Pinneberg. Fußball-Oberligist verliert zu Hause mit 0:3 gegen bisherigen Vorletzten Buchholz 08. Abstiegszone ist nur noch einen Punkt entfernt

So weit ist es also gekommen. Thorben Reibe, Trainer des VfL Pinneberg, muss sich gewagte Fragen gefallen lassen. „Spielt die Mannschaft gegen Sie?“ Doch so doof, einen, der sich seit 2013 mit Haut und Haaren für sie einsetzt, zu verraten, werden die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg nicht sein. Jeder Einzelne ist jetzt gefragt, nachdem sie den wildesten Spekulationen beim schlimmen 0:3 (0:1)-Kick gegen Buchholz 08 Tür und Tor öffneten.

Es ging schon damit los, dass das interne Zusammenspiel nicht funktionierte. Auf den Plakaten, die der Club aushängte, war die Anstoßzeit mit Sonntag, 14 Uhr, vermerkt. Tatsächlich wurde die Partie 24 Stunden vorher angepfiffen. Die Mannschaft wünschte sich die Vorverlegung, um abends in der Fischauktionshalle feiern zu können. Rechtsaußen Alexander Borck war die Vorfreude getrübt. „Ich werde wohl sechs Maß Bier trinken. Mit weniger bekomme ich diese Niederlage nicht aus dem Kopf.“

Vor ihrem Gastspiel im Stadion am Rosengarten hatten die Buchholzer erst einmal gewonnen. Jetzt sind sie bis auf einen Zähler an die Pinneberger – Viertletzter – herangekommen. Am nächsten Sonntag könnten beide Teams die Positionen tauschen. Die Buchholzer empfangen Schlusslicht Vorwärts/Wacker Billstedt. Thorsten Zessin, Ligaobmann des Wedeler TSV, trat nicht im Glauben den Heimweg an, dass der VfL in der aktuellen Verfassung im Elbestadion etwas ausrichten wird.

„Wir wollen Party, Palmen, Weiber und n’Bier“ – auf dem unterirdischen Niveau der Pausenmusik bewegte sich auch der VfL-Auftritt. Das Team wirkte wie gelähmt, nachdem Leif Wilke schon in der vierten Minute einen Querpass von André Müller zur Führung der Gäste genutzt hatte. Als Maximilian Fischer in der 23. Minute Borck über die Klinge springen ließ, blieb zudem der Elfmeterpfiff des insgesamt guten Schiedsrichters Jorrit Friedrich Eckstein-Staben aus. Zwei Minuten später erhob sich Thorben Reibe aus seinem weißen Plastikstuhl und wurde energisch: „Aufwachen, Jungs“.

Aufmerksam war aber nur Keeper Norman Baese, der eine Großchance für André Müller vereitelte (40.). „Norman hatte gute Form, auch Lennart Dora muss sich nichts vorwerfen. Der Rest war schwach“, urteilte Reibe. Von Regisseur Jan-Henrik Kaetow und Alexander Borck, sonst Dampfmacher, zeigte sich der Coach besonders enttäuscht. „Wenn sie nicht funktionieren, lahmt unser gesamtes Spiel.“

Auch Luis Diaz wirkte schon gewitzter als an diesem trostlosen Nachmittag, den der Himmel in ein tristes Grau gehüllt hatte. Konstruktiv war nur sein Zusammenspiel mit dem eingewechselten Frederic Sarpong, der dem Buchholzer Keeper Philipp Wilke mit seinem Scharfschuss aus 16 Metern die einzige Glanzparade während der gesamten 90 Minuten abnötigte.

Jawohl, es waren genau 90 Minuten und keine Sekunde mehr. Eckstein-Staben war so freundlich, das Leid der VfL-Fans nicht unnötig in die Länge zu ziehen. In der Schlussphase hatten die Buchholzer den Pinnebergern nämlich endgültig den Zahn gezogen. Nach einem Foul von VfL-Abwehrchef Arend Müller hatte der Unparteiische den Vorteil abgewartet. Der ergab sich für Jonas Fritz. Sein Flachschuss in die linke Ecke passte perfekt – 0:2 (80.). Wie angeschlagene Boxer kurz vor dem K.o. wankten die Pinneberger über den Rasen. André Müller glückte noch das 0:3.

Sportchef Kebbe nimmt Coach Reibe in die Pflicht

Unaufgeregt trat Detlef Kebbe, sportlicher Leiter des VfL, der mit seinen 65 Jahren schon einiges erlebt hat, den Heimweg an. „Ich hatte auf unsere Defizite schon im August hingewiesen. Jetzt ist es Sache des Trainers, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.“ Thorben Reibe schöpft aus Floskeln Kraft. „Das war der Tiefpunkt. So gesehen, kann es nur aufwärts gehen.“

In den vergangenen zwei Spielzeiten hatten die Pinneberger einer schwachen Hinrunde stets eine überzeugende Frühjahrsserie folgen lassen. Zweifel drängen sich auf, dass sie diese Steigerung erneut hinbekommen.

Tore: 0:1 L. Wilke (4.), 0:2 Fritz (80.), 0:3 Müller (82.).
Schiedsrichter: Eckstein-Staben (SC Wentorf). Zuschauer: 100. Unterhaltungswert: extrem niedrig.
VfL Pinneberg: Baese – Knottnerus, Walter (76. Albry), A. Müller, D. Diaz – Kulicke (63. Sarpong), Dora – Borck, Kaetow, L. Diaz – Uitz (63. Agyei Antwi).