Wedel. Kreisligafußballer aus Wedel lassen höherklassigen Lokalrivalen TSV bei Stadtmeisterschaft hinter sich. Jugend-Schiri muss aushelfen
Entspannt saß Marlo Steinecke noch einige Zeit nach Turnierschluss zwischen den Teamgefährten auf der Holzbank. „Es ist ja zu sehen, dass er sich bei uns wohl fühlt“, sagte Walter Zessin, 1. Vorsitzender der Fußball-Liga des Wedeler TSV.
Wie zum Beweis schoss Steinecke in der letzten Minute der Partie gegen Roland Wedel das 1:1. Das Gerangel um seine Person ließ ihn offenbar unbeeindruckt. Der FC St. Pauli wollte den 23 Jahre alten, mit dem zum Profi am Millerntor aufgestiegenen Jan-Marc Schneider (früher SV Halstenbek-Rellingen) bestens befreundeten Mittelfeldspieler ursprünglich für sein Regionalligateam verpflichten und ihn aus seinem Vertrag bis 2019 heraus kaufen.
Als sich die Sache in die Länge zog, setzten die Wedeler dem Kiez-Club eine Frist, sich zu entscheiden. „Wir hätten Marlo diese Chance nicht verbaut“, versichert Zessin, „Letztlich stimmte aber die Summe nicht.“ Den Wedeler Oberligakickern blieb der Verlust eines weiteren Leistungsträgers nach Mark Hinze (Altona 93) erspart. Doch beim vom SC Cosmos ausgerichteten Wedel-Cup hatten sie trotzdem nicht die Nase vorn, sondern überraschend die Gastgeber.
Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, als Lasse Tiedemann, 18 Jahre alter Schüler der Gebrüder-Humboldt-Schule, gegen den WTSV das entscheidende 2:2 erzwang. Es war die letzte Minute des letzten Spiels an diesem sonnigen Tag auf dem Kunstrasen an der Schulauer Straße, als WTSV-Verteidiger Christian Najjar am eigenen Strafraum über den Ball stolperte. Tiedemann, gewöhnlich Innenverteidiger, der sich ausnahmsweise im Angriff tummelte, hielt einfach mal drauf. Der Ball zappelte im Netz und Najjar fasste sich an den Kopf. Gleich nach dem Abpfiff suchte WTSV-Chefcoach Jörn Großkopf das Gespräch mit ihm. Co-Trainer Daniel Domingo verbreitete unterdessen Gelassenheit. „Uns ist es doch lieber, dass solche Fehler in einem Vorbereitungsturnier passieren als in einem Punktspiel.“
Und noch einer, der in der Humboldt-Schule die Bank drückt, rückte in den Blickpunkt. SCC-Schiedsrichter Momme Hitzemann (16) sprang an der Pfeife ein, weil sich die angeforderten Unparteiischen nicht blicken ließen. Der Schlacks, der schon Partien in der Herren-Kreisliga leitete, übte Selbstkritik. „Fehlerfrei bin ich bestimmt nicht gewesen.“ Für seinen lobenswerten Einsatz steckte der Nachwuchs-Schiri 70 Euro Spesen ein.
Dieselbe Summe zahlten Gerald Stooß und Dennis Scheuing an die zweitplatzierte Mannschaft. Das Cosmos-Team freute sich über 130 Euro für die Mannschaftskasse und den Pokal, den Kapitän Hannes Westphal entgegennahm. Zudem ließen die beiden Organisatoren für jede Mannschaft einen Kasten Bier springen.
Bei angenehmen Temperaturen war es ein Wohlfühl-Turnier, in dem zunächst beinahe der FC Roland Wedel (Bezirksliga) für einen Paukenschlag gesorgt hatte. Das 1:0 von Yannik Kurowski, dessen Vater Stephan als Trainer aufhörte und in den Vorstand des Clubs wechselte, reichte ganz knapp nicht zur Sensation. „Dabei hatten wir doch die Chancen zum 2:0“, sagte der neue Coach des FCR, Philipp Obloch (38), leicht verärgert. Während seines Studiums in Köln und auch, als er in München wohnte, hatte sich der frühere Kicker der zweiten Mannschaft auf lokaler Ebene einen Namen als Trainer gemacht. Der Kontakt zum FCR-Vorstand war in dieser Zeit nie abgerissen.
So war es rasch klar, dass er nach seiner Rückkehr in die Stadt, in der aufwuchs, Kurowski senior. beerben würde. Cosmos-Coach Andre Otto verriet am Rande, dass er seinen Sohn Moritz (16) schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt als zukünftigen Herrenspieler aufbaut. Jörn Großkopf hatte unterdessen seine Freude an Fernando Roesler (18), der in Abwesenheit einiger Asse dreifach für den WTSV „knipste“.
Resultate: Rissener SV – Cosmos Wedel 0:2, WTSV – FC Roland 1:1, Rissen – WTSV 0:6, SC Cosmos – FC Roland 2:0, FC Roland – Rissen 5:2, WTSV – SC Cosmos 2:2.