Elmshorn. Lea Boy, Arti Krasniqi und Dustin Lantuhovsind für Marseille qualifiziert. Swim-Team Stadtwerke Elmshorn sichert sich 13 Landestitel.
Arti Krasniqi hat dieser Tage dreimal Grund zur Freude: Bei den schleswig-holsteinischen Meisterschaften ist der Schwimmer des Swim-Teams Stadtwerke Elmshorn (STE) Landessieger im Sprintmehrkampf (50 Meter Brust, Freistil, Rücken und Schmetterling) geworden. Eine Woche zuvor löste er bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Freiwasserschwimen das Ticket für die Junioren-Europameisterschaften JEM), die vom 4. bis 6. August in Marseille steigen.
Die Vorbereitung darauf wiederum dürfte dafür sorgen, dass der Pinneberger eine große Feier seinen heutigen 18. Geburtstag auf die Zeit nach der EM vertagen muss. In Frankreich möchte der junge Erwachsene seine Bestleistung abrufen – beim Heimspiel im Elmshorner Freibad demonstrierte er, dass er auf einem guten Weg ist.
Im 50-Meter-Becken an der Krückau stiegen zum zweiten Mal in Folge die Landeswettbewerbe in Sprint und Staffel. Dabei stellte die Elmshorner Gastgebermannschaft mit 56 startenden Schwimmern das mit Abstand größte Teilnehmerfeld der 30 angetretenen Vereine, die SG Lübeck meldete an zweiter Stelle 34 Nachwuchs-Schwimmer. Aus dem Kreis Pinneberg waren zusätzlich vier Schwimmer der SG Elbe sowie 15 Starter des TSV Uetersen dabei. In den 18 Gesamtwertungen der verschiedenen Altersklassen sicherten sich am Ende drei Jungen und zwei Mädchen des STE den Landesmeistertitel. Von den zwölf Staffelwettbewerben konnte das Swim-Team acht gewinnen.
Im Freiwasser ist Lea Boy nationale und Weltmeisterin
Arti Krasniqi landete in der 4 x 200-Meter Staffel im Freistil zum zweiten Mal ganz vorne. Mit in seinem Team ist Dustin Lantuhov geschwommen. Gemeinsam mit Lea Boy bilden sie das Elmshorner-Trio, welches Anfang August nach Frankreich reisen und bei der Junioren-EM antreten wird. „Das heute war für mich ein Trainingswettkampf“, sagt Boy über den Sprintwettbewerb. Bevor um 9.30 Uhr das erste Startsignal ertönte, hatte die 17-Jährige mit Lantuhov im heimischen Becken bereits eine Einheit von fünf Kilometern absolviert.
Die Kurzdistanz liegt ihr weniger; in der Gesamtwertung belegte sie den fünften Platz. Auf den 50 Metern Schmetterling erreichte sie mit 31,44 Sekunden zwar persönlich eine neue Bestzeit, im direkten Vergleich zur Landeskonkurrenz reichte diese aber gerade mal für Rang acht. Boy bevorzugt die 800 oder 1500 Meter im Kraulstil, ihr Spezialgebiet ist seit fünf Jahren das Freiwasser. „Letztes Jahr bin ich im niederländischen Hoorn Juniorenweltmeisterin geworden“, erzählt sie.
Den Weg zu ihrer zweiten Europameisterschaft hat sie wie Krasniqi und Lantuhov in Magdeburg geebnet: Boy schwamm die 7,5 Kilometer nicht nur unter Normzeit, sie wurde auch Deutsche Meisterin. Ihr großes Ziel ist Olympia: „Da will ich irgendwann mal starten.“ In Richtung der anstehenden Herausforderung in Marseille zügelt sie aber ihre Erwartungshaltung: „Es geht vor allem um weitere internationale Erfahrungen, eine Medaille ist vielleicht so im Hinterkopf.“ Jörg Freyher wird vor Ort mitverfolgen, was für die Elmshorner drin ist. Der STE-Trainer mit A-Lizenz ist zugleich Coach des Deutschen Schwimmverbandes, begleitet in Frankreich die vierte Junioren-EM in Folge. Freyher weiß: „Das Freiwasser hat seine eigenen Gesetze. Gerade in der Staffel sind wir stark, damit ist Lea ja auch Weltmeisterin geworden.“
Jedes Jahr starten Elmshorner Schwimmer auch international
Boy und Freyher kennen sich seit sieben Jahren. „Lea habe ich damals als Nachwuchstrainer übernommen“, sagt Freyher. Inzwischen ist er Chefcoach und trainiert in zwei Leistungsgruppen 28 Talente zwischen 13 und 20 Jahren. „Insgesamt haben wir vier Trainerinnen und Trainer, die zwischen 80 und 100 Schwimmer im Leistungsbereich abdecken. Damit sind wir breiter aufgestellt als die meisten Vereine“, sagt Freyher, dessen erklärtes Ziel es ist, „führende Kraft in Schleswig-Holstein“ zu bleiben. Jedes Jahr qualifizieren sich Schwimmer vom STE für internationale Wettkämpfe. Mit Jacob Heidtman hat das Team seit Rio sogar wieder einen Olympia-Teilnehmer in den eigenen Reihen, auch wenn dieser – genau wie Krasniqi – mittlerweile am Hamburger Olympiastützpunkt trainiert. „Solange die Jugendlichen zur Schule gehen, können wir für die meisten den Trainingsbedarf abdecken. Danach fehlt uns eine benachbarte Universität“, meint Jörg Freyher.
Boy hat noch zwei, Lantuhov drei Schuljahre vor sich. Der Beginn der Sommerferien am 24. Juli bedeutet für sie zunächst mehr Zeit zum Trainieren. In zehn wöchentlichen Trainingseinheiten spulen sie im Elmshorner Freibad bis zu 100 Kilometer ab. Nach der Rückkehr aus Marseille aber, ab der dritten Ferienwoche, haben auch sie die Möglichkeit, sich zu erholen. Lantuhov hat sich vorgenommen, zwei Wochen komplett abzuschalten: „In dieser Zeit ist Schwimmen dann mal kurz gar kein Thema für mich.“ Und für Boy? „Ich werde eine Woche lang nur so ein bisschen schwimmen“, sagt sie. Heißt: „Dreimal jeweils vier Kilometer.“