Elmshorn. Fohlen, Züchter, junge Pferde, Reiter und Fans kamen bei den Holsteiner Pferdetagen zusammen. In der Dressur siegte sogar ein Trakehner.

Für Züchter, Reiter und Pferdeliebhaber sind die Holsteiner Pferdetage in Elmshorn ein Pflichttermin. Selbst Besitzer und Züchter aus der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Belgien machten sich auf den Weg zum Schaulaufen des Pferdenachwuchses. In 14 unterschiedlichen Prüfungen präsentierten zudem Berufsreiter drei bis sieben Jahre alte Vierbeiner, die je nach Alter, Können und Ausbildungsstand in verschiedene Prüfungen eingeteilt waren. Und alle hier vorgestellten Dressur- und Springpferde haben eines gemeinsam: Eleganz, Anmut und Bewegung sind Trumpf. Die sportliche Karriere vieler international erfolgreicher Pferde hat an der Elmshorner Rennbahn begonnen.

Für Marleen Essig (39) aus Wedel war das Dressurpferde-Championat mit ihrer selbst gezogenen sechs Jahre alte Stute Almaviva ein Abenteuer. „Das ist unser erster großer Auftritt im Laufe meiner Zuchtkarriere“, sagt Essig. Als Züchterin und Ausbilderin hat sie in dieses Pferd viel Leidenschaft, Schweiß, harte Arbeit und Geld gesteckt. Züchten ist ein hohes Risiko, da läuft nicht immer alles glatt, und jedes Fohlen ist wie ein Überraschungs-Ei: Man weiß nie, was man bekommt. Bis ein neugeborenes Fohlen endlich gesattelt werden kann, vergehen ganze drei Jahre. Erst dann beginnt langsam die eigentliche Arbeit. Bei den einen geht es etwas schneller mit den Fortschritten, andere Pferde tun sich schwer. „Es ist wie mit jungen Schülern, die haben auch mal eine gute oder schlechte Phase“, sagt Essig. Für die Zucht und Ausbildung brauchen alle Züchter viel Geduld und eine Portion Glück.

Manch ein Besucher hat sich beim Landeschampionat der sechs Jahre alten Dressurpferde gewundert, dass zum ersten Mal ein Trakehner – statt eines Holsteiners – mit Reiterin Christina Ellendt (Reitgemeinschaft Hof Barkholz) siegen konnte. Der hat zwar Holsteiner Blut, aber so mancher alteingesessene Züchter war dennoch argwöhnisch. Einer von ihnen merkte an: „Der ist wohl nur in Schleswig-Holstein geboren – mehr nicht.“ Das fühlt sich für traditionsbewusste Züchter so an, als wenn plötzlich eine eher ungewöhnliche Automarke beim Händler auf dem Hof steht.

Ein Highlight auf der Elmshorner Rennbahn sind die Qualifikationsprüfungen für das Bundeschampionat der drei und vier Jahre alten Holsteiner Reitpferde. Roland Metzler (38) aus Tornesch ist Ausbilder von jungen Nachwuchspferden und reitet selbst Dressur bis zur hohen internationalen Klasse S* (schwer). Sein brauner eleganter drei Jahre alter Siegerhengst Carbon ist das, was Fachleute ein „komplettes Pferd“ nennen. Das Erscheinungsbild ist makellos, in der Reitpferde-Prüfung zeigte sich Carbon mit sehr guten Bewegungen im Schritt, Trab und Galopp. Der junge vierbeinige Sportler war der beste mit einer Bewertungsnote von 8,5. Die Höchstnote 10 wird in der Praxis kaum vergeben.

Auf Platz drei reihte sich Markus von Holdt vom Reitverein Uetersen mit seinem vier Jahre alten Hengst Casbah ein, der eine Note von 8,1 erzielte. Für Metzler und von Holdt ist nun die Weiterreise zum Bundeschampionat im September beim Dachverband der Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf gesichert.

Die schönste Holsteiner Stute heißt Graziella und stammt aus dem Besitz des Schweizers Manfred Birchler, der mit Roland Metzler in Tornesch eng zusammen arbeitet. Und Graziella hat den internationalen Elitehengst Casall (18) als Vater. Mit ihrer Eleganz, dem Auftritt und Bewegungsablauf konnte diese junge Stute die Jury am meisten überzeugen. Graziella bleibt auf unbestimmte Zeit bei Metzler im Stall. Auf den zweiten Platz kam Gitania vom internationalen Springreiter Rasmus Lüneburg aus Hetlingen.

Ein Fohlen brachte bei der Auktion 18.000 Euro ein

Ein weiterer Höhepunkt der Holsteiner Pferdetage war die Fohlenauktion – die neuen Besitzer kommen aus Saudi-Arabien, Polen, Belgien, Australien, Argentinien, den Niederlanden, Schweiz, Frankreich, Peru und aus Deutschland. Die Preishöhe richtet sich nach der Entwicklung des Marktes und danach, welche Anpaarungen gelungen sind. Den Höchstpreis unter 22 Fohlen erzielte ein acht Wochen altes Quibery-Stutfohlen mit 18.000 Euro. Der Durchschnittspreis betrug 11.659 Euro.

Spannend und rasant ging es auf dem Gras-Springplatz zu. Das Tempo und korrektes Anreiten der Hindernisse im Finale der sechs Jahre alten Springpferde standen im Mittelpunkt der ersten Runde. Alle fehlerfreien Reiter durften dann in das Stechen. Für den Championats-Titel ritt Cassandra Orschel aus Friedrichshulde mit ihrer Fuchsstute Dacara allen 22 Teilnehmern davon und sicherte sich die Bestnote 9,0. Rasmus Lüneburg pilotierte Carlotta auf Rang zwei. Zum letzten Mal wurde dabei auf dem Grasboden geritten, nun rücken die Bagger an, um einen neuen wetterbeständigen Sandboden anzulegen.