an den rechten Pfosten in Anspruch (65.). Die Gäste haderten mit ihrem Schicksal. In der 72. Minute prallte Kayas Kopfball vom linken Innenpfosten ins Feld zurück.

Marcel Uitz (l.) erzielt kurz nach der Pause das 1:0 für den VfL Pinneberg
Marcel Uitz (l.) erzielt kurz nach der Pause das 1:0 für den VfL Pinneberg © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Einziger Pinneberger, von dem Gefahr ausging, war Marcel Uitz. Nach einem Flachpass von Alexander Borck wäre dem Nachwuchsstürmer beinahe eine Kopie seines 1:0 gegen den TuS Osdorf gelungen. Der Ball flog über das Tor (25.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit spitzelte er den Ball nach einem Zuspiel von Daniel Diaz rechts am Tor vorbei. „Wenn er noch so eine Großchance vergibt, hole ich ihn eigenhändig vom Platz“, drohte Spielervater Michael Uitz.

In der 50. Minute trugen dann alle seinen Sohn auf Händen. Nach Borcks neuerlichem Flachpass streichelte Marcel Uitz den Ball rücklings zum Tor mit der rechten Sohle in die linke Ecke. Das war der Geniestreich, der das Spiel entschied.

Tor: Marcel Uitz (50.).
Schiedsrichter: Pfefferkorn (SC Urania). Zuschauer: 70. Unterhaltungswert: mittel.
VfL Pinneberg: Albracht – Zaman, A. Müller, Walter, Knottnerus – Kaetow, Hartlieb – Borck (78. Albry), L. Diaz, D. Diaz – Uitz (68. Agyei-Antwi).