Halstenbek. Abstiegsbedrohte SV Halstenbek-Rellingen zieht mit 2:1-Sieg über Altona 93 ins Oddset-Finale ein. Es ist die dritte Endspiel-Teilnahme
Trainer Heiko Barthel tanzte die Sitzplatz-Tribüne entlang und zeigte den Muskelarm. Auf dem Rasen fielen die Spieler übereinander her. Die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen haben das schier Unmögliche vollbracht. Mit einem 2:1 (0:1) über den in der Tabelle um 14 Positionen und 37 Punkte besser platzierten FC Altona 93 erreichen sie zum dritten Mal nach 2005 und 2010 das Finale des Oddset-Pokals. Dieses wird am 25. Mai traditionell im Stadion des SC Victoria ausgetragen.
Heiko Barthel bekam sich nur mühsam sortiert. „Ich danke der Losfee und dem Wettergott, dass sie uns diese schönes Spiel geschenkt haben.“ 1150 zahlende Zuschauer mit ihrem Durst und mit ihrem Appetit bescherten den Halstenbekern einen warmen Geldregen in die Kasse. Geteilt werden nur die Einnahmen aus dem Kartenverkauf. Am 25. Mai steht ein Vielfaches auf dem Spiel. Hamburgs Pokalsieger erhält für den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals 140.000 Euro.
Der Gegner der Spielvereinigung wird morgen um 17.30 Uhr zwischen dem WTSV Concordia (Oberliga) und Eintracht Norderstedt (Regionalliga) ermittelt. Ungefähr gleichzeitig haben die Halstenbeker einen weiteren wichtigen Termin. Um 19 Uhr kämpfen sie gegen den SV Curslack-Neuengamme um ihre letzte Chance auf den Klassenerhalt.
Insofern war es für sie ein doppelter Segen, dass ihnen Tim Jeske in der 90. Minute eine kräftezehrende Verlängerung ersparte. Nach einem Zusammenspiel von Benjamin Brameier und Indrit Behrami schien den Altonaern in dieser Szene gar keine Gefahr zu drohen. Dann aber lenkte ein Altonaer Abwehrbein den Ball wie maßgeschneidert vor die Füße des Torjägers, der trotz gesundheitlicher Probleme tapfer durchhielt. Frei vor Keeper Joshua Du Preez ließ sich Jeske – mit dem FC Elmshorn 2013 dem SC Victoria im Finale 1:2 unterlegen – diese einmalige Gelegenheit nicht nehmen. Nächste Saison stürmt der Blondschopf für den Wedeler TSV, dessen Obmann Thorsten Zessin den Halstenbekern einen „verdienten Sieg auf Grund der Spielanteile nach der Pause“ bescheinigte.
Ausgerechnet der frühere HR-Defensivstratege Eliezer Correia Ca hatte in der zwölften Minute einen Patzer von Keeper Mirko Oest, der an einem Eckball von Nick Brisevac vorbeisegelte, zum 1:0 der Gäste genutzt. „Die Halstenbeker müssten etwas mehr riskieren. Dann können sie dieses Spiel gewinnen“, empfahl der letztjährige HR-Torjäger Enrik Nrecaj, beim WTSV Concordia häufig nur zweite Wahl.
Als ob Heiko Barthel zugehört hätte. Der Außenseiter erhöhte den Druck und hatte Pech, dass Benjamin Brameier mit einem Schuss aus der Drehung nur die Querstange traf (48.). Wütend trat Sascha Richert bei seiner Auswechselung in die Werbebande, doch die Hereinnahme von Indrit Behrami brachte die Wende, das wird er einsehen. Christian Okafor schlug den Pass nach rechts in den Strafraum. Edelreservist Behrami hatte sich freigelaufen und alle Freiheiten, sich die Ecke auszusuchen. Linker Pfosten, rechter Pfosten, drin. Der Deutsch-Albaner musste zweimal hinsehen, ehe er jubelnd abdrehte. Nach dem Match richtete er einen Appell an sein Team, sich die nächste Zeit total auf den scheinbar aussichtslosen Abstiegskampf zu fokussieren. „Ich erwarte, dass uns die Euphorie erstmal zum Heimsieg gegen die Curslacker trägt.“
AFC-Coach Berkan Algan, 2011/12 ein halbes Jahr lang umstrittener Regisseur am Jacob-Thode-Platz, äußerte sich fair: „Die Halstenbeker waren griffiger.“ Heiko Barthels Assistent Sebastian Loether, aktuell noch Spieler des HFC Falke in der Kreisliga, sieht das Resultat als gutes Omen für den 20. Mai. „Dann spielen wir bei der Zweiten von Altona um den Titel in der Staffel 2.“
Tore: Correia Ca (12.), 1:1 Behrami (68.), 2:1 Jeske (90.).
Schiedsrichter: Pötter (Voran Ohe). Zuschauer: 1150. Unterhaltungswert: mittel.
SV Halstenbek-Rellingen: Oest – D. Ghadimi, Schöttke, Krabbes, Richert (65. Behrami) – Sottorf, Brameier – Batista, Jeske (90.+1 Hermaniowicz), Siebert – Okafor.