Appen. Sportpferde im südlichen Kreis Pinneberg sind gefährdet. Fälle von Herpes in Appen und Druse im Süden des Klövensteens wurden bestätigt

Unter Reitern, Trainern, Züchtern und Pferdeliebhabern geht die Angst um. Der Pferde-Herpes und die Druse-Infektion sind ausgebrochen. Das hoch ansteckende Herpes-Virus wurde in Appen bei einem Sportpferd nachgewiesen, und ein Fall der bakteriellen
Infektion Druse wurde im Süden vom Klövensteen in Sülldorf bestätigt.

Beide Erkrankungen sind gefährlich und leicht übertragbar. In Appen könnten noch zwei weitere Pferde vom Virus befallen sein. „Die aufwendigen Laboruntersuchungen laufen noch“, sagt der behandelnde Tierarzt Dr. Klaus Weigand aus Sülldorf. Der Stallbetreiber hat sofort reagiert, die betroffenen Vierbeiner wurden isoliert, keiner kommt und verlässt für ein Turnier oder Lehrgang diesen Hof. „Der Betreiber und die Pferdebesitzer in Appen haben sich sehr professionell verhalten“, sagt Weigand.

Janne Friederike Meyer-Zimmermanns Stall liegt in direkter Nähe

Einen Steinwurf entfernt betreibt die internationale Springreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann, unter anderem vierfache deutsche Meisterin und „Rider of the Year 2015“, ihren eigenen Sport- und Ausbildungsstall. „Unsere betroffenen Nachbarn haben uns umgehend informiert, alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sind getroffen. Für unsere Pferde besteht keinerlei Ansteckungsgefahr, da wir und unsere Pferde keine Berührungspunkte mit dem benachbarten Stall haben“, sagt Meyer-Zimmermann.

Die Infektion stellt für die beiden betroffenen Reitstallbetreiber eine logistische Herausforderung dar. „Die erkrankten Tiere werden immer zum Schluss gefüttert, dann werden die Schuhe des Pflegers in einem Wasserbad desinfiziert, und er muss seine Schutzkleidung komplett wechseln“, erklärt Veterinär Weigand. Die ganze Prozedur wiederholt sich für den jeweiligen Pferdepfleger sechsmal am Tag, und die Boxen der erkrankten Tiere liegen abseits vom normalen Pferdebetrieb.

Rund um den Klövensteen gibt es mehr als 20 Reitställe, die je nach Größe 40 bis 90 Pferde beherbergen. Hinzu kommen noch die Selbstversorger, die keinem Verein oder keinem Reitstall angeschlossen sind. Das traumhafte Naherholungsgebiet Klövensteen ist nun ein Gefahrengebiet für Reiter. Die gute Vernetzung der Reitwege hat zum Auftakt der grünen Saison ihre Tücken, weitere Pferde könnten sich infizieren.

Auch gesunde Pferde können das Herpes-Virus übertragen

Auch ein gesundes Tier kann den Herpes-Erreger übertragen, ohne dass das Pferd Symptome der Infektion zeigt. Zudem hat Tierarzt Klaus Weigand den zweiten schweren Infektionsfall im Süden vom Klövensteen in Sülldorf, dort ist Druse ausgebrochen. „In beiden Ställen sind sofort Quarantänemaßnahmen umgesetzt worden“, sagt der Sülldorfer.

Bei Druse handelt es sich um eine bakterielle Infektion. „Auf Reitstallbesuche bei Freunden soll mindestens einen Monat lang verzichtet werden. Denn Berufsreiter, Reitpartnerschaften, Hufschmiede, Futtermittellieferanten, Entmister und Hunde können das Virus Herpes oder die bakterielle Druse übertragen“, erklärt Weigand. „Die Inkubationszeit beträgt von 24 Stunden bis zu 21 Tagen.“

Das Herpes-Virus kann eine Seuche auslösen und für Pferde zur tödlichen Gefahr werden. „Mit drei Tierärzten haben wir uns aus hygienischen Gründen die Gebiete aufgeteilt, Desinfektion steht an erster Stelle“, erklärt Weigand. „Schuhe und Kleidung werden nach jeder Visite bei den Vierbeinern desinfiziert und die Einmalkleidung entsorgt. Jeder muss mit Vorsicht und Umsicht handeln, um eine Verbreitung in Richtung Seucheneffekt zu vermeiden.“

Beim Holsteiner Verband in Elmshorn ist die Pferdedichte ebenfalls groß, daher werden die Pferde wie in allen Sportställen regelmäßig gegen Herpes geimpft. Doch damit sind die Tiere nicht hundertprozentig geschützt. „Wenn es doch Pferde mit Herpes oder Druse erwischt, ist es sehr großes Pech, theoretisch kann es jeden treffen“, erklärt Verkaufsleiter, Springreiter und Züchter Jörgen Köhlbrandt vom Holsteiner Verband aus Elmshorn. „Das Immunsystem, das Alter, die Verfassung und Stress können ausschlaggebende Faktoren sein.“ Das hartnäckige Herpes-Virus kann an ausgetrockneten Oberflächen über mehrere Tage ansteckend sein, dazu gehören Stallwände, Einstreu und Putzzeug.

Für jeden Stallbetreiber gilt nun: Außenstehende haben in Stallungen für die nächsten sechs Wochen nichts zu suchen. „Eine Springreiterin aus dem betroffenen Stall hat die Nennung für unser Turnier am 8. und 9. April zurückgezogen. Dieses Verhalten ist vorbildlich und umsichtig“, sagt Stallbetreiber Harald Sellhorn aus Tangstedt.

Ein gebräuchliches Warnschild, das die notwendigen Schutzmaßnahmen aufzeigt
Ein gebräuchliches Warnschild, das die notwendigen Schutzmaßnahmen aufzeigt © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Holger Hollemann

Schon beim Verdacht einer Herpesinfektion ist es wichtig, das betroffene Pferd sofort zu isolieren. Das Virus kann sich schnell und massiv verbreiten. Die Erreger der „Equine Herpes“ sind hochgradig über Tröpfcheninfektion ansteckend und können leicht von Stall zu Stall über Menschen weitergetragen werden. Allerdings ist in der Forschung bis heute nicht geklärt, warum Herpes oder Druse immer wieder auftreten. „Wir setzen auch auf die Aufklärung, Impfungen, Wachsamkeit und auf die Vernunft der Tierhalter“, sagt Dr. Klaus Weigand.